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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt
Autoren: Ann Carlott Fontana
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aber gleichzeitig
von einer steinreichen alten Witwe aushalten, mit der er alle
vier Wochen ins Bett ging und dafür ein monatliches Einkommen
von hunderttausend Mark einstrich. An seinen Fingern
prangten mehrere kostbare Ringe.
    Bei dem dritten im Bunde handelte es sich um Marco Garibaldi,
Sohn eines Konzernbesitzers aus Turin. Er war inzwischen
fünfundvierzig Jahre alt und litt unter zwei Dingen: daß sein
Vater nicht daran dachte, ihm seinen Chefstuhl freizumachen
und daß er somit zum Dasein des ewigen Thronfolgers verdammt
war. Und darunter, daß keine Frau länger als acht Wochen
bei ihm blieb. Was damit zusammenhing, daß Marco zu
extremem Jähzorn neigte und im übrigen auf keiner Party, in
keinem Restaurant die Finger von den Serviererinnen lassen
konnte. Er führte ein so ausschweifendes exzentrisches Leben
und behandelte seine jeweilige Freundin derart miserabel, daß
jede nach kurzer Zeit die Nase voll hatte und ihn verließ. Er
drehte dann immer beinahe durch, und in den darauffolgenden
Wochen versuchte er mit jedem nur erdenklichen Aufwand, eine
neue Geliebte zu finden.
    Alle drei Männer waren Gäste des Scheich Sakr as Salim, der es
liebte, rauschende Wochenendparties auf seiner Yacht Maria
Luna zu feiern und dazu eine buntgemischte Gesellschaft aus
aller Herren Länder einzuladen; Hauptsache reich, laut und bunt.
Salim übersah es großzügig, wenn bei diesen Gelegenheiten auch
manch höchst krummes Geschäft über die Bühne ging – aber er
paßte auf wie ein Luchs, daß er nie selber in eines davon verwikkelt
wurde.
    Jean-Luc hatte sich vergewissert, daß tatsächlich niemand hören
konnte, was in der – schalldichten – Kabine gesprochen wurde.
Er rauchte nervös eine Zigarette. »Ich fühle mich nicht wohl bei
dem Gedanken, zehn Kilogramm Heroin an Bord zu haben, und
dieses verdammte Schiff legt erst übermorgen ab«, sagte er. »Mir
dauert das alles zu lang.«
    Taleb zuckte gelassen mit den Schultern. »Nicht zu ändern.
Salim wird Marbella mit Sicherheit keine Minute früher verlassen
als geplant. Also… es lohnt sich nicht, darüber zu reden.« Marco
sagte: »Ich möchte wirklich wissen, wieso unser Lieferant heute
schon aufgetaucht ist anstatt übermorgen abend, wie verabredet!«
»Wahrscheinlich hatte der die Polizei auf den Fersen. Soviel
Stoff hält niemand gern allzu lange in den Händen!«
    »Wir auch nicht!« Auf Jeans Stirn hatten sich feine Schweißperlen
gebildet. »Habt ihr eine Vorstellung, wie lange wir sitzen,
wenn wir mit der Menge Stoff auffliegen?« Taleb seufzte. Dieser
schwergewichtige Zuhälter aus Marseille hatte verdammt schlechte
Nerven; es würde besser sein, sich irgendwann von ihm zu
trennen.
    »Hören Sie, Monsieur Trebois«, sagte er sehr höflich, »ich bin
ein gutes Stück älter als Sie, und eines habe ich im Laufe meines
Lebens gelernt: Die besten Geschäfte kann man sich dadurch
verpatzen, daß man seiner Nervosität nachgibt und irgendwelche
völlig unüberlegten Schritte tut. Wir werden jetzt nicht weiter
über die Angelegenheit sprechen, sondern uns bis Sonntag unbeschwert
amüsieren. Salim hatte noch nie hübschere Mädchen an
Bord, und ich denke, uns wird irgend etwas einfallen, wie wir die
Zeit herumbringen, meinen Sie nicht?« Er lachte laut auf, und
etwas gezwungen stimmten die anderen ein. Taleb gab hier den
Ton an, und es war besser, sich mit ihm gut zu stellen.
    Marion wußte, daß sie ziemlich heftigen Ärger mit ihren Eltern
bekommen würde, aber das mußte ihr die Sache wert sein. Sie
fröstelte inzwischen, so nervös fühlte sie sich. Außerdem sah
Corinna einfach zu gut aus! Wie machte sie es, daß ihre Wimpern
so lang waren, ihre Lippen so voll? Und dann der Gang, den sie
draufhatte! Sämtliche Touristen im Hafen starrten hinter ihr her,
als sie Pedro und Juan den Kai entlang folgte. Ein kleines Motorboot
wartete bereits auf sie; die beiden »Schlepper« hatten also
alles bestens organisiert. Es war für die Mädchen nicht ganz
einfach, in ihren hohen Schuhen das Boot zu besteigen, aber
Jose, der junge Mann, der das Boot steuerte, leistete Hilfestellung.
Er war sehr nett, beachtete seine Passagierinnen jedoch
nicht weiter.
    »Bestimmt schwul«, flüsterte Corinna, die es sich nicht vorstellen
konnte, daß ein Mann ihretwegen nicht den Kopf verlor.
    Sie brauchten zehn Minuten, um die Caribic Crystal, die vor
dem Hafen festgemacht hatte, zu erreichen. Obwohl die Sonne
gerade erst
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