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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium
Autoren: Alan Dean Foster
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    Tu das Richtige.
    Der Ulru-Ujurrianer hatte gut reden, dachte Flinx, während sich die Teacher weiterhin der Welt näherte, die sich am Ende der Reise des mit einem KK-Antrieb ausgestatteten Schiffes befand, das nun langsamer wurde. Dem Ulru-Ujurrianer würde das auch nicht schwerfallen. Doch das war bei den Ulru-Ujurrianern ja immer so. Sie waren unvorstellbar mächtig, immerwährend verspielt und besaßen Talente, die sich dem Ermessen noch erschließen mussten, falls sie nicht gar unermesslich waren. Sie gingen ihrem Tagwerk nach, ohne sich um irgendetwas sorgen zu müssen, indem sie sich damit beschäftigten, ihren unbegreiflichen Spieltrieb auszuleben und ihren Planeten immer näher an ihre Sonne heranzubringen.
    Doch selbst dieses ungeheuerliche astrophysikalische Unterfangen kam Flinx einfacher vor als sein Unterfangen, die Geheimnisse, die sich um seine Herkunft rankten, lüften zu wollen.
    Er hatte einen Hinweis erhalten. Zum ersten Mal seit vielen, fast schon unendlich vielen Jahren gab es einen greifbaren Anhaltspunkt. Und sogar noch mehr, denn er hatte sogar ein Ziel. Es lag jetzt vor ihm, eine Welt, über die er nie zuvor nachgedacht hatte und die etwa so weit von seiner momentanen Position entfernt lag wie seine Heimatwelt oder New Riviera und Clarity Held, die sich allerdings in der entgegengesetzten Richtung befanden.
    Clarity, Clarity. Unter der kundigen Aufsicht und aufmerksamen Führung seiner beiden alten Freunde Bran Tse-Mallory und Truzenzuzex würde sie sich von den Verletzungen erholen, die ihr während jenes Kampfes zugefügt worden waren, der es ihm ermöglicht hatte, von New Riviera, das man auch als Nur kannte, zu fliehen. Während der Körper seiner Geliebten heilte, konnte er vielleicht die offene Wunde schließen, die seine unbekannte Herkunft in ihm klaffen ließ. Sie brannte und schmerzte ebenso sehr wie ein Krebsgeschwür.
    Gestalt.
    Ein Wort mit sehr vielen Bedeutungen. Vielleicht sogar eine ganze Welt voller Bedeutung, denn so lautete der Name des Planeten, dem er sich mit rasanter Geschwindigkeit näherte. Eine unscheinbare Koloniewelt der H-Klasse VIII mit einem einzelnen Mond, den die Teacher in diesem Augenblick umflog. Sie beheimatete eine Spezies, die sich die Tlel nannte, sowie einige wenige menschliche Kolonisten. Recht exzentrische Kolonisten, wenn man den Informationen der Galografiedatei, die er sich angesehen hatte, Glauben schenken konnte. Doch er rechnete auch gar nicht damit, sich viel mit der Bevölkerung beschäftigen zu müssen. Er war hier, um etwas ganz Besonderes zu finden. Etwas, nach dem er seit sehr langer Zeit suchte, ohne hoffen zu dürfen, es jemals zu finden. Doch jetzt empfand er zum ersten Mal seit Jahren wieder Hoffnung.
    Die Frage war nur, ob das, was man ihm erzählt hatte, nicht bloß die zynische Provokation eines Sterbenden gewesen war – eine letzte Lüge, mit der er sich an dem jungen Mann, der für seinen Tod verantwortlich war, rächen wollte.
    Ich weiß, wer dein Vater ist, hatte Theon al-bar Cocarol kurz vor seinem Ableben auf Visaria geflüstert. Der seinen Worten nach einzige Überlebende der abtrünnigen, verfemten Eugeniker von der Meliorare-Society hatte Flinx Experiment 12-A genannt, bevor er Gestalt! hauchte und dann unangenehmerweise verstarb. Die Versuchspersonen sollen nichts über ihre biologischen Erzeuger erfahren, war ihm zuvor noch zu entlocken gewesen.
    Zur Großen Leere damit, war der erste Gedanke, der Flinx daraufhin durch den Kopf schoss. Während seiner lebenslangen Suche nach seiner Herkunft war er mehr als einmal in einer Sackgasse gelandet. Es wäre nichts als noch mehr Ironie in einem Leben, das ohnehin schon voll davon war, wenn der Hinweis eines sterbenden Ausgestoßenen sich ebenfalls als Irrweg erweisen würde.
    Ähnlich bedeutsam waren die Worte, die der Wissenschaftler gewählt hatte, kurz bevor er starb: Ich weiß, wer dein Vater ist, hatte Cocarol verkündet, bevor er seinen letzten Atemzug tat. Ungeachtet des Augenblicks, in dem diese Worte erklungen waren, hatte Flinx das »Ist« genau gehört. Nicht »war« , »ist«. Ein so kleines Wort und doch ein so großes Versprechen. War es möglich, grübelte Flinx seit diesem kritischen und entscheidenden Moment immerfort, dass er nicht nur endlich mehr über die Identität seines Vaters erfahren, sondern diesen tatsächlich finden würde? Das war fast schon zu schön, um auch nur darauf zu hoffen.
    Also hoffte er nicht. Er war schon viel zu oft
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