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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
Autoren: Tobias Radloff
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hinter ihm zurück.
    Als die Hornisse Han ortete, schwebte sie näher und fokussierte die Antennen auf ihn. Han verzog das Gesicht. Connor wusste, wie es war, wenn eine Drohne die eigenen Gedanken scannte. Es lag irgendwo zwischen einem eingebildeten Juckreiz und dem Gefühl, wenn man bemerkt, dass man aus Unachtsamkeit ein Geheimnis verraten hat.
    »Lilith, mach hin«, murmelte Han, ohne die Augen von der Drohne zu nehmen.
    »Ich sehe sie nicht richtig. Sie hält sich zu dicht an den Regalen. Du musst sie in die Gangmitte locken.«
    Han bewegte sich nach rechts. Die Psi-Antennen folgten seiner Bewegung, aber die Drohne blieb im Schutz der Regale. Sie war zu gut programmiert, um grundlos einen taktischen Vorteil aufzugeben.
    »Das klappt so nicht.« Connor deutete Richtung Decke. »Lilith, du musst auf das Regal klettern. Von oben hast du eine direkte Sichtlinie.«
    »Na toll«, knurrte sie. »Warum muss bei jedem Plan irgendwas dazwischenkommen? Kann er nicht bloß ein einziges Mal …«
    »Du kannst gleich selbst den Köder spielen!«, zischte Han.
    »Tolle Idee. Wenn die Hornisse Telepathie ortet, ist im Handumdrehen die Gedankenpolizei hier. Dann finden wir das Mittel gegen den Neurovirus nie und ein gewisser Rädelsführer ist mächtig sauer auf uns«, murrte Lilith, erklomm aber gehorsam das Bücherregal. Die Regalbretter knarrten bedenklich.
    »Apropos Rädelsführer: Ich weiß jetzt, was am Ende passiert.« Han war hörbar froh, der Drohne einen unverfänglichen Gedanken entgegensetzen zu können. »Ihr wisst schon, die große Überraschung, die jedes Mal auf uns wartet, wenn wir denken, wir haben die Sache durchschaut. Und zwar vermute ich, dass dieser Typ … Wie hieß er noch?«
    Connor verdrehte die Augen. »Lundi. Der Anführer der Resistance heißt Lundi. Schreib‘s dir endlich auf!«
    »Und verschone uns mit deinen Theorien«, schnaufte Lilith über ihm.
    Han ignorierte sie beide. »Also, ich denke, wir finden heraus, dass dieser Lundi und der Oberste Direktor in Wahrheit ein und dieselbe Person sind. Ist doch logisch. Warum trifft Lundi sich nie mit uns persönlich? Weil dann sein ganzer Schwindel auffliegt. Ich sage euch, wenn wir ihm die Formel für diesen Antivirus beschafft haben, lässt er uns von der Gepo in die Kontaminierte Zone werfen. Oder er ballert uns gleich selbst die Gehirne raus. Und dann – Scheiße, den Gedanken hat sie gehört.«
    »Sie haben ein Gedankenverbrechen begangen. Sie sind festgenommen.« Die Hornisse fuhr ein Paar Handschellen aus.
    Connor hörte Han bei dem Versuch keuchen, jeden Gedanken an Gewalt aus seinem Kopf zu verdrängen, aber eine Drohne wieder abzuschütteln, die illegales Gedankengut geortet hatte, war so gut wie aussichtslos. Das wusste Han ebenso gut wie er. »Schieß!«
    Er hatte sie genau im Visier, drückte aber nicht ab. »Es ist zu früh. Unter Beschuss gibt sie Alarm, und dann sind wir geliefert.«
    »Soll Lilith eben die Zentrale hacken und den Funkspruch löschen«, zischte Han. »Das Ding hat einen verdammten Partikelblaster!«
    Wie auf Zuruf begann der Blasterlauf der Hornisse zu glühen, als die Partikelquelle sich auf 6.000 Grad Schusstemperatur erhitzte. »Sie sind festgenommen. Leisten Sie keinen Widerstand.«
    »Ich soll mein Gehirn von den neuronalen Firewalls der Zentrale zu Hackfleisch verarbeiten lassen? Nein, danke!« Ihr gepresster Tonfall verriet Connor, dass Lilith dabei war, ihre Psi-Kräfte zu kanalisieren. Telepathie kostete viel Kraft, vor allem, wenn es schnell gehen musste.
    »Wie lange noch?«, fragte er.
    »Eine Runde.«
    So viel Zeit hatte Han nicht. Connor tat das Einzige, was ihm in den Sinn kam, um seinem Gefährten ein paar Sekunden zu erkaufen: Er dachte an Mary. Er rief sich den Klang ihrer Stimme in Erinnerung. Wie der Wind in ihrem Haar gespielt hatte. Das Leuchten in ihren Augen, den Geschmack ihrer Lippen. Er hatte ganz vergessen, wie gern er sie geküsst hatte.
    Die Drohne schwenkte abrupt herum. Liebe war nicht illegaler als Gewalt, aber so viel leichter zu orten. Im Innern des Blasters loderte es. Ach, Mary …
    Lilith rief: »Jetzt!«
    Die Kugel durchschlug die Panzerung der Drohne und zerstörte ihr Schwebemodul. Sie krachte zu Boden. Sofort war Han über ihr und versenkte einen Nanowurm in der Öffnung, aus der sie ihr vorderes Beinpaar ausfahren wollte. »Friss das, Blechzecke!«
    Die Hornisse wand sich wie unter Schmerzen, als der Wurm sich durch ihr Siliziumgehirn fraß. Connor glaubte zu sehen, wie ihre
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