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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt
Autoren: Ann Carlott Fontana
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heute nachmittag?«
    Marion schüttelte den Kopf. »Okay«, bestimmte Corinna, »dann
fahren wir jetzt nach Puerto Banus und halten Ausschau, ob da
ein paar niedliche Typen herumhängen.«
    »Und wie kommen wir hin?«
    »Noch nie was von Trampen gehört? Mein Gott, Kindchen, es
wird Zeit, daß du das Leben kennenlernst. Sei froh, daß du mich
getroffen hast!« Kurz darauf standen die beiden Mädchen an der
Straße, die von Malaga durch Torremolinos hindurch nach Marbella
führte und auf der sich die Autos Stoßstange an Stoßstange
bewegten. Die große, schlanke Corinna mit ihren roten Haaren
und dem schwarzen Minikleid, und die kleinere, üppige Marion
mit ihrer langen blonden Mähne mußten keine fünf Minuten den
Daumen rausstrecken. Schon hielt ein Auto, am Steuer ein dicker
kleiner Mann mit rotem Gesicht und rheinländischem Dialekt.
    »Steigt mal ein, Mädchen. Nehm euch gern mit, zwei so niedliche
Mäuse wie euch. Wo soll’s denn hingehen?«
    »Puerto Banus«, erklärte Corinna. Sie nahmen auf dem Rücksitz
Platz, woraufhin der Mann ständig am Rückspiegel hing und
seine Mitfahrerinnen eingehend musterte.
    »Ist kein ungefährliches Pflaster hier, für zwei so hübsche Bienen.
Was habt ihr denn vor?«
    »Geile Typen kennenlernen«, erwiderte Corinna ungerührt und
zog ihren Taschenspiegel heraus, um sich die Lippen nachzuziehen.
Der Mann verschluckte sich fast und wäre um ein Haar über
die rote Ampel gebrettert, die plötzlich vor ihnen auftauchte.
    »Der hat wahrscheinlich das totale Schlachtroß daheim sitzen«,
meinte Corinna, als sie in Puerto Banus auf der Straße standen.
»Und er kommt sich schon wie der größte Abenteurer vor, nur
weil er uns mitgenommen hat. Was meinst du, wie der die Geschichte
bei seinen Freunden ausschmückt!« Sie gingen am Hotel
»Gray d’Albion« vorbei, das Marion schon von dem Diskobesuch
am Abend vorher kannte, und als sie um eine Ecke bogen, lag
der Yachthafen vor ihnen; ein weißes Schiff am anderen schaukelte
entlang den Kais auf blauen Wellen. Marion hielt den Atem
an. »Das ist ja irre«, murmelte sie. »Guck dir nur diese wahnsinnigen
Yachten an! Sowas gibt’s doch nur im Film!«
    »Irrtum, Schätzchen. Nicht nur im Film. Auch im wirklichen
Leben. Man muß nur an die richtigen Orte kommen. Und was
meinst du, was erst abends hier abgeht. Wer das versäumt, ist
selber schuld.«
    Sie schoben sich im Menschengewühl vorwärts und ergatterten
im »Salduba« an der Ecke tatsächlich noch zwei Plätze.
    Corinna bestellte einen halben Liter Weißwein und lehnte sich
dann entspannt in ihrem Sessel zurück. »Mal sehen«, sagte sie
zufrieden.
    Die beiden jungen Männer in hautengen, verwaschenen Jeans,
schwarzen T-Shirts und mit Spiegelglas-Sonnenbrillen vor den
Augen hatten die beiden Mädchen im »Salduba« schon eine ganze
Weile beobachtet. Sie waren wieder und wieder vor dem Café
entlanggeschlendert und hatten alle Gäste mit unverhohlener
Neugier gemustert. Es war kurz nach siebzehn Uhr, als sie an den
Tisch traten und die beiden ansprachen. »Hallo… ihr seid aus
Deutschland?« Sie sprachen ein sehr hartes, recht korrektes
Deutsch, waren aber, ihrer bräunlichen Haut und den schwarzen
Haaren nach zu schließen, wohl Spanier. Beide trugen sie eine
Reihe goldener Ringe an den Fingern, hatten jeder ein goldenes
Kreuz um den Hals hängen und kleine Diamantsticker im Ohr.
Corinna war im Handumdrehen mit ihnen im Gespräch. Zwei
Minuten später saßen die beiden am Tisch. Sie stellten sich als
Pedro und Juan vor, und schon sehr bald wußten die Mädchen,
daß sie es mit richtigen »Insidern« zu tun hatten. Sie wußten ganz
genau, wo was los war, wo es die beste Musik, die tollsten Leute
und die witzigste Unterhaltung gab. Marion registrierte geschmeichelt,
daß Juan, der etwas größere der beiden, offenbar
großes Interesse an ihr fand. Seine Zähne blitzten, wenn er lachte,
und er sagte, Marion habe tolles Haar. Marion bemerkte, daß
er eine außergewöhnlich teure Uhr am Handgelenk trug. »Sagt
mal, ihr zwei Hübschen, habt ihr nicht Lust, ein kühles Bad zu
nehmen, bevor wir hier alle in der Hitze zerfließen?« fragte Pedro
nach einer Weile.
    »Und wo sollen wir baden?« fragte Corinna. »Mir sind die
Strände zu voll!«
    »Wer spricht denn von Strand! Hier gibt’s einen echt intimen
kleinen Strandclub in der Nähe, toller Swimmingpool, Liegestühle,
was Kaltes zu trinken – und was es an Angenehmem nur
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