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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erklären?
    Lisa Hergarten legte beide Hände flach über das Gesicht.
    Ich werde es herausbekommen, dachte sie. Ich werde mich an dich heften wie dein Schatten. Und wenn ich sie sehe … sie … sie … ich weiß nicht, was ich tue!
    Spät in der Nacht kam Franz Hergarten nach Hause. Müde, wie ein zerschlagener Boxer. Die Experimente im Labor staken fest: Die Hitzegrade, die Elektronium entwickelte, zerglühten die stärksten, bisher bekannten Metall-Legierungen. Sollte Elektronium der Raketentreibstoff der Zukunft werden, mußte erst das Metall gefunden werden, aus dem man die Brennkapseln machen konnte.
    Lisa war noch auf. Sie hatte einen hautengen seidenen Hosenanzug an und trug die aschblonden Haare aufgelöst bis zur Schulter. Sie begrüßte ihren Mann mit einem Kuß, hing sich bei ihm ein und führte ihn ins Haus.
    »Du Armer«, sagte sie und drückte seinen Arm. »Warum bist du auch Atomforscher geworden? Ich habe dir dein Leibgericht gekocht: Steak mit Pilzen. Das macht dich wieder munter. Und eine Flasche Sekt steht kalt.«
    »Nanu?« Franz Hergarten blieb stehen. »Ist was los? Hab' ich einen Feiertag vergessen? Muß ich mich entschuldigen?«
    »Du Dummer!« Sie küßte ihn auf den Mund und dachte gleichzeitig daran, daß diese Lippen vor einer Stunde vielleicht eine andere Frau geküßt hatten. »Übermorgen fliegst du nach Amerika. Wir müssen Abschied feiern.«
    »Jetzt schon?« Er lachte.
    »Ja! Schon der Gedanke, daß du weg bist, ist schrecklich. Da hilft nur Sekt. Um zu ertragen, daß du wegfliegst, müßte ich total betrunken sein.«
    »So liebst du mich, Schatz?« fragte er und zog sie an sich.
    »Ja, so liebe ich dich!« sagte sie gepreßt. »So … wie keine andere …«
    Am nächsten Morgen fuhr sie mit ihrem Wagen wie ein Satan über die Autobahn nach Bonn.
    Sie kam dort früher an als Franz Hergarten, der mit dem Zug fuhr und seinen Wagen am Frankfurter Hauptbahnhof stehen ließ. Wenn er überarbeitet aus dem Labor kam, traute er sich nicht mehr zu, die vollgestopfte Autobahn nach Hause zu fahren. Da war der Zug besser; man konnte sich sogar etwas ausruhen und vor sich hin träumen.
    Am Bonner Hauptbahnhof versteckte sich Lisa hinter einem Plakatständer, als der Zug aus Frankfurt eintraf. Sie sah Franz durch die Sperre kommen, allein und mit weiten Schritten. Plötzlich sah er fremd aus, jünger, elastischer. Er denkt an ›sie‹, dachte Lisa gehässig. Er fühlt sich wie ein junger Bursche.
    Im Gewühl der anderen Reisenden folgte sie ihm, sah, wie er ein Taxi nahm, und sie hatte Glück: sie bekam das nächste freie Taxi.
    »Fahren Sie Ihrem Kollegen nach«, sagte sie und warf sich in die Polster zurück.
    »Dem Kollegen oder dem schicken Herrn, Fräulein?« grinste der Chauffeur.
    »Das bleibt sich gleich. Sie bekommen zwanzig Mark extra, wenn Sie dranbleiben.«
    Auf der Koblenzer Straße, vor dem Außenministerium, stieg Franz Hergarten aus. Lisas Taxi hielt in einiger Entfernung.
    »Fehlanzeige, Fräulein!« sagte der Chauffeur leutselig. »Der gehört zu denen, deren Körper Geheime Kommandosache ist. Macht 3,40 DM und die versprochenen zwanzig Eier.«
    Lisa zahlte und verließ das Taxi. Unschlüssig ging sie ein paarmal vor dem großen gläsernen Eingang des Außenministeriums hin und her, dann stellte sie sich auf der anderen Straßenseite in eine Haustür und beschloß, sich nicht vom Fleck zu rühren, bis Franz wieder aus dem Ministerium herauskam.
    Sie war wie ein Jagdhund, der eine Fährte gerochen hat.
    Ministerialrat Dr. Blatz war wieder von größter Freundlichkeit. Er holte eine Flasche Kognak, bot Zigarren an und erzählte von seinem Sohn, der in Latein eine Fünf geschrieben hatte. »Der Bengel kann nicht logisch denken!« lachte Dr. Blatz. »Sie sollen sehen, der wird noch mal Minister!«
    Nach zwei Kognaks kam Dr. Blatz mit dem Grund heraus, warum er Dr. Hergarten erneut ins Ministerium bestellt hatte.
    »Wir wollen ganz sichergehen, lieber Doktor. Ihre Entdeckung ist viel zu brisant, als daß wir auch nur das geringste Risiko auf uns nehmen können. Sie werden nicht allein reisen, sondern begleitet werden. Sie werden gleich ein freundlicheres Gesicht machen, wenn ich Ihnen verrate, daß eine entzückende junge Frau Sie beschützen wird.«
    »Eine Frau?« fragte Hergarten gedehnt.
    »Sprechen Sie nicht so abwertend. Eine Frau … Aber was für eine Frau! Vom Bundesnachrichtendienst hat man uns das beste Pferd im Stall geschickt. Wir sind von der Überlegung ausgegangen,
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