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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ihrer Entdeckung, umfassender zu erobern, als die Russen es können. Und nun kann ich Ihnen nur noch Glück wünschen, mein Lieber!«
    Dr. Hergarten lächelte Ministerialrat Dr. Blatz an. Aber es war ein schiefes Lächeln. Es war das gleiche Lächeln, das er auf den Lippen hatte, als er nach dem geglückten Versuch im kleinen darangegangen war, die Wirkung seines Elektroniums im großen zu berechnen. Ein Lächeln, in dem die Angst lag.
    Die Angst vor seiner eigenen Entdeckung.
    Die Angst, daß sein Werk der Kontrolle entglitt und die Welt vernichtete.
    »Ich wünschte, ich wäre ein Obsthändler«, sagte er heiser und erhob sich aus dem harten Sessel. »Obst ist etwas Herrliches, Gesundes.«
    »Aber Sie sind nun mal der Mann, der eine Ferienreise zu fernen Sternen ermöglichen wird«, lachte Dr. Blatz. Er klopfte Dr. Hergarten auf die Schulter und begleitete ihn wie einen guten Freund durch das Vorzimmer und den langen Gang zum Lift.
    Es gibt Frauen, die trotz genügenden Personals die Anzüge ihres Mannes selbst ausbürsten, Knöpfe annähen und Flecken auswaschen. Sie tun es nicht allein aus Beschäftigungsdrang, sondern eines Privilegs wegen: In den Taschen eines männlichen Anzuges verbergen sich oft kleine, unwichtige Intimitäten seines Alltags – ein Stück Bindfaden etwa, die Rechnung eines Herrenessens, eine Notiz, die niemand versteht –, aber es sind Dinge seiner Persönlichkeit, die nur die Ehefrau sehen sollte – so meinen die Ehefrauen.
    Auch Lisa Hergarten dachte so. Sie war eine Frau, die man schlicht schön nennen konnte, ohne den billigen Beigeschmack, den dieses lapidare Wort oft hat. Sie war schlank und doch wohlgeformt, ihr volles Haar hatte sie aschblond färben lassen, was sie jünger machte als dreißig, die sie war. Manchmal sah sie aus wie ein junges Mädchen, wenn sie langbeinig, im kurzen Rock, ein Band im hellglänzenden Haar, daherging. Man sah ihr nach, und sie wußte es. Sie kam aus einem guten Hause, ihr Vater war Universitätsprofessor. Sie selbst hatte das Abitur gemacht und das Studium der Kunstgeschichte begonnen, als Franz Hergarten in ihr Leben trat und sie mit der Zielstrebigkeit eines Physikers bald zum Altar führte.
    Sie hatte diese Ehe nie bereut, aber sie war trotzdem von einer krankhaften Eifersucht erfüllt. An dem Tage, als sie dreißig wurde, überraschte sie ihren Mann, indem sie nackt vor ihn trat.
    »Sieh mich an«, sagte sie ernst. »Ich drehe mich ganz langsam um mich selbst. Sag mir, wo eine Falte an meinem Körper ist, der Ansatz einer Hauterschlaffung, ein Fettpölsterchen … Sei ehrlich, Liebling! Ich will es genau wissen!«
    Und sie hatte sich langsam um sich selbst gedreht, bis Hergarten sie in seine Arme nahm und zärtlich sagte: »Du bist das Vollendetste, was die Natur als Mensch schaffen kann. Du bist makellos.«
    Sie glaubte es ihm, weil sie sich selbst im Spiegel ständig beobachtete, aber sie hatte, auch wenn sie es nie sagte, Angst vor dem Alter. Beim Presseball, auf Partys oder Einladungen musterte sie die jüngeren Gäste. Keine war schöner als sie, aber wenn sie ein Mädchen von zwanzig sah mit flaumweichen Härchen auf den Armen, die Unbekümmertheit des Lachens wahrnahm und die Ausstrahlung der Jugend wie einen heißen Hauch spürte, dann bildete sich ein harter Zug um ihre vollen Lippen.
    »Jeder Mann betrügt einmal im Laufe seiner Ehe seine Frau«, sagte sie eines Abends zu Hergarten. »Der eine schon einen Tag nach der Hochzeit, der andere nach zehn Jahren oder nach fünfundzwanzig. Irgendwann überkommt ihn der Reiz der anderen, der jüngeren, der glatteren. Hast du mich auch schon einmal betrogen, Franz?«
    »Welche Frage!« Hergarten hatte gelacht. »Ich habe einen Stern in der Hand und soll ihn gegen einen Kieselstein tauschen?«
    »Noch nicht. Aber einmal wird ein Kieselstein da sein, so blank geputzt, daß es dich lockt, ihn aufzuheben.« Sie hatte sich vorgebeugt, seine Knie umschlungen und ihr Gesicht gegen seine Schenkel gepreßt. »Weißt du, was ich dann tue?« sagte sie leise.
    »Du gehst ins Wasser!« lachte er.
    »Nein«, sagte sie fest. »Ich bringe dich um.«
    »Das kannst du dann auch«, hatte er geantwortet und dann das Gespräch vergessen. Aber Lisa Hergarten vergaß es nicht; sie hatte gesagt, wozu sie wirklich entschlossen war.
    An diesem Abend nun sah Lisa die Anzüge durch, die ihr Mann nach Amerika mitnehmen wollte. In zwei Tagen war es soweit. Das Ticket lautete auf Abflug Köln-Wahn, es lag auf Hergartens
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