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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste
Autoren: Andreas Föhr
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Chat führte. Sie gehöre zu einem Web-Stick. Der Stick sei vorgestern in der Münchner Innenstadt verkauft worden. Falls sich das Teil noch in Deutschland befand, könnte man mit viel Glück den Standort ermitteln. Falls nicht, werde es sehr lange dauern. Wallner nahm es zur Kenntnis und setzte das Gespräch fort.
     
    Gut. Fangen wir mal so an: Wie ist Ihre Schwester gestorben?
Sie hat sich das Leben genommen.
Das wissen Sie sicher?
Sie hat mir einen Abschiedsbrief geschrieben. Er kam am nächsten Tag mit der Post. Sie war verzweifelt, weil der Hof kein Geld mehr hatte. In dem Brief hat sie genau beschrieben, wie sie sich umbringen wollte und dass das schmerzlos sei und dass ich mir keine Sorgen machen müsste.
Immerknecht und Schildbichler wollten Ihrer Schwester kein Geld für den Hof geben?
Sie haben sich kategorisch geweigert, Geld für Tiere auszugeben. Hunderttausend hätten schon gereicht. Sie hatten zehn Millionen. Die beiden haben meine Schwester in den Tod getrieben.
Das heißt?
Ich habe die beiden getötet. Es war nicht schwer. Sie haben mir vertraut, weil ich die kleine Schwester von Sophie war.
Das heißt, Sie wussten von dem Überfall auf Krugger?
Von Anfang an. Sophie hat über alles mit mir geredet.
Warum hatte Ihre Schwester das Foto dabei?
Sie hatte es immer dabei. Als Versicherung gegen Krugger. Ein bisschen irrational. Aber das war so eine fixe Idee von ihr.
Wo ist das Geld?
Auf Bankkonten überall auf der Welt. Ich habe die Passwörter und werde das Geld für gute Projekte verwenden und ein bisschen was für mich selber. Ich brauche nicht viel. Es kam mir übrigens nicht auf das Geld an. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, jemals an die Passwörter zu kommen. Das war Zufall. Bei Annette Schildbichler lag ein Zettel auf dem Schreibtisch. Da waren alle Kontodaten drauf.
Ihnen ist klar, dass Sie den Rest Ihres Lebens gejagt werden, wenn Sie sich nicht der Polizei stellen?
Ich muss Schluss machen. Grüßen Sie bitte Herrn Kreuthner von mir. Ist er bei Ihnen?
Ja. Wollen Sie ihm noch etwas sagen?
Ich melde mich bei ihm. Und sagen Sie ihm, dass heute Abend eine Lieferung zu ihm nach Hause kommt. Er soll bitte da sein.

[home]
    73
    E s war immer noch kalt an diesem Montagabend vor Weihnachten. Wallner hatte bei Kreuthner angerufen, weil er fürchtete, die Sache mit Daniela Kramm würde ihm nahegehen. Kreuthners Handy war nicht an. Ein wenig besorgt fuhr Wallner zu Kreuthners Zweizimmerwohnung in der Nähe von Miesbach. Er war nicht da. Ein Nachbar vermutete, er sei auf dem Bauernhof, den er geerbt hatte, der Schwarzbrennerei von Onkel Simon.
    Kreuthner hatte es sich vor dem Hof gemütlich gemacht. Er saß in einem Liegestuhl, in Daunenjacke und Decken gehüllt. Ein Feuer brannte in einer alten Öltonne, und Kirschwasser gab es auch reichlich. Selbstgebrannt und rauh im Geschmack. So, wie man die Brände von Simon Kreuthner immer geschätzt hatte. Wallner setzte sich dazu und nahm gern die angebotene Decke. Auch ein kleines Glas Kirschwasser nahm er an, um der von Kreuthner beschworenen Griabigkeit Genüge zu tun. Eine Weile schauten sie wortlos ins Feuer, was für Männer ja ein abendfüllender Zeitvertreib sein kann.
    »Ist blöd gelaufen mit deiner Daniela«, sagte Wallner schließlich.
    Kreuthner nickte und schaute weiter ins Feuer.
    »Wir haben sie international zur Fahndung ausgeschrieben. Bei unserem Facebook-Chat war sie wahrscheinlich in Mexiko.«
    »Die geht nach Nicaragua. Und mit dem Geld, was die hat, kann die jeden Polizisten im Land bestechen und die Richter dazu.«
    »Wir werden sehen. Hat sie sich schon gemeldet bei dir? Ich frag jetzt mal nicht als Polizist.«
    In diesem Augenblick kam ein Kater von monströsen Ausmaßen um die Ecke, maunzte in einem quengelnden Ton und sprang Kreuthner auf den Schoß. »Den haben die von dem Tiroler Gnadenhof vorhin vorbeigebracht.«
    Wallner sah nach oben. Es war eine dieser Winternächte, in denen es mehr Sterne als Schwarz am Himmel gab. »Was machst du Weihnachten?«
    Kreuthner zuckte mit den Schultern. »Bissl aufräumen.« Er deutete auf sein verlottertes Anwesen.
    »Na gut. Ich pack’s wieder«, sagte Wallner und stand auf. »Komm Weihnachten einfach vorbei, wenn du magst.«
    »Danke.« Kreuthner wandte den Blick nicht vom Feuer. »Vielleicht mach ich’s.« Kurz spürte er Wallners Hand auf seiner Schulter, bevor der in der Nacht verschwand. Kreuthner sah zum Himmel auf. Da oben stand der Orion groß und ewig über dem Bergrücken im Süden.
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