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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste
Autoren: Andreas Föhr
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Annika Plungauer alias Tiffany lächelte Wallner schuldbewusst an. Wallner sagte nichts, aber sein Gesichtsausdruck veranlasste Vera zu einem fragenden Blick in Richtung der neuen Kinderfrau, die äußerst verlegen lächelte.
    »Es tut mir leid, das hat sich halt so ergeben. Ich hab nur amal schauen wollen.«
    »Sie haben da draußen auf mich … gewartet?«
    »Nein, ich hab net auf Sie gewartet.«
    »Frau Plungauer ist eine wichtige Zeugin«, klärte Wallner Vera auf, deren Blick immer konsternierter geworden war.
    »Ach ja?«, fragte Vera.
    »Ihr Mann hat mir das Leben gerettet. Mei, da wollte ich einfach mal schauen, wo Sie wohnen.«
    »Gut. Jetzt wissen Sie es ja.«
    »Natürlich weiß sie es«, sagte Manfred. »Sie muss ja in Zukunft öfter herfahren. Des is mir auch wurscht, ob sie a Zeugin is oder net. Und der Katja wird’s auch egal sein.«
    »Äh, ja … Allerdings haben Sie ja noch einen anderen Beruf? Oder hat sich das erledigt?«
    »Mei, des san ja ganz andere Arbeitszeiten. Des passt scho.«
    »Da hörst es. Passt scho! Des is a Madl, wie ich’s mag: gradraus und ehrlich. Und deswegen: Willkommen in unserer Familie!« Manfred sah auffordernd zu Wallner.
    »Ich würde mit Frau Plungauer gern unter vier Augen reden«, sagte Wallner zu Vera und Manfred. Und zu Annika Plungauer: »Kommen Sie bitte?«
     
    Die junge Frau saß mit geschlossenen Knien auf dem Sofa: »Ich bin ausgebildete Erzieherin. Ich kann das.«
    »Das bezweifle ich nicht. Aber sind Sie dann nicht ein bisschen überqualifiziert?«
    »Warum? Weil ich nur ein Kind betreue?«
    Wallner betrachtete seine Hände. »Darum geht es nicht.«
    »Geht’s darum, dass ich in der Tabledance-Bar arbeite?«
    »Auch darum nicht. Es geht darum, dass Sie es nicht als Job ansehen. Oder zumindest nicht in der Hauptsache.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich meine, dass Sie Katja betreuen wollen, weil sie meine Tochter ist. Aus Dankbarkeit oder was auch immer.«
    Auch Annika Plungauer beschäftigte sich jetzt mit ihren Händen, dachte anscheinend nach, sagte aber nichts.
    »Es ist schlimm, dass Ihr Vater so früh gehen musste, und ich kann mir vorstellen, dass Ihnen das immer noch zu schaffen macht.« Sie sah ihn an, ihre Augen waren feucht. »Aber ich kann ihn nicht ersetzen.«
     
    Es war still in der Küche, nachdem das Mädchen gegangen war. Manfred war verärgert und schwieg. Vera ratlos. »Ich verstehe es nicht. Nur weil wir dich nicht gefragt haben?«
    »Hältst du mich wirklich für so einen Kontrollfreak?«
    »Ich begreife einfach nicht, warum du ihr nicht einmal eine Chance gegeben hast.«
    »Ich kann jemanden, der Zeuge in einem Mordfall ist, nicht bei mir im Haus beschäftigen.«
    »Warum nicht? Wenn sie hier gearbeitet hätte und wäre dann Zeugin geworden, hättest du sie dann rausgeworfen?«
    Wallner stöhnte. Vera hatte natürlich recht. Das war nicht der Grund.
    »Was ist der wahre Grund, warum du sie nicht wolltest?«
    Wallner zögerte. Es hatte keinen Sinn. Er musste es ihnen sagen. »Na gut, wenn ihr es unbedingt wissen wollt. Es geht Annika weder um Katja noch um Geld. Die Wahrheit ist: Das Mädchen steht auf mich. Deswegen wollte sie den Job.«
    Wallner bemühte sich, ein dem Ernst der Situation entsprechendes Gesicht zu machen. Er fürchtete Diskussionen mit Vera. Den auf seine Offenbarung folgenden Heiterkeitsausbruch von Vera und Manfred empfand Wallner als ausgesprochen unangemessen und dumm.

[home]
    69
    A nton Schuckenrieder und Baptist Krugger waren verhaftet, Josepha Leberecht befand sich unter polizeilicher Beobachtung. Es standen noch Ermittlungsergebnisse aus, etwa ein Abgleich der DNA -Spuren von den Tatorten mit den Verdächtigen. Und man setzte eine gewisse Hoffnung darauf, dass Schuckenrieder reden würde, unter Umständen im Rahmen eines Deals. Das Wochenende stand bevor, und Wallner hatte nichts dagegen, dass die Beteiligten zwei Tage Gelegenheit hatten, über die Dinge nachzudenken.
    Am Freitagabend fand das Weihnachtsfest der Polizei des Landkreises Miesbach auf dem Gnadenhof in Riedern statt. Die Atmosphäre war ausgesprochen weihnachtlich, man saß unter dem sternklaren Winterhimmel (und Heizstrahlern), die Pferde und Esel waren als lebende Kulisse hinter einem provisorischen Zaun im Geräteschuppen untergebracht, die anderen Tiere betrachteten das Schauspiel von sicheren Plätzen aus und wurden von den Gästen immer wieder gefüttert, obwohl mehrfach darum gebeten wurde, das sein zu lassen. Den Tieren war’s recht.
    Das
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