Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
Colder gezahlt, um Jake zu beseitigen?« fragte Dill. »Eine Million?«
    Strucker nickte. »Mindestens. Na ja, wir – Jake und ich – kamen dann zu dem Schluß, daß Brattle, falls es uns gelang, Jake am Leben zu halten, früher oder später hier auftauchen müßte, um sich darüber Klarheit zu verschaffen, wie es kam, daß er nicht die gewünschte Gegenleistung für das erhielt, was er bezahlt hatte. Und sobald er dann hier aufkreuzte, wollte ich ihn mir schnappen, und das hätte meiner politischen Zukunft ja auch ganz und gar nicht geschadet.«
    »Und dafür haben Sie Felicity einfach hängenlassen«, sagte Dill.
    »Colder hatte ja bisher noch nichts angestellt«, sagte Strucker. »Das müssen Sie dabei immer bedenken.«
    »Und Sie behaupten also, daß er Felicity tötete, als er herausfand, wohinter sie her war.«
    Strucker nickte düster. Und auf das Nicken folgte wieder einer seiner langen todtraurigen Seufzer. »Wir konnten es eben nicht beweisen. Wir hatten keinen klaren Fall in Händen.«
    »Blödes Gewäsch«, sagte Dill. »Sie hätten Colder wegen Felicity festnageln können. Oder, wie hieß er doch noch, wegen ihres Exfreunds Clay Corcoran. Oder wegen des armen alten Harold Snow. Gott, bei Harold wär’s ein Kinderspiel gewesen. Aber Sie haben’s nicht getan, nicht wahr, weil Sie ja immer noch auf Brattle warteten.
    Für euch Kerle war meine Schwester nur der Einsatz für Clyde Brattle.«
    Mit zwei schnellen Schritten stand Strucker neben Dill.
    Er packte Dill am linken Arm und riß ihn herum. Der Chief of Detectives zeigte nach unten auf den Boden.
    Sein Gesicht war nur noch ein böses Knurren. »Wer liegt denn da unten am Boden in seinem Blut, in seiner eigenen Pisse und Scheiße? Das ist Gene Colder, Captain Gene Colder, der der verdammt beste Detective der Mordkommission war, der mir je begegnet ist. Er hat ihre Schwester getötet, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen, und dann auf ihrer Beerdigung ein feierliches Gebet gesprochen. Er hat Clay Corcoran aus zwölf Metern Entfernung mit einer Automatik Kaliber 25 glatt durch die Kehle geschossen, während sechshundert andere Bullen mit den Daumen in ihren Ärschen herumstanden. Bei Harold Snow benutzte er eine abgesägte Schrotflinte und kam seelenruhig angetanzt mit einer Riesenportion Eiskrem, übernahm sofort die Ermittlungsarbeit und verteilte die Beweismittel so geschickt, daß jeder annehmen mußte, Snow hätte Felicity umgebracht. Meinen Sie, er wußte nicht ganz genau, was er tat? Warum zum Teufel glauben Sie wohl, hat ein Kerl wie Clyde Brattle ihm eine Million Dollar gezahlt. Und wenn Gene heute abend etwas mehr Glück gehabt hätte, dann hätte er sich Brattle geschnappt, das Geld behalten, und kein Gericht der Welt hätte ihm was anhaben können. Aber er liegt hier. Am Boden. Tot.«
    Dill machte sich aus Struckers Griff frei. Dann ging er hinüber zum Couchtisch. »Was ist, falls er es doch nicht getan hat?« fragte Dill.
    Strucker schoß einen schnellen Blick zu Jake Spivey hinüber, der leicht verwundert schien. »Worauf will er denn hinaus?« fragte Strucker.
    »Auf irgendwas«, meinte Spivey.
    »Sie sagen, daß Sie nicht beweisen können, daß er Felicity getötet hat – oder Corcoran oder sogar Harold Snow. Wenn Sie also nicht beweisen können, daß er sie umgebracht hat, dann ist er unschuldig.«
    »Er hat sie getötet«, sagte Strucker. »Allesamt.«
    »Sie glauben nur, daß er es gewesen ist.«
    »Du doch auch, Pick«, sagte Spivey.
    »Vielleicht«, sagte Dill, streckte die Hand, hob den Kassettenrecorder auf, ließ das Kassettenfach aufspringen und steckte das Band in die Tasche.
    Spivey sprang auf. »Du hast doch nicht etwa vor, mit der Kassette aus dieser Tür zu gehen, oder?« fragte er.
    »Sie sollte deine Rückversicherung sein, Jake. Der letzte Stein auf deinem Schutzwall. Aber jetzt behalt ich sie zu meiner Sicherheit.« Dill sah erst zu Strucker und dann wieder zu Jake Spivey, der blitzschnell zugriff und die 38 Colt Automatik vom Couchtisch aufnahm. »Ich mache mir Sorgen wegen euch beiden«, sagte Dill. »Ich überlege mir, wo euer Weg nach oben enden wird und was ihr dann tun werdet, wenn ihr erst einmal angekommen seid. Und falls ihr weit genug und hoch genug aufsteigt, werdet ihr euch vielleicht eines Tages an mich erinnern und daran denken, daß ich hier mit euch in diesem Zimmer war, an diesem Abend, und was ihr getan habt.
    Und dann werdet ihr vielleicht darüber nachdenken, ob ihr meinetwegen nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher