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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
Autoren: Brandon Sanderson
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Glasplatte unter meinen Füßen– an der meine Stiefel immer noch hafteten– vom Boden des Luftschiffs weggebrochen war. Die Hawkwind konnte sich weiter in der Luft halten, aber ich flog nicht mehr. Oder würdet ihr es etwa »fliegen« nennen, wenn man mit hundertsechzig Stundenkilometern seinem Ende entgegenstürzt?
    Alles war verschwommen. Die große Glasplatte, an der ich klebte, machte Saltos und wurde vom Wind hin und her geworfen wie ein Blatt Papier. Mir blieb nicht viel Zeit.
    Zerbrich!, dachte ich und schickte eine Ladung Bruchkraft durch meine Beine. Da zersprangen meine Stiefel und die Glasplatte darunter. Scherben flogen um mich herum, aber wenigstens hörte ich auf, mich zu überschlagen. Ich drehte mich nach unten und blickte auf die Wellen hinab. Ich hatte keine Linsen dabei, die mich hätten retten können– nur die Übersetzerlinsen und meine Okulatorenlinsen. Alle anderen hatte ich entweder zerbrochen oder verschenkt oder Grandpa Smedry zurückgegeben.
    Mir blieb also nur mein Talent. Der Wind pfiff um mich herum und ich streckte die Arme aus. Ich hatte mich schon oft gefragt, was ich mit meinem Talent alles zerbrechen könnte, wenn ich es darauf ankommen ließe. Könnte ich vielleicht … Ich schloss die Augen und sammelte meine Kraft.
    ZERBRICH! , dachte ich und schoss die Kraft durch meine Arme in die Luft.
    Nichts geschah.
    Ich öffnete voller Angst die Augen und sah die Wellen zu mir hochschlagen. Wieder und wieder und wieder.
    Es dauert wirklich lange, bis ich aufklatsche und sterbe, dachte ich. Ich hatte das Gefühl zu fallen, aber die Wellen unter mir schienen nicht näher zu kommen.
    Ich drehte mich um und blickte nach oben. Da war Grandpa Smedry. Er stürzte auf mich zu. Sein Smokingjackett flatterte im Wind und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck intensiver Konzentration. Er streckte mir eine Hand entgegen.
    Er sorgt dafür, dass ich zu meinem Absturz zu spät komme!, dachte ich. Ab und zu war es mir auch schon gelungen, mein Talent aus einiger Entfernung einzusetzen, aber das war schwierig und das Ergebnis war unvorhersehbar.
    »Grandpa!«, schrie ich aufgeregt.
    Fast im selben Augenblick prallte er kopfüber mit mir zusammen und wir plumpsten beide ins Meer. Das Wasser war kalt und aus meinem überraschten Geschrei wurde schnell ein Gurgeln.
    Als ich wieder auftauchte, hustete ich Wasser und schnappte nach Luft. Zum Glück war das Wasser ziemlich ruhig– wenn auch eisig. Die Wellen waren harmlos. Ich rückte meine Brille zurecht, die ich erstaunlicherweise auf der Nase behalten hatte, und sah mich nach meinem Großvater um, der wenige Sekunden später auftauchte. Sein Schnurrbart hing patschnass herab und seine dünnen weißen Haarsträhnen klebten an seinem ansonsten kahlen Schädel.
    »Widerspenstige Westerfields!«, rief er aus. »Das war aufregend, was, Junge?«
    Meine Antwort war ein heftiges Bibbern.
    »Also dann, mach dich bereit«, sagte Grandpa Smedry. Er sah ungewöhnlich müde aus.
    »Bereit wofür?«, fragte ich.
    »Ich lasse uns zu einem Teil dieses Absturzes zu spät kommen, Junge«, erwiderte Grandpa Smedry. »Aber ich kann ihn nicht völlig vermeiden. Und ich glaube nicht, dass ich das noch lange durchhalte.«
    »Du meinst also …« Ich verstummte, als die Wucht des Aufpralls mir die Luft aus den Lungen presste. Ich war wieder im Meer gelandet und glitt tief ins Wasser, orientierungslos und frierend. Dann riss ich mich zusammen und kämpfte mich wieder hinauf zum glitzernden Licht. Ich streckte den Kopf aus dem Wasser und schnappte nach Luft.
    Dann spürte ich den Aufprall erneut. Grandpa Smedry ließ uns in kleinen Schritten abstürzen, aber selbst die waren gefährlich. Als ich wieder unterging, sah ich kurz meinen Großvater, der versuchte, sich über Wasser zu halten. Er hatte ebenso zu kämpfen wie ich.
    Ich fühlte mich nutzlos. Mit meinem Smedry-Talent müsste ich doch irgendetwas tun können. Alle sagten mir ständig, wie stark mein Bruchtalent war– und tatsächlich hatte ich damit schon einige erstaunliche Dinge vollbracht. Aber ich hatte meine besonderen Kräfte noch nicht so beneidenswert gut unter Kontrolle wie mein Großvater und meine Cousins.
    Klar, ich wusste schließlich erst seit ungefähr vier Monaten, dass ich ein Smedry war. Aber es fällt schwer, nicht mit sich zu hadern, wenn man gerade ertrinkt. Da ich mir nicht anders zu helfen wusste, tat ich, was jeder vernünftige Mensch getan hätte: Ich kämpfte weiter um mein Leben. Und irgendwann
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