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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste
Autoren: Andreas Föhr
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selbst entlasten und alles auf meinen Mandanten schieben will. Wahrscheinlich hat er deswegen auch jemanden gesucht, der vorbestraft ist. Herr Schuckenrieder hat sich vielleicht nicht immer unter Kontrolle, mag sein. Er ist bestimmt kein Engel und hat schon mehrfach Menschen verletzt. Aber das waren Taten im Affekt. Diese Morde hier draußen, das sind minutiös geplante und akribisch durchgeführte Werke eines Psychopathen. Fragen Sie Ihre Profiler. Die werden Ihnen bestätigen, dass Herr Schuckenrieder diese Morde nicht begangen haben kann.«
    »Affekttaten werden normalerweise nicht in Auftrag gegeben«, sagte Wallner und spielte damit auf die Körperverletzungen an, deretwegen Schuckenrieder vorbestraft war und für die er nachweislich Geld erhalten hatte. Davon abgesehen, war leider viel Wahres an dem, was der Anwalt sagte. »Was wollten Sie von Frau Kramm, Daniela Kramm, als die Sie angeblich mit dem Messer angegriffen hat?«
    »Das wird Sie Ihnen ja gesagt haben.«
    »Ich hör mir gern beide Seiten an.« Tatsächlich lag noch keine Aussage von Daniela Kramm vor, außer der, dass Schuckenrieder sie mit einem Messer bedroht hatte. Man wollte ihr Zeit geben, das Erlebnis zu verarbeiten. Außerdem war ihre Aussage im Moment nicht wesentlich. Man konnte Schuckenrieder wegen der Messerattacke in München belangen und hatte ihn darüber hinaus vor allem wegen der Morde im Visier.
    Schuckenrieder sah seinen Anwalt an, der beugte sich zu Wallner vor. »Auf die Version meines Mandanten müssen Sie – zumindest im Augenblick noch – verzichten.« Er lehnte sich zurück. Ganz offenbar hatte er das Gefühl, dass dieser Punkt Verhandlungsmasse sein könnte.
    Wallner war leicht irritiert.
     
    Auch Krugger hatte diesmal einen Anwalt dabei. Allerdings einen anderen als bei der Durchsuchung seines Hauses. Es war ein Anwalt aus München, der mit Schuckenrieders Verteidiger ein paar kollegiale Sätze wechselte, als man sich auf dem Gang begegnete.
    »Sie haben sich bislang sehr kooperativ gezeigt«, begann Wallner die Vernehmung. »Das wird Ihnen bei einer Verurteilung positiv angerechnet werden. Insbesondere wäre es hilfreich, wenn Sie uns bei den Ermittlungen gegen Herrn Schuckenrieder helfen könnten.«
    »Was wollen Sie wissen?«, ergriff der Anwalt das Wort, bevor sein Mandant allzu voreilig redete.
    »Hat Schuckenrieder die Morde begangen?«
    »Ich hab ihm gesagt, er soll alles Erforderliche tun, dass ich nicht ins Gefängnis komme.« Der Anwalt wollte eingreifen, aber Krugger bremste ihn mit einer unwilligen Geste. »Ich will reinen Tisch machen. Ich will’s hinter mir haben.« Der Anwalt seufzte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich hab Schuckenrieder nicht gesagt, dass er jemanden umbringen soll. Ich hab auch gehofft, dass er’s nicht tut. Aber ich hab’s in Kauf genommen.«
    »Hat er Ihnen gesagt, dass er Sophie Kramm getötet hat? Oder Jörg Immerknecht oder Annette Schildbichler?«
    »Nein. Das war eine stille Übereinkunft, dass ich so etwas nicht wissen will. Sophie Kramm hat er jedenfalls nicht ermordet.«
    »Das wissen Sie sicher?«
    »Ich hab ihm den Auftrag erst erteilt, nachdem ich das Bild in der Zeitung gesehen habe. Das Foto mit der Handtasche. Davor hatte Schuckenrieder mit der Sache nichts zu tun.«
    Wallner, Mike und Janette brauchten eine Weile, um diese Aussage zu verdauen. Sie waren davon ausgegangen, mit Schuckenrieder den Mörder gefunden zu haben – drei Morde, begangen im Auftrag von Krugger. So war es offenbar nicht. Wie aber dann?

[home]
    70
    A lso«, sagte Tischler. »Wo stehen wir?«
    Wallner hatte seine Leute in einem Besprechungsraum versammelt. Das waren Janette, Mike, Tina und Oliver. Außerdem war Staatsanwalt Tischler nach seinem Haftprüfungstermin nach Miesbach gefahren, um die Ernte seiner überragenden Ermittlungsarbeit einzufahren.
    »Schuckenrieder hat zumindest nicht Sophie Kramm ermordet«, sagte Wallner. »Und bei den anderen beiden ist das auch fraglich.«
    »Ich dachte, das sei klar?«
    »Ist es inzwischen leider nicht mehr. Krugger hat ihn erst nach dem Mord an Sophie Kramm engagiert.«
    »Aber vielleicht hat er dann die beiden anderen getötet. Wir haben immerhin seine DNA -Spuren in der Wohnung von Annette Schildbichler gefunden.«
    »Er behauptet, sie sei schon tot gewesen, als er in die Wohnung kam.«
    »Würde ich auch tun an seiner Stelle. Was wollte er da überhaupt?«
    »Er war auf der Suche nach Kruggers Geld.«
    »Was, wenn Krugger die Morde
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