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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
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damit anfangen, weil wir nicht dürfen!« Dr. Blatz seufzte tief. Er war Mitglied des nationaldeutschen Stammtisches. »Aber unsere Freunde überm Teich, Dr. Hergarten, die werden Sie an ihre Brust ziehen. Wer weiß, außer einer Handvoll Leute hier im Ministerium, um Ihr Elektronium?«
    »Keiner, Herr Rat.« Franz Hergarten riß sich von dem gütigen Lächeln des Präsidetenfotos los. »Drei Mitarbeiter noch.«
    »Vertrauenswürdig?«
    »Absolut.«
    »Trotzdem. Wir werden sie beobachten lassen. Mein Gott, es ist nicht zu fassen, wenn man Sie so sitzen sieht: Solch ein Mann ermöglicht einen Wochenendausflug ins Weltall! Sollen wir noch einmal zusammenfassen, was in den nächsten Tagen passiert? Es darf nichts falsch gemacht werden. Hier in Bonn hören die Wände. Es ist furchtbar zu wissen, daß man beobachtet wird, ohne die Augen zu sehen. Daß Sie jetzt bei mir sitzen, ist bereits denen bekannt, für die Sie interessant sind. Also noch mal!« Dr. Blatz hob die Hand und zählte die künftigen Stationen Dr. Hergartens an den Fingern ab: »Sie fliegen offiziell mit einer Maschine der Lufthansa nach New York. Der Flug ist gebucht, alle Formalitäten sind erfüllt. Aber in Wirklichkeit fliegen Sie gar nicht mit, sondern ein Beamter des Bundesnachrichtendienstes reist statt dessen unter Ihrem Namen mit dieser Maschine. Er sieht Ihnen ähnlich, hat Ihre Statur und wird Ihre Anzüge tragen, die Sie uns morgen ins Ministerium schicken. Hat man Agenten auf Sie angesetzt, so werden sie Ihrem Doppelgänger folgen und mit ihm per Lufthansa fliegen. Sie dagegen besteigen vier Tage später als harmloser Passagier den neuen Luxusdampfer ›Ozeanic‹ und schaukeln gemütlich als Weltenbummler über den Atlantik. Sie werden in bester Gesellschaft sein. Eine Jungfernfahrt – noch dazu diese einmalige Sonderfahrt nach New York – ist ein gesellschaftliches Ereignis. Drei Minister werden an Bord sein, mindestens hundert Millionäre, bekannte Namen aus Kultur und Wirtschaft, neun Bundestagsabgeordnete, drei Delegationen der UNO, eine Kompanie eleganter und schöner Frauen, bereit zum Angriff auf die Männer. In diesem Gewühl werden Sie untergehen, keiner wird Sie sonderlich beachten. Voraussetzung Nummer eins: Erliegen Sie an Bord keiner weiblichen Verlockung!«
    »Ich bin glücklich verheiratet, Herr Rat.« Dr. Hergarten lächelte schwach. »Außerdem ist die Eifersucht meiner Frau so hochgezüchtet, daß sie auch über dreitausend Kilometer hinweg nervlich spüren würde, wenn ich mit einer anderen Frau auch nur tanze.«
    »Ihre Gattin!« Dr. Blatz legte die Zigarre weg. »Sie weiß natürlich auch nur, daß Sie nach New York fliegen. Kein Wort von der Seereise!«
    »Das könnte Schwierigkeiten geben.«
    »Lügen Sie im Interesse Ihrer Entdeckung und für den Sieg im Wettrennen mit den Russen! Die vier Tage Differenz verbringen Sie in Hamburg. Das Hotelzimmer ist schon bestellt.« Dr. Blatz lachte genüßlich. »Unter uns, mein Lieber, wenn Sie eine Adresse haben wollen: blond, vollbusig, mit Pfeffer im Hintern und Paprika in den Fingern …«
    »Danke.« Dr. Hergarten trank seinen Kognak aus. »An Bord der ›Ozeanic‹ bekomme ich eine Luxuskabine …«, wiederholte er.
    »Nummer 12, jawohl. Auf dem Promenadendeck. Die Kabinen 1 bis 4 haben die Minister und ein englischer Stahlmillionär, Sir Edward Surtess mit seiner Frau, Lady Anne. Sämtliche Kabinen der Zwanzigerreihe bewohnen die UNO-Delegierten. Ihr Nachbar in Kabine 10 ist ein russischer Graf Sepkinow, alter Adel, steinreich. Nachbar in Nummer 14 ist ein französischer Philosoph, Jerome Dubois. Die Kabinen auf der anderen Schiffsseite interessieren uns nicht.«
    Das war, wie sich später zeigte, der erste Fehler. Aber welcher Mensch handelt völlig fehlerfrei?
    »Ihre Kabine hat einen eigenen Tresor«, fuhr Dr. Blatz fort. »Darin schließen Sie Ihre wertvolle Aktenmappe mit den die Welt verändernden Unterlagen ein. Auf keinen Fall abgeben beim Zahlmeister im Haupttresor. Bedenken Sie eins: In dem gefährlichen Spiel gibt es nur eine einzige vertrauenswürdige Person: Sie!«
    »Und die Herren, die mich in New York in Empfang nehmen?«
    »Es sind Beamte der Atombehörde. Bis zur Übergabe der Mappe werden Sie von FBI-Leuten umgeben sein, ein Sonderflugzeug bringt Sie gleich zum Kap Canaveral. Daß Sie mit der ›Ozeanic‹ in New York landen, werden die Amerikaner erst eine Stunde vor Anlegen des Schiffes erfahren. Sie sehen, wir haben alles getan, um den Himmel, dank
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