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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt
Autoren: Ann Carlott Fontana
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sie bei sich.
    »Marion Rönsch. Ich komme auch aus Hamburg.«
    »Sehen Sie, und da müssen wir beide nach Torremolinos reisen,
um einander zu treffen. Sie sind tatsächlich ganz allein hier?«
»Ja«, log Marion.
    »Soso. Na, dann kommen Sie nur mit. Aber wir essen nicht hier
im Hotel. Ich weiß etwas viel Besseres.«
    Er hatte eine angenehme Stimme und ein interessantes Lächeln.
Marion musterte ihn vorsichtig und faßte in diesem Moment den
Entschluß, ihn nicht mehr aus ihren Fängen zu lassen. Gut sah er
aus, und Geld hatte er auch. Solange nichts noch Tolleres kam,
war er ein geeignetes Objekt. »Ich ziehe mich nur noch rasch
um«, sagte sie, und ehe er protestieren konnte, war sie schon
aufgesprungen und in Richtung Fahrstuhl geeilt. Jetzt konnten
ihre neuen Dessous in Aktion treten. Im Zimmer angekommen,
zog sie sich in höchster Eile um. Am schwierigsten erwiesen sich
die Strümpfe; es dauerte eine ganze Weile, bis die Nähte gerade
saßen. Marion musterte sich im Spiegel und fand, daß sie umwerfend
sexy und erfahren aussah, und ein bißchen unsicher wurde
ihr nur bei dem Gedanken daran, wie unerfahren sie tatsächlich
noch war. Nun, das würde sich ja bald ändern.
    Jetzt noch schnell ihren Minirock aus Jeansstoff, dazu das superenge
weiße T-Shirt, einen schwarzen, straßbesetzten Gürtel –
fertig. Sie schob ihre Sonnenbrille ins Haar und stöckelte auf ihren hohen Absätzen zum Aufzug. Christian zog die Augenbrauen
hoch, als er sie sah, sagte aber nichts. Er führte sie zu
seinem Auto, einem Porsche, den er jedoch nur gemietet hatte,
und als er hinter dem Steuer saß, fragte er: »Kennen Sie Puerto
Banus?«
    »Nein. Wo ist das?«
    »Gehört zu Marbella. Dort ist der berühmte Yachthafen der
Reichen. Wenn Sie mögen, können wir da nachher tanzen. Und
vorher essen wir in San Pedro.«
    Marbella… das hörte sich recht verlockend an. Marion fielen
alle die Geschichten ein, die sie über den berühmten Marbella
Club gelesen hatte, und ihre Stimmung wurde immer besser.
Während sie über die Landstraße fuhren, an staubigen Wiesen
und an riesigen, schreiendbunten Reklameschildern vorbei,
dachte sie darüber nach, wieviel Glück sie doch hatte. Gleich
einen so tollen Mann zu finden, am ersten Abend schon! Das war
das Leben, von dem sie geträumt hatte! Neben ihnen leuchtete
das Meer, und auf den Hügeln lag noch immer helle Sonne.
    Sie aßen im »Las Flores«, einem kleinen Lokal in San Pedro, wo
es hervorragend gegrillten Fisch und phantastischen Wein gab.
Christian erzählte von seiner Arbeit, und Marion bestellte sich
einen Campari Orange, schob den Strohhalm langsam und genießerisch
zwischen ihre halbgeöffneten Lippen und blickte
Christian herausfordernd an. Christian schaute von seinem Fisch
auf. »Was ist?«
    »Nichts. Ich hab’ dich nur angeschaut…« Christian legte sein
Besteck zur Seite. »Hör zu, Marion, ich finde dich sehr nett. Du
bist ein unheimlich hübsches Mädchen, und ich bin überzeugt
davon, daß Du im Handumdrehen ein halbes Dutzend von
reichen alten Kerlen bekommen würdest, deretwegen du hier bist
und so super aufgemacht durch die Gegend stöckelst!« Seine
Offenheit machte sie für Sekunden sprachlos. Ungerührt fuhr er
fort: »Ich mache mir aber ein bißchen Sorgen um dich, Marion.
Die Welt, die du suchst, ist nicht so sonnig, wie sie dir vorkommen
mag. Im Gegenteil, sie kann feindselig und brutal sein.
    Mädchen wie du kommen zu Hunderten jedes Jahr an diese
Küste. Sie sind blutjung, bildhübsch und hoffen auf das große
Glück. Was sich an reichen Männern auf den Yachten in Puerto
Banus herumtreibt, ist in erster Linie eine ziemlich abgebrühte,
gelangweilte Gesellschaft. Heute Monte Carlo, morgen Nizza,
übermorgen Marbella, verstehst du? Und überall hübsche Mädchen.
Aber jeden Tag andere, weil es jeden Tag andere gibt, und
weil sie von ihnen nach einer Nacht genauso gelangweilt sind,
wie ihr ewiger Champagner sie langweilt. Was du am Ende in den
Händen hältst, ist eine goldene Uhr oder ein silbernes Armband,
und dazu gibt’s ein lapidares: ›War schön mit dir, Schätzchen!‹
Allerdings«, er nahm einen langen Schluck Wein, »allerdings
schadet diese bittere Erfahrung solchen Gören meist gar nichts,
und dir würde sie wahrscheinlich auch nichts schaden. Was
schlimmer ist: Sechzig, siebzig Mädchen in jedem Jahr verschwinden
einfach. Sind verschollen, werden nie wiedergesehen.
Und weißt du, wo ein großer
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