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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Autoren: Peter Haas
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01. Prolog
     
    Alles nahm an einem sehr heißen, sonnigen Nachmittag an Thailands Südküste seinen Anfang. Während im heimatlichen Bayern ein grauer Herbst in einen eisigen, schneereichen Winter überging, rollte ich mich unter Palmen von einer Seite auf die andere und bohrte mit den Zehen im warmen, weichen Sand. Mit Hesses „Siddhartha“ auf dem Gesicht und dem Rauschen des Meeres im Ohr überließ ich meinen Geist der Lethargie der Tropen. Doch der Frieden wurde gestört.
    Links von mir tobte ein Krieg. Ein Krieg der Sterne, den mein fünfjähriger Sohn Michael mit konzentrierter Miene in seinem Gameboy piepsend und knatternd aufs Erbittertste austrug. Auf der anderen Seite ging es weit weniger aggressiv zur Sache. Dort leistete – mit geschlossenen Augen und den Kopf an meine rechte Schulter gelehnt – meine thailändische Ehefrau im Traum Schwerstarbeit.
    Und genauso hielten wir es alle drei – jedenfalls während unseres alljährlichen Urlaubs in Thailand, dem Land in dem Lukhgai geboren worden war und in dem sie die ersten sechzehn Jahre ihres Lebens verbracht hatte, ehe sie im Gefolge ihrer Mutter nach Deutschland emigriert war. Vielleicht genoss sie alles etwas mehr als wir, denn ohne den geringsten Zweifel erbrachte sie das größte Opfer, musste sie doch unter den extremen Wintern in Bayern mit ergiebigen Schneefällen, meterhohen Verwehungen und Temperaturen von bis zu minus 30 Grad Celsius am meisten leiden. Solange Michael noch nicht zur Schule ging, versuchten wir daher, das schmuddelige Herbstwetter und einen Großteil unseres arktischen Winters zu meiden, um mit unseren kälteempfindlichen Körpern in ein gut beheiztes Exil nach Thailand zu flüchten.
     
    Die erste Reise in das Heimatland seiner Mutter machten wir mit Michael, als er drei Jahre alt war. Es war nicht der erste gemeinsame Aufenthalt von Lukhgai und mir in Asien, und wir waren uns des Risikos, das wir eingingen, durchaus bewusst. Nichtsdestotrotz waren wir uns sicher, die damit verbundenen Herausforderungen bewältigen zu können.
    Nicht ganz so zuversichtlich blickte unser persönliches Umfeld auf diese eher ungewöhnlichen Reisepläne. Lukhgais Eltern, mit Thailand und dem dortigen Leben eingehend vertraut, meine eigenen Eltern und natürlich die Mehrzahl unserer zu einem Großteil sehr reiseerfahrenen Freunde – alle sorgten sich um die Gesundheit eines so kleinen Jungen während einer Asienreise. Von Autounfällen im chaotischen Verkehr auf Thailands Straßen und dem ständig über uns schwebenden Damoklesschwert, Michael im Gewimmel eines thailändischen Marktes zu verlieren, einmal abgesehen.
    In einem waren Lukhgai und ich uns einig: Angst war noch nie ein guter Ratgeber gewesen, wenn man die Welt entdecken wollte. Wir sahen vielmehr den Gewinn, der aus all den Erfahrungen während solch einer Reise zu schöpfen war. Erfahrungen, die wir im intensiven Kontakt zu den Menschen Thailands mit ihren noch ursprünglichen Sitten und Gebräuchen sowie einer zum Teil noch archaischen Lebensweise machen wollten.
    Nicht zuletzt sollte es Michael vergönnt sein, im Heimatdorf seiner Mutter, also eher in einer sehr ländlich geprägten Region des nordöstlichen Thailands, im Dreiländereck zu Laos und Kambodscha, einen Teil seiner Kindheit zu verbringen. Zumindest während ein paar Wochen im Jahr sollte er ähnlich seiner Mutter als kleine Rotznase mit gleichaltrigen thailändischen Nachbarskindern zwischen den Bauernhöfen herumtollen, im Dorfteich baden und auf Wasserbüffeln reiten. Wir wollten, dass er von den Onkeln und Tanten ein Stück weit mit erzogen wurde, um damit, im Guten wie im Schlechten, ähnliche Erlebnisse zu sammeln wie seine Mutter zu ihrer Zeit.
    Es war uns sehr wichtig, Michael zu ermöglichen, diese für ihn völlig fremde Lebenswirklichkeit durch tatsächliches Erleben und nicht nur aufgrund von Erzählungen kennenzulernen, denn wir teilten die Überzeugung, wonach ein Mensch mehr als durch alles andere von seinen Erlebnissen und Erfahrungen geprägt wird.
    Darüber hinaus wollten wir zu keiner Zeit ein Rundumpaket buchen. Als Pauschalreisende mundgerechte Stücke eines Asiens aus dem Reiseprospekt serviert zu bekommen, quasi genormt, seicht, lauwarm, fade, war für uns eine unerträgliche Vorstellung. Vielmehr zogen wir es vor, völlig auf uns allein gestellt zu reisen und dadurch Einzigartiges zu erleben, in Untiefen zu geraten, fortgerissen zu werden von einem Wechselbad der Gefühle, bei dem es heiß
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