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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt
Autoren: Ann Carlott Fontana
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langsam unterging, war das Schiff bereits in eine
Lichterinsel verwandelt, über und über mit Lampions geschmückt.
Musik wehte herunter, Stimmen, Gelächter. Die Lichter,
rot, blau und grün, rankten sich an allen Seilen und Tauen
entlang und ragten an den Masten hoch in den Himmel. Es war
sicher Einbildung, aber Marion meinte bereits, Parfüm und
Champagner zu riechen. Ihr Herz jagte wie wild.
    An Bord kam ihnen gleich ein älterer Herr entgegen, den Corinna
zu kennen schien, denn sie fiel ihm sofort um den Hals und
begrüßte ihn stürmisch. Wie selbstverständlich griff er ihr unter
den Rock und ließ seine Hand eine Weile dort liegen. Dann sah
er zu Marion hin. »Eine Freundin von dir?« erkundigte er sich.
    »Ja. Sie ist ein bißchen unerfahren und will mal das gute Leben
kennenlernen.«
    »Dann ist sie hier richtig. Aber…«, er musterte sie von Kopf bis
Fuß, »wir sollten sie vielleicht erst einmal zu Ricardo schicken,
was meinst du?« Ricardos Reich lag gleich unter dem Deck, und
wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um einen Kosmetikund
Frisiersalon und die extravaganteste Boutique, die Marion je
gesehen hatte. Es gab jede Art von Dessous, aber auch Bikinis,
Schuhe, Abendkleider. Ricardo war Italiener und ein atemberaubend
schöner Mann. Vor fünf Jahren, so erzählte er, sei er Mr.
Neapel gewesen. Dann drückte er Marion in einen Sessel und
betrachtete eingehend ihr Gesicht. »Okay, aus dir kann ich was
machen«, sagte er. »Halt still!« Marion rührte sich nicht, während
er mit leichten, streichelnden Bewegungen das Make-up
Schwämmchen über ihr Gesicht gleiten ließ. Er besaß Farbpaletten
mit den phantastischsten Farbmischungen, in die er einen
dünnen Pinsel tauchte, den er dann leicht wie einen Vogelflügel
über Marions Augen flattern ließ. Rouge, Puder, und dann nahm
Ricardo die Wimpernzange, klemmte Marions Wimpern fest, bog
sie nach oben und zog dann die Zange ab, wobei Marion das
Gefühl hatte, er ruiniere ihr sämtliche Wimpern. Aber dann, als
er ihr einen Spiegel reichte, schrie sie leise auf vor Überraschung,
denn sie hatte noch nie so gut ausgesehen. Ihre Augen waren viel
größer, ihr Mund ausdrucksvoller. Ricardo hatte ihr Gel in die
Haare geknetet, und sie hatte nun eine Löwenmähne wie die
Models in den Illustrierten.
    »Super«, sagte sie. »Danke, Ricardo!« Ricardo schnippte mit den
Fingern. »Jetzt die Klamotten! Zieh dich aus!«
    »Oh… ich…«
    »Mach schon! Oder willst du hier eine Ewigkeit herumstehen?«
    Marion wollte auf keinen Fall, daß er sie etwa für prüde hielt.
Ohne ihn anzusehen, ließ sie ihren Rock zu Boden fallen. Ihre
Strümpfe endeten an den Oberschenkeln; hell hob sich die Haut
gegen den schwarzen Spitzensaum ab. Der Slip verbarg nicht den
dunklen Schatten zwischen ihren Beinen. Ricardo starrte darauf.
»Verdammt noch mal«, sagte er leise. »Du bist das hübscheste
Geschöpf, das ich je gesehen habe, seit ich in Neapel die Zwillingsschwester
von Sophia Loren gebumst habe. Leg dich hin!«
Hat Sophia Loren denn eine Zwillingsschwester? fragte sich
Marion verwirrt. Sie lag plötzlich auf einem Haufen Kleider,
ohne daß sie recht wußte, wie sie dorthin gekommen war. Ricardo
lag über ihr. Umständlich streifte er seine Jeans ab, zum Vorschein
kam ein roter Seidentanga. Ricardos Finger – schöne,
lange, schlanke Finger mit schmalen Goldringen daran, strichen
entlang den Strumpfnähten auf Marions Beinen. »Du bist schön«,
murmelte er, »sehr schön!« Seine Hände griffen in ihren Slip, sein
Atem ging jetzt keuchend. Er fing an zu reden, mit leiser, melodischer
Stimme, aber er sprach italienisch, und so konnte Marion
nicht verstehen, was er sagte. Sie hatte ein seltsames, fremdes
Gefühl zwischen ihren Beinen, ein warmes, lustvolles Gefühl war
es, und der Wunsch, diesen schönen Mann ganz bei sich zu
haben, wurde plötzlich fast überwältigend heftig. Ihre Hände
gruben sich in sein dichtes, dunkles Haar, ihre Knie öffneten sich
bereitwillig. »Ricardo«, flüsterte sie.
    Ricardo senkte seine Lippen auf ihre, seine Zunge ertastete sich
den Weg zwischen ihre Zähne – da, in diesem Moment, stöhnte
er plötzlich auf, schauderte einige Male und brach dann über
Marion zusammen. Im allerersten Moment glaubte sie erschrocken,
er habe vielleicht einen Herzschlag erlitten und sei tot,
aber da hob er schon wieder den Kopf und sah sie an. In seinen
dunklen Augen lag Bedauern. »Sorry«,
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