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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste
Autoren: Andreas Föhr
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Schartauer entgeistert an. »Drah um!«
     
    Daniela saß in einem Sessel in ihrem Zimmer und hatte von Frank Anweisung, sich nicht zu bewegen. Frank selbst saß an Danielas Computer, das Jagdmesser griffbereit neben sich.
    »Mann! Was dauert das denn so lange, das gibt’s ja wohl nicht. Habt ihr hier kein ISDN ?«
    »Der Computer ist ziemlich alt.«
    »Scheißkiste!« Frank hatte gute Lust, dem Bildschirm eine zu verpassen. Er hatte es eilig. Offenbar waren sie schon hinter ihm her. Während der Computer quälend langsam die Homepage einer Bank auf den Cayman Islands aufbaute, hatte Frank Zeit, über wichtige Dinge nachzudenken. Etwa über die Frage, welches der geeignete Zeitpunkt war, um Daniela zu liquidieren. Er war jetzt im Besitz der Passwörter und erstaunt, dass es alles in allem acht Offshore-Konten gab. Das auf den Cayman Islands war den Unterlagen nach das Hauptkonto. Es ging vorerst nicht darum, große Geldmengen zu verschieben. Das Geld war da, und wenn Daniela tot war, konnte es ihm niemand mehr streitig machen. Mit den Passwörtern konnte er nach Belieben darüber verfügen. Im Augenblick ging es nur darum, zu testen, ob die Passwörter auch stimmten, zumindest für das Hauptkonto. Sollte da etwas schiefgehen, brauchte er Daniela vielleicht noch. Er starrte auf den Schirm. Endlich war die Grafik vollständig. Er klickte auf den Button
Online Banking.
Nach einer weiteren Ewigkeit erschien eine Aufforderung, das Passwort einzugeben. Frank sah auf das Blatt und übertrug die Buchstaben und Zahlen sorgfältig in die Kästchen auf dem Bildschirm. Dann drückte er
Enter.
Drei lange Sekunden vergingen – dann wurde er von seinem Konto begrüßt. Frank fiel ein Stein vom Herzen. Er sah den Kontostand, der ein bisschen über sechs Millionen Euro betrug, und wäre fast sentimental geworden bei dem Gedanken, dass er den Rest seines Lebens sorgenfrei unter Palmen verbringen würde.
    Daniela bewegte sich und schien aufstehen zu wollen. »Du bleibst, wo du bist«, herrschte Frank sie an. Aber Daniela wurde immer unruhiger, atmete schwer und hektisch und hatte offenbar einen Panikanfall. Frank stand auf. »Herrgott! Jetzt hyperventiliert die auch noch.« Er ging zu ihr und packte sie an den Schultern. Dabei fiel ihm ein, dass er gleich das Messer hätte mitnehmen können. Er musste sich konzentrieren. Noch war er nicht in der Karibik. »Hör auf mit dem Scheiß«, schrie er Daniela an und schüttelte sie. In diesem Moment bewegte die Frau ihren rechten Arm in Richtung seines Bauches, dann spürte er einen kurzen, stechenden Schmerz und war höchst irritiert, bis er begriff, dass sie ihn mit einem Messer gestochen hatte. Er schlug ihr ins Gesicht, packte ihren Arm und drehte ihn, bis sie das Messer fallen ließ. Dann zerrte er sie – immer noch am Arm – zurück zum Computer und griff nach seinem Messer. Mit dem Messer in der Hand tastete er kurz nach seiner Wunde. Sie war gottlob nicht tief. Seine Bauchmuskeln waren hart, und Daniela hatte nicht viel Kraft. Schließlich warf er sie auf den Boden und packte sie an den dünnen, weißblonden Haaren, zog ihren Kopf zurück und setzte das Messer an ihren Hals.
    In diesem Augenblick bemerkte er, wie sich ihr Gesicht blau verfärbte. Plötzlich und unversehens, um dann wieder dunkel zu werden, und dann, unmittelbar darauf, wieder dieses leuchtende Blau. Auch hier brauchte Frank Sekunden, um zu begreifen – es war das Blaulicht eines Streifenwagens. Sein Verstand arbeitete fieberhaft, wägte die Optionen gegeneinander ab. Was konnten sie ihm nachweisen? Nicht so wahnsinnig viel. Die Sache mit dem Mädchen in München – gefährliche Körperverletzung, wenn er Glück hatte. Daniela? Dito, plus Freiheitsberaubung. Vier, vielleicht fünf Jahre, nach drei Jahren wär er draußen.
    »Steh auf«, sagte er zu Daniela. »Dein Freund ist da.«
     
    Frank alias Anton Schuckenrieder wurde von Kreuthner und Schartauer ohne weitere Gegenwehr verhaftet. Im Gegensatz zu seinem Auftraggeber verlangte Schuckenrieder nach einem Anwalt und schwieg im Übrigen.
    Daniela hatte sich einige Blessuren zugezogen, die einen ambulanten Aufenthalt im Krankenhaus nötig machten. Kreuthner holte sie am späten Abend von dort ab und fuhr mit ihr zurück nach Riedern auf den Hof, wo sie zusammen die Nacht verbrachten.

[home]
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    D er Tag war für Wallner erfolgreich verlaufen. In gewisser Weise war er beruhigt. Ohne genau sagen zu können, warum, hatte er das Gefühl, dass keine weiteren
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