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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste
Autoren: Andreas Föhr
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Schneeketten aufzog. Es handelte sich um einen Geländewagen. Der brauchte bei den gegebenen Straßenverhältnissen keine Ketten.
    Daniela hielt an und schaute angestrengt in die Dunkelheit, ob sie den Fahrer des Wagens irgendwo ausmachen konnte. Da war aber nichts. War der Fahrer vom Wagen weggegangen? Um Hilfe zu holen? Warum? Hatte er eine Panne? Und würde man einen Wagen so stehen lassen, dass er die ganze Straße versperrte? Daniela blieb fast das Herz stehen, als es an die Scheibe klopfte. Sie zuckte zusammen, als habe sie ein Stromschlag getroffen, dann drückte sie auf den Knopf für die Zentralverriegelung. Draußen neben dem Wagen stand jemand, dunkel, bullig, bedrohlich. Sie konnte kein Gesicht erkennen, weil die Person ganz nah am Wagen stand. Dann beugte sich der Unbekannte herunter und schaute ins Wageninnere. Es war Frank. Daniela war verwirrt, aber erleichtert. Er bedeutete ihr, die Scheibe herunterzulassen.
    »Hallo, Daniela, tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.«
    »Schon okay. Was machst du hier?«
    »Ich bin dir nachgefahren, weil dein Handy aus war. Ich hab mir ein bisschen Sorgen gemacht.«
    »Das ist lieb von dir. Ich mach mein Handy immer aus, wenn ich in Österreich bin. Das kostet zweiundzwanzig Cent die Minute, wenn du im Ausland angerufen wirst.«
    »Hab ich mir schon gedacht. Bin jedenfalls froh, dass dir nichts passiert ist.«
    Daniela sah zu Franks Wagen. »Ist was mit deinem Wagen?«
    »Mir ist was ziemlich Blödes passiert. Ich wollte was im Motorraum nachziehen. Da ist mir meine Kreditkarte in den Motor gefallen. Ich seh zwar, wo sie liegt, aber ich krieg sie nicht raus. Meine Hände sind zu dick. Vielleicht kannst du mir helfen.«
    »Ja, natürlich«, sagte Daniela. »Mit meinen dünnen Fingern komm ich vielleicht dran.«
    Daniela stand vor dem Motorraum und sah Frank an. »Du musst da schon reinleuchten, sonst seh ich nichts.«
    »Wird nicht nötig sein«, sagte Frank und zog sein Messer hervor. »Lass uns lieber reden.«
    Daniela starrte erschrocken auf das Messer.
    »Was soll das?« Sie trat zurück und wollte zu ihrem Auto, aber Frank stellte sich ihr in den Weg. »Lass mich durch, ich will zu meinem Wagen.«
    »Nein, du willst nicht zu deinem Wagen. Du wirst mit mir reden. Ist das klar?« Zur Bekräftigung hielt Frank das Messer gut sichtbar ins Scheinwerferlicht. Daniela verharrte in Schockstarre.
    »Deine Schwester hat Geld gestohlen.«
    »Das stimmt nicht. Meine Schwester hat nie gestohlen.«
    »Das hat sie dir vielleicht gesagt. Aber sie hat gestohlen. Und zwar zehn Millionen Euro.«
    Daniela lachte kurz und verzweifelt. »Du spinnst doch. Zehn Millionen. Das hätte ich gemerkt. Wir konnten nicht mal genug Futter für die Tiere kaufen.«
    »Glaube mir: Sie hat das Geld gestohlen. Und ich bin mir fast sicher, dass du weißt, wo es ist und wie man drankommt.«
    »Hast du sie umgebracht?«
    »Wo ist die Kohle?«
    »Ich weiß es nicht. Lass mich in Ruhe.« Sie wollte an Frank vorbei, doch der packte sie am Arm und schleuderte sie gegen seinen Geländewagen. Sie stürzte zu Boden und schlug mit dem Kopf gegen den Scheinwerfer. Frank ging ohne Hast zu ihr, stellte ein Knie auf ihren Bauch und hielt ihr das Messer an den Hals.
    »Verarsch mich nicht. Sonst tut’s weh, ist das klar?«
    Daniela zitterte, ihre Worte kamen nur noch dünn über ihre Lippen. »Ich weiß nicht, wo das Geld ist. Warum sollte ich das wissen?«
    »Weil deine Schwester es dir gesagt hat. Also?«
    »Tu bitte das Messer weg. Ich hab eine Scheißangst. Es … es bringt doch nichts, wenn du mich umbringst. Dann weißt du doch immer noch nicht, wo das Geld ist.«
    »Du bist ja ganz schön schlau. Ich hab auch nicht vor, dich umzubringen. Weißt du, was ich mache?« Er sah Daniela schnell und kurz atmen, Kondenswolken stiegen aus ihrem Mund in die eisige Nacht und explodierten im Scheinwerferstrahl. »Ich fackel deinen Scheißhof ab. Und zwar mit den Viechern drin. Und dann unterhalten wir uns noch mal.«

[home]
    67
    D aniela pumpte weitere Wolken in die Nacht und starrte Frank wie paralysiert an. Der Widerschein des Wagenlichts fiel auf Franks Gesicht. Ein Blick in dieses Gesicht genügte, um zu wissen, dass er den Hof ohne zu zögern anzünden würde.
    »Deine Schwester hat irgendwo Passwörter für das Konto gehabt. Wo sind die?«
    »Das hat sie mir nie gesagt. Ich … ich weiß vielleicht, wo sie sie versteckt hat.«
    »Ich hab schon alles abgesucht. Erzähl mir von einem originellen
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