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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht zu denken«, sagte der Mann vom Deutschen Reisebüro. »Wenn Sie mit einer anderen Dame zusammen …«
    Lisa nickte. Sie wäre mit dem Teufel in einem Bett gefahren, um diese Reise mitmachen zu können. »Buchen Sie«, sagte sie heiser. »Ab Cuxhaven. Mit Rückfahrt.«
    Sie zahlte 1.000 DM an, schrieb einen Scheck darüber aus und bekam eine Auftragsbestätigung. Wie eine wertvolle Köstlichkeit versenkte sie den Zettel in ihre Handtasche.
    »Ich werde erst in Cherbourg zusteigen«, sagte Sybilla Odenthal. »Das ist unauffälliger. Sie werden mich auf dem Sonnendeck kennenlernen, indem ich Sie ungeschickt anrempele. Sollten wir beobachtet werden, so wird keiner auf den Gedanken kommen, daß wir uns schon kennen. Nach diesem Zusammenstoß wird sich dann alles so entwickeln, wie es an Bord üblich ist. Ich werde übrigens als Sängerin nach New York reisen.«
    »Als Sängerin?« Franz Hergarten schüttelte den Kopf. Sie hatten ein Kännchen Kaffee getrunken und genossen nun den herrlichen Rundblick über Godesberg und den Rhein und hinüber zum Siebengebirge mit Drachenfels und Petersberg. »Können Sie auch singen?«
    »Ich bin ausgebildet. Koloratursopran.«
    »Was können Sie eigentlich nicht, Fräulein Odenthal?«
    »Kochen.«
    Sie lachte schallend, als sie Hergartens Hilflosigkeit sah, und legte die schmale Hand auf seinen Arm.
    »Sie sehen mich an, als sei ich ein unerklärbares modernes Gemälde.«
    »Sie sind eine ganz besondere Frau. Warum tun Sie das alles?«
    »Das ist eine kleine Frage, auf die es eine lange Antwort gibt. Vielleicht erzähle ich Ihnen einmal etwas aus meinem Leben, wenn wir an Bord der ›Ozeanic‹ sind.« Sybilla Odenthal schüttelte die langen Haare von ihren Schultern zurück. In der Sonne glänzten sie wie dunkles Kupfer. »Ist noch etwas unklar, Herr Hergarten?«
    Er bezahlte den Kaffee und fuhr mit Sybilla zum Ministerium zurück. Dort stieg sie aus, während er im Taxi blieb, sie gaben sich die Hand und verabschiedeten sich förmlich.
    »Zum Hauptbahnhof«, sagte Hergarten dann.
    Gegen Mittag war er unverhofft wieder zu Hause. Er brachte für Lisa einen großen Blumenstrauß mit und war bester Laune.
    »Du freust dich auf New York?« fragte sie und sah ihn lauernd an.
    »Natürlich.« Er ließ sich auf die Couch fallen und breitete die Arme aus, als wolle er die Neue Welt umarmen. »Ich habe mir schon als kleiner Junge gewünscht, an der Freiheitsstatue vorbeizusegeln. Nun wird es wahr!«
    Im Hause des Konsuls Henning Goltz war das Durcheinander auf dem Höhepunkt.
    Zwei Stubenmädchen packten die Koffer, die Köchin hatte man eingesetzt zum Bügeln, der Gärtner putzte Schuhe, der Chauffeur wienerte den Wagen, als solle er eine Königin fahren.
    Im Salon rannte Beate Goltz, geborene Gräfin v. Hachwitz, händeringend hin und her und ärgerte sich über ihren Mann, der ruhig am Kamin saß und eine Zigarre rauchte.
    »Daß du so unbeteiligt herumsitzen kannst!« rief sie. »Daß du sogar die Zeitung lesen kannst! Hast du gar kein Gefühl?!«
    »Mercedes hat um drei Punkte angezogen«, sagte Konsul Goltz. »Aber ich werde Kali verkaufen.«
    »Aktien! Die Börse! Himmel, ist das dein Leben?«
    »Hast du Sorgen?«
    »Unser Kind fährt übermorgen nach New York!«
    »Es soll vorgekommen sein, daß im Laufe der letzten hundert Jahre schon mehr Kinder nach New York gefahren sind.«
    »Margret ist erst siebzehn.«
    »Ich kenne Säuglinge, die über den Atlantik geschwommen sind.«
    »Henning!« Beate Goltz blieb mit einem Ruck vor dem Kamin stehen. Ihre hoheitsvolle Haltung kannte Goltz seit dreißig Jahren. Damals war er ein kleiner Reeder gewesen, der einen wackeligen Kahn durch den Hamburger Hafen fahren ließ und Kisten hin und her schipperte. Daß ihn die Gräfin v. Hachwitz heiratete, hatte er nie verstanden. Er war zu jener Zeit schmächtig, hatte kein Geld und nur einen alten hanseatischen Namen, auf den ihm keiner Kredit gab. Aber irgendwie mußte Beate v. Hachwitz gesehen haben, daß in dem Henning Goltz eine Zukunft steckte: Sie gab ihm ihr Erbteil von zwei Millionen. Goltz kaufte sich ein größeres Schiff. Und als das Hitlerreich in voller Blüte stand, blühte auch Goltz mit, gründete eine kleine Werft, baute kleine Küstenschiffe, baute und baute weiter, wurde reich, wurde Millionär, rettete auf Schweizer Bankkonten ein Vermögen über Kriegsende und Währungsreform und stand, als die Mark wieder ihren Wert hatte, blühender denn je da.
    »Ich höre, Beate«, sagte
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