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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt
Autoren: Ann Carlott Fontana
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Teil dieser Mädchen landet? In
Bordellen. In irgendwelchen scheußlichen Bordellen in Marokko
oder Tunis oder Kuwait oder Gott weiß wo. Man setzt sie unter
Drogen und verschleppt sie, und keiner sieht sie je wieder!«
Marion zuckte mit den Schultern. Räuberpistolen, dachte sie
verächtlich. Was verspricht er sich davon, mir solche Schauergeschichten
zu erzählen? Will er mich auf den rechten Weg zurückführen?
War dieser Christian am Ende ein Biedermann? Ihr
Verdacht bestätigte sich, als sie, nachdem sie im »Gray d’Albion«
in Puerto Banus noch etwas getanzt hatten, nach Hause fuhren.
Christian machte nicht den allerkleinsten Annäherungsversuch,
nicht mal im Aufzug, und vor Marions Zimmertür gab er ihr nur
einen freundschaftlichen Kuß, sagte »Gute Nacht« und verschwand.
Blöder Schlaffi, dachte Marion, ebenso verärgert wie
enttäuscht. Christian war für sie erledigt.
    Am nächsten Tag ging sie mit ihren Eltern zum Strand. Sie war
schlechter Laune, weil das Abenteuer vom Abend zuvor nichts
gebracht hatte und weil ihr das ganze Torremolinos auf einmal
schal erschien. Marbella… dort lockte das Leben! Hier schien es
so unheimlich viele Deutsche zu geben, und wohin es mit Deutschen
führte, hatte sie ja gerade erst gemerkt. Und nun lag sie in
der ersten Liegestuhlreihe am Wasser – ihr Vater hatte diese
Plätze in aller Herrgottsfrühe gesichert –, und rechts von ihr
quasselte es deutsch, links von ihr auch, und hinter ihnen hoben
sich die Hotelblöcke in den Himmel. Ihre Mutter jammerte
unentwegt über ihren Sonnenbrand und wollte alle fünf Minuten
von Kopf bis Fuß mit Sonnenöl eingecremt werden, und ihr
Vater hatte sich eine deutsche Zeitung besorgt und schimpfte,
weil sein Fußballverein wieder einmal eine Niederlage hatte
einstecken müssen.
    Am frühen Nachmittag – sie hatten in einem der Restaurants
am Ufer gegessen, und zwar deutsche Schnitzel – hatte Marion
das Gefühl, es nicht mehr auszuhalten. »Ich schau mich ein
bißchen um«, erklärte sie, stand auf und ging davon. Trotz der
brütenden Hitze und der unzähligen Autos in den engen Straßen
der Stadt begann sie sich besser zu fühlen. Viele Männer schauten
ihr nach, pfiffen hinter ihr her oder machten zweideutige
Bemerkungen. Sie wußte, daß sie sehr niedlich aussah in ihren
engen Shorts und mit der tollen Sonnenbrille im Haar. Als sie vor
einem Geschäft mit Ansichtskarten stand und ein wenig unschlüssig
zwischen all den bunten Bildern herumsuchte, hörte sie
ihren Namen: »Marion?« Überrascht wandte sie sich um. »Corinna!
« Es war erstaunlich, hier in Südspanien jemanden aus der
fernen Heimat zu treffen, obwohl Marion, als sie genauer überlegte,
es angesichts der Scharen von Deutschen, die hier herumliefen,
nicht einmal mehr allzu verwunderlich fand. Sie kannte
Corinna nur oberflächlich, über gemeinsame Freunde. Ein paarmal
waren sie mit anderen zusammen in die Disko oder zum
Segeln auf die Alster gegangen, aber Marion fühlte sich der schönen
Corinna gegenüber immer ein wenig unterlegen. Corinna war
zwei Jahre älter als sie, hatte rote Haare und trug meist sehr enge
schwarze Kleider und klimpernden Silberschmuck. Sie arbeitete
als Verkäuferin in einem Schuhgeschäft und hatte einen festen
Freund, der einen BMW fuhr. Marion hatte sich immer gewünscht,
so zu sein wie sie.
    Die beiden Mädchen begrüßten einander erfreut. Corinna hängte
sich gleich bei Marion ein und quasselte wie ein Wasserfall.
Marion erfuhr, daß sie alleine hier war, weil ihr Freund keinen
Urlaub bekommen hatte und »er sich außerdem daran gewöhnen
muß, daß ich hin und wieder eigene Wege gehe«! Sie wohnte
ebenfalls in Torremolinos, im Melianhotel, und hatte da bereits
»unheimlich süße Leute« kennengelernt. Marion erfuhr außerdem,
daß Torremolinos ganz nett, aber keineswegs das Gelbe
vom Ei sei. »Warst du schon in Puerto Banus?«
    »Gestern abend. Mit einer Niete von einem Mann.« Marion
berichtete von ihrem Erlebnis mit Christian. Corinna schüttete
sich aus vor Lachen. »Das sind genau die Männer, die unsere
Mütter gerne als Schwiegersöhne hätten. Und mit denen wir
dann in dreißig Jahren so blöd dastehen würden, wie sie heute.
Nichts für mich, nein danke!«
    »Für mich auch nicht!« erklärte Marion mit Entschiedenheit.
    Corinna grinste. »Kann ich mir denken. Du läufst ja nicht umsonst
in den superknackigen Shorts herum, was? Sag mal, hast du
schon was vor
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