Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0052 - Wir zerschlugen die Totenkopf-Gang

0052 - Wir zerschlugen die Totenkopf-Gang

Titel: 0052 - Wir zerschlugen die Totenkopf-Gang
Autoren: Wir zerschlugen die Totenkopf-Gang
Vom Netzwerk:
Wer weiß, was für ein Spleen den Besitzer dazu veranlaßt hat, dieses Gelände zu erwerben, dachte Kay, während er den Stummel seiner Zigarette in das trübgraue Hafenwasser warf, wo er verzischte.
    Plötzlich traten aus dem Schuppen ein paar Männer. Sie blickten zu ihm hin, und dann lösten sich zwei aus der Gruppe und kamen auf Kay Mart zu. Kay schob seine Hände in die Taschen seines Wettermantels und sah ihnen aufmerksam entgegen.
    Er wußte genau, daß er das gewagteste Spiel seines Lebens spielte.
    Die beiden Männer trugen verschlissene Anzüge.' Ihre Hüte saßen etwas zu weit nach hinten. Die Gesichter waren stupide, hart und skrupellos. Obgleich sie sicher nicht miteinander verwandt waren, waren sie sich doch irgendwie ähnlich. Aber das mochte auch an der Aufmachung liegen.
    »Was willst du hier?« fragte einer von den beiden. Er hatte dabei kaum seine Lippen bewegt. Seine buschigen Augenbrauen verdeckten fast die Augen. Der andere stand wartend neben ihm und betrachtete Kay interessiert.
    Kay sah sich um. Nein, sein Rücken war frei. Niemand war hinter ihm auf der Mole zu sehen.
    »Ich will Jack sprechen«, sagte er.
    »Welchen Jack?«
    »Wenn ihr ihn nicht kennt, werde ich es auch nicht sagen«, erwiderte Kay ruhig.
    Der mit den buschigen Augenbrauen kam einen Schritt näher. Kay spürte seinen Atem über sein Gesicht streifen.
    »Du bist hier unerwünscht«, brummte er.
    »Wer sagt das?« grinste Kay.
    »Ich.«
    Kay lächelte dünn.
    »Ich habe nichts gegen dich, mein Lieber. Aber so wichtig bist du mir auch nicht, daß du mich kommandieren darfst.«
    Die beiden Männer blickten sich an. Sie wollten noch einen Schritt auf Kay zu, der wich rasch zwei Schritte zurück.
    »Ich habe manche Leute nicht gern allzu nahe«, sagte er ruhig. »Bleibt lieber zwei bis drei Schritte vor mir. Das wäre für uns alle besser.«
    »Wer bist du?«
    »Ich heiße Kay Mart.«
    »Woher kommst du?«
    Kay lächelte wieder.
    »Bist du ein Cop? Oder gar ein G-man?« fragte er.
    »Unsinn!« erwiderte der Gefragte. »Dann darfst du auch nicht erwarten, daß ich dir meinen Lebenslauf runterbete, bloß weil du so neugierig bist.«
    Der mit den buschigen Augenbrauen trat einen Schritt zurück zu seinem Gefährten. Sie tuschelten miteinander. Dann sagte der zweite: »Kannst du beweisen, daß du Kay Mart bist?«
    Kay schien einen Augenblick zu überlegen. Dann griff er mit langsamer Geste in seinen Mantel, zog ihn über der Brust etwas auseinander und faßte darunter nach seiner Brieftasche, die in dem billigen Warenhausjackett steckte.
    Er entnahm ihr seinen Führerschein und warf ihn den beiden zu. Die fingen die Cellophanhülle geschickt auf und betrachteten sie gründlich. Sie verglichen das Bild darauf mit dem vor ihnen stehenden Mann. Schließlich sagte der eine: »Warte einen Augenblick. Aber geh nicht weiter als bis zu dem Schild. Dahinter sind Selbstschüsse ausgelegt.«
    »Okay«, nickte Kay.
    Die beiden gingen mit seinem Führerschein zurück zu der niedrigen Bude, die sich ungefähr dreißig Yard von ihm entfernt befand.
    Kay steckte sich eine neue Zigarette an. Er rauchte langsam. Sein Gesicht war ausdruckslos. Die dicke Nase schnupperte angewidert, als ein Windstoß von den nächsten Piers den Geruch fauligen Wassers herüberwarf.
    Die beiden Männer waren in der Bude verschwunden. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder zum Vorschein kamen. Sie blieben vor der Bude stehen und winkten. Einer rief: »Okay, du kannst kommen!«
    Kay rührte sich nicht.
    »Du kannst kommen!« wiederholte der Rufer vor der Baracke.
    Kay nahm seine Zigarette nicht aus dem Mundwinkel.
    »Und die Selbstschüsse?« rief er zurück.
    »Waren nur Bluff! Es gibt keine!«
    Okay, dachte Kay. Also los. Vielleicht sind es die letzten Schritte, die ich in meinem Leben mache.
    Er behielt seine Hände in den tiefen Taschen seines Mantels, während er langsam auf die Bude zuging. Seine Schritte klappten leise auf dem Asphalt der Mole. Es war Sonntag, der Hafen lag still und schweigend unter den grauen Wolken, die tief über den Himmel trieben.
    Als er am Eingang der Bude angekommen war, blieb er einen Augenblick stehen und betrachtete die vier Männer, die rechts und links von der Tür an der Wand lehnten. Die beiden rechts kannte er nun schon, es waren die zwei, die von ihm den Führerschein geholt hatten. Die beiden anderen links vom Eingang unterschieden sich nicht sonderlich von den anderen. Sie hatten die gleichen verschlissenen Anzüge, die gleichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher