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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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das einzige Lebewesen, das sie zu Gesicht bekamen, war ein kleines haarloses Geschöpf, das so aussah, als wolle es ein Bär werden. Als Fafhrd sich bückte, um es zu streicheln, tapste es wimmernd davon. Dann fanden sie eine Tür, die dreimal so breit wie hoch war – und das bei einer Höhe von gut einem Fuß. Sie erblickten ein Fenster, hinter dem eine Schwärze lag, die weder aus Nebel noch aus Nachtdunkelheit geboren worden war und doch unendlich zu sein schien. Als Fafhrd hindurchschaute, machte er undeutlich einige Eisengriffe aus, die nach oben führten. Der Mausling ließ sein Kletterseil in voller Länge innerhalb des Fensters herumschwingen, doch der Haken traf auf kein Hindernis.
    Und doch war der seltsamste Eindruck in dieser unheimlichen leeren Festung zugleich der am wenigsten greifbare Eindruck – ein Eindruck, den jeder neue Raum, jeder neue gewundene Korridor verstärkte – ein Gefühl der architektonischen Unzulänglichkeit. Es schien unmöglich zu sein, daß die Pfeiler das gewaltige Gewicht der Steinböden und Decken aushielten, so unmöglich, daß die Reisenden fast überzeugt waren, es müsse Stützpfeiler und zusätzliche Wände geben, die sie nicht sehen konnten, die entweder unsichtbar waren oder in einer völlig anderen Welt bestanden, als sei das Nebelschloß nur zum Teil aus einem unvorstellbaren Jenseits herübergekommen. Daß gewisse verriegelte Türen in eine Richtung führten, in der sich gar keine Räume mehr befinden konnten, unterstrich diesen Eindruck noch.
    Sie wanderten durch derart gewundene Gänge, daß sie bald völlig die Orientierung verloren, obwohl sie sich bemühten, auffällige Punkte im Gedächtnis zu behalten.
    »So kommen wir nicht weiter«, sagte Fafhrd schließlich. »Was immer wir hier suchen, auf wen wir hier auch warten – auf den alten Mann oder einen Dämon –, das kann genausogut im ersten Raum mit dem großen Torbogen geschehen.«
    Der Mausling nickte, als sie umkehrten, und Ahura sagte: »Jedenfalls sind wir dort nicht mehr im Nachteil als hier. Beim Ishtar, der Spruch des alten Mannes stimmt: ›Jeder Raum ein gieriger Schlund, jeder Torbogen ein reißendes Maul.‹ Ich hatte immer große Angst vor diesem Ort, aber hätte mir nie einen Irrgarten vorgestellt, der sicher einen Geist aus Klauen und Stein hat.
    Die beiden haben mich nämlich nie hierhergebracht. Seit der Nacht, da ich in Anras Körper unser Haus verließ, war ich eine lebendige Leiche, die nach Belieben liegengelassen oder fortgeschafft wurde. Anra und der alte Mann hätten mich vielleicht umgebracht – es gab eine Zeit, da Anra nicht davor halt gemacht hätte –, wenn es nicht notwendig gewesen wäre, daß Anras Körper einen Bewohner hatte – oder mein rechtmäßiger Körper, wenn er ihn mal verlassen hatte – Anra vermochte im Einflußbereich des Ahriman in seinen Körper zurückzukehren und darin herumzulaufen. Wenn das geschah, betäubte man mich und ließ mich in der Vergessenen Stadt zurück. Ich glaube, daß damals etwas mit seinem Körper gemacht wurde – der alte Mann sprach davon, daß er unverwundbar gemacht werde –, denn als ich in ihn zurückkehrte, kam er mir leerer und versteinerter vor.«
    Als sie auf der Rampe wieder nach unten gingen, glaubte der Mausling in der schrecklichen Stille ein leises, luftiges Ächzen zu hören.
    »Ich war mit dem Körper meines Zwillingsbruders bald sehr vertraut, denn ich war sieben Jahre lang fast ununterbrochen darin gefangen, in dem Grabmal. In dieser unangenehmen Zeit gab es Perioden, da ich völlig frei war von Angst und Schrecken – ich hatte mich an den Tod gewöhnt. Zum erstenmal in meinem Leben hatte mein Wille, mein nüchterner Verstand Zeit zum Heranwachsen. Körperlich gefesselt, fast ohne Empfindung lebend, sammelte ich innere Kräfte. Ich begann etwas zu erkennen, was mir bisher nicht aufgefallen war – Anras Schwäche.
    Denn er konnte sich nie völlig von mir lösen. Die Kette, die er zwischen unseren Gehirnen geschmiedet hatte, war zu stark. Wie weit er sich auch von mir entfernte, welchen Schutzwall er auch errichtete, ich vermochte stets in irgendeinen Sektor seines Gehirns zu schauen, vage, wie auf eine Szene am Ende eines langen, schmalen, dunklen Korridors.
    Ich sah seinen Stolz, eine von Silber geschützte Wunde. Ich sah seinen Ehrgeiz zwischen den Sternen herumstolzieren, als wären sie Edelsteine auf dem schwarzen Samt seines künftigen Schatzhauses. Wie meine eigene Empfindung spürte ich seinen
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