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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt
Autoren: Ann Carlott Fontana
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des Jahres, kommt doch mit,
da könnt ihr euch richtig amüsieren.‹ Naja, und dann…«
    »Und dann?«
    »Dann… also, lieber Himmel, irgendwann liegst du halt mit
einem Typen im Bett, und dann stellst du dich nicht zickig an,
sondern machst schön, was der will, und bist richtig nett zu ihm,
und meistens, wenn du gehst, hast du dann ein herzerwärmendes
Dollarscheinchen in der Tasche oder einen fetten Klunker irgendwo
an dir hängen. That’s it!«
    Marion blickte etwas unsicher drein. Corinna gab ihr einen
freundschaftlichen Rippenstoß. »Nun schau nicht wie das Lamm,
das zur Schlachtbank geführt wird. Die Sache ist ein klarer deal.
Just for everbody’s fun, verstehst du? Den Typen bescherst du
ein paar heiße Stunden… wenn sie gut sind, kommst du auch
noch auf deine Kosten, und nachher gibt’s ein schönes Geschenk.
Marion, das Leben ist dazu da, gelebt zu werden!« Sie
pinselte der Freundin noch einen Schwung Rouge auf die Wangen
und reichte ihr ihren Lippenstift. »Hier.
    Richtig rote Lippen. Niedlich siehst du aus. Du wirst ganz nett
absahnen heute nacht.«
     
    Corinna brauchte länger, um sich zurechtzumachen, daher ging
Marion schon einmal alleine hinaus. Sie sah Pedro und Juan in
einiger Entfernung direkt am Wasser stehen, eine Zigarette
rauchen und einander offenbar sehr komische Geschichten
erzählen. Jedenfalls lachten beide laut und übertrieben. Von
woher kamen sie wohl? Wer war ihr Auftraggeber? Wie würde
die Nacht sein? Marion spürte eine eigenartige Spannung, eine
Mischung aus Erwartungsfreude, Nervosität und ängstlicher
Erregung. Wie, wenn sie alles falsch machen würde? Sie hatte
sich eben so klein gefühlt neben der erfahrenen Corinna. Aber
dann fiel ihr Blick auf ihr Spiegelbild in einer Autofensterscheibe,
und ihr Selbstvertrauen kehrte zurück. Sie sah gut genug aus, um
gegen jede andere Frau bestehen zu können, daher brauchte sie
sich überhaupt keine Sorgen zu machen. Sie lächelte zufrieden
vor sich hin, da trat jemand neben sie und sprach sie an: »Hallo,
Marion!« Es war Christian.
    Er sah wirklich gut aus, und für einen Moment empfand Marion
flüchtiges Bedauern darüber, daß es zwischen ihnen beiden
nichts werden würde, weil er ein solcher Langweiler war. »Hallo,
Christian«, sagte sie von oben herab. »Du – ich hab’ leider im
Moment überhaupt keine Zeit. Ich gehe zu einer Party!«
    »Ich wollte dich ja auch nicht aufhalten.« Christian grinste amüsiert.
»Zu welcher Party gehst du denn?«
    »Auf der ›Caribic Crystal‹. Das ist eine Yacht.«
    »Ja, die kenne ich. Soso, da gehst du also hin? Dort herrscht ein
ziemlich munteres Treiben, mach dich also auf etwas gefaßt!«
    »Deswegen gehe ich ja dorthin.«
    »Verstehe. Allerdings solltest du…«, er biß sich auf die Lippen.
»Du mußt mich ja langsam für einen richtigen Oberlehrer halten
«, meinte er. Genau das tat Marion auch, aber sie war zu
höflich, es zu sagen. »Nicht so schlimm«, meinte sie daher
gleichmütig. »Du läßt dir den Spaß entgehen, nicht ich. Und das
ist allein deine Sache, Christian!«
    Nicht allzu weit vom Ort dieser Unterredung entfernt, ein
Stück vor Puerto Banus, draußen auf den azurblauen Wellen des
Mittelmeers, schaukelte eine große weiße Yacht. Ihr Name leuchte
weithin: Maria Luna. Sie fuhr unter arabischer Flagge, hatte
aber zusätzlich die Fahne des Gastlandes, die spanische, gehißt.
Die Segel waren eingezogen, gleißend hell schien die Sonne aufs
Deck. Ein paar Frauen lagen hier in den Liegestühlen, entweder
ganz nackt oder in winzigen Bikinis. Aus der Stereoanlage tönte
leise Musik. Es herrschte eine stille, friedliche Atmosphäre.
Weniger friedlich war das Gespräch, das in einer der Luxuskabinen
im untersten Deck stattfand. Drei Männer standen hier
beieinander: Der beinahe sechzigjährige Taleb, ein ebenso gewitzter
wie steinreicher Waffenhändler aus dem Irak, von dem es
hieß, er sei ein guter Freund des libyschen Staatspräsidenten
Gaddafi und liefere im übrigen Waffen an jeden, der ihn gut
dafür bezahlt, unabhängig von Ziel und Gesinnung. Sein Vermögen
wurde auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt.
    Dann war da Jean-Luc Trebois aus Marseille, eine Mischung aus
Zuhälter und Gigolo. Er war auffallend groß, breitschultrig, trug
immer eine tiefschwarze Sonnenbrille und Hemden in grellen
Farben. Es gab nichts, was er für Geld nicht tat. Er besaß mehrere
Bordelle, Nachtclubs, Callgirl-Agenturen, ließ sich
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