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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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einschnürenden Haß auf die gütigen Götter – die allmächtigen Väter, die die Geheimnisse des Universums vor uns verbergen, die unser Flehen belächeln, die stirnrunzelnd die Köpfe schütteln, die Verbote und Ermahnungen aussprechen; ich spürte seinen zunehmenden Zorn auf die Fesseln von Raum und Zeit, als sei jeder Zentimeter, den er nicht sah und nicht betreten konnte, eine silberne Fessel an seinen Handgelenken, als sei jeder Augenblick vor oder nach seinem Leben ein silberner Kreuzigungsnagel. Ich wanderte durch die sturmtosenden Säle seiner Einsamkeit und erschaute die Schönheit, die er liebte – schattenhafte, schimmernde Figuren, die wie Messer durch die Seele schnitten – und einmal stieß ich auch auf das Verlies seiner Liebe, wo kein Lichtstrahl enthüllte, daß hier Leichen liebkost und Knochen geküßt wurden. Seine Sehnsüchte wurden mir vertraut, die ein Universum von Wundern forderten, ein Universum voller enträtselter Götter. Und ich erkannte seine Lust, die er der Welt entgegenbrachte, als sei sie eine Frau – er war begierig, jeden Winkel kennenzulernen.
    Voller Glück – denn ich lernte ihn endlich zu hassen – bemerkte ich, daß er zwar meinen Körper mit Beschlag belegte, daß er ihn aber nicht so mühelos und auf natürliche Weise benutzen konnte wie ich. Er vermochte nicht zu lachen oder zu lieben oder Zuneigung zu empfinden. Statt dessen mußte er sich zurückhalten, Dinge betrachten, die Lippen schürzen, sich immer wieder zurückziehen.«
    Sie hatten gut die Hälfte der Rampe zurückgelegt, als der Mausling wieder das seltsame Ächzen zu hören vermeinte, diesmal lauter und pfeifender.
    »Er und der alte Mann begannen neue Studien und Versuche, die sie vermutlich in alle Winkel der Welt führten und von denen sie sich bestimmt ein Vorrücken in jene düsteren Sphären erhofften, in denen ihre Kraft unendlich sein würde. Besorgt verfolgte ich, wie sich ihre Arbeit entwickelte und dann doch nicht zum Ziel führte, worüber ich entzückt war. Ihre ausgestreckten Finger verfehlten knapp den nächsten Griff im Dunkeln. Irgend etwas fehlte beiden. Anra war verbittert und lastete es dem alten Mann an, daß sie keinen Erfolg gehabt hatten. Sie stritten sich.
    Als Anras Fehlschlag endgültig schien, verhöhnte ich ihn – nicht mit einem gewöhnlichen Gelächter, sondern mit einem Lachen des Geistes. Er hätte diesem Lachen nicht entgehen können, und wenn er zu den Sternen geflohen wäre – und besonders in diesem Augenblick hätte er mich am liebsten umgebracht. Doch er wagte es nicht, solange ich in seinem Körper war – und ich hatte jetzt die Kraft, ihm den Zutritt zu verwehren.
    Vielleicht war es mein leises Gedankenlachen, das ihn in seiner Verzweiflung auf euch und auf das Geheimnis des Lachens der Älteren Götter brachte – vielleicht auch die Notwendigkeit, bei der Wiedergewinnung seines Körpers magische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Seit damals fürchtete ich, er habe einen Ausweg oder eine Möglichkeit zum Weitermachen gefunden – bis ich heute früh am Grab voller gemeiner Freude miterlebte, wie ihr sein Angebot ausschlugt und ihn töten konntet, wobei euch mein Lachen geholfen hat. Jetzt haben wir nur noch den bartlosen Alten zu fürchten.«
    Wieder standen sie unter dem massigen Torbogen mit dem seltsam ausgehöhlten Schlußstein und hörten eine Wiederholung des pfeifenden Ächzens – und diesmal gab es keinen Zweifel mehr an der Realität des Geräuschs und an der Richtung, aus der es kam. Die Reisenden eilten in eine dunkle und besonders neblige Ecke des Raums und machten dort ein inneres Fenster aus, das in Bodenhöhe begann – und in diesem Fenster erblickten sie ein Gesicht, das körperlos im dichten Nebel zu schweben schien. Die Züge waren unkenntlich – es mochte sich um eine Mischung aus allen alten und desillusionierten Gesichtern der Welt handeln. Die eingesunkenen Wangen waren bartlos.
    Die Abenteurer nahmen all ihren Mut zusammen, traten dicht heran und erkannten, daß die Erscheinung vielleicht doch nicht ganz ohne Körper oder Stütze war. Einige gespenstische Kleidungs- oder Fleischfetzen schienen sich im Dunst zu verlieren, ein pulsierender Sack, der vielleicht einmal eine Lunge gewesen war, dazu Silberketten mit Haken oder Klauen.
    Das eine Auge, das dem jämmerlichen Rest einer Gestalt geblieben war, ging plötzlich auf und richtete sich auf Ahura, und die geschrumpften Lippen verzogen sich zur Karikatur eines Lächelns.
    »Wie dich,
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