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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall
Autoren: Ross Thomas
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fassungslos starrenden Captain Colder hin. Strucker zog mit dem Finger des toten Mannes den Abzug durch und schoß Captain Gene Colder durch die Brust, etwa an der Stelle, wo das Herz sein mußte. Die Wucht des Geschosses ließ ihn nach hinten zucken, dann kippte er nach vorn und fiel auf die linke Seite. Ein Zucken durchlief seinen Körper. Dann blieb er still liegen.
    Strucker nahm die Zigarre aus dem Mund und ging auf den Leichnam des Polizeicaptains zu. Er starrte eine Weile auf ihn hinunter, kniete sich hin und zog vorsichtig Colders Revolver aus seinem Halfter und legte ihn neben die leblose rechte Hand. Strucker erhob sich, drehte sich zu Dill um und sagte: »Zufrieden?«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Dill. »Erzählen Sie mir mehr.«

38
    Strucker schaute auf seine Armbanduhr. »Sie werden sich mit der Zwei-Minuten-Fassung begnügen müssen«, sagte er, »denn wenn die Mordkommission hier durch die Tür hereinspaziert, werde ich Colder wieder in einen tapferen und pflichteifrigen Cop zurückverwandeln, der sich mit dem meistgesuchten Mann in Amerika einen Schußwechsel geliefert hatte.« Er wandte sich Spivey zu: »Wie klingt das?«
    »Einfach großartig«, sagte Spivey.
    Dann wandte sich Strucker wieder an Dill. »Sie hat für mich gearbeitet, Ihre Schwester. Für mich und niemanden sonst. Sechs Monate nachdem sie Colder von Kansas City nach hierher versetzt hatten, fing er an, sich unbehaglich und nicht mehr am richtigen Platz zu fühlen. Er veränderte sich. Seine ganze Haltung wurde anders. Sein Interesse war nicht mehr dasselbe. Einem Zivilisten ist das schwer zu erklären, aber ich wußte, daß mit ihm etwas im Busch war. Er kaufte sich ein Haus, das um eine Winzigkeit zu schick war. Seine Anzüge kosteten hundert Dollar mehr, als sie sollten. Er war nicht blöd genug, sich auch gleich noch einen Mercedes zu kaufen, aber immerhin schaffte er sich einen Olds 98 an. Dann kam diese üble Geschichte mit seiner Frau. Sie haben wohl davon gehört.«
    Dill nickte. »Er ließ sie zwangseinweisen.«
    »Es war so ungefähr um diese Zeit, daß ich Felicity kommen ließ, ihr von meinen Vermutungen und Befürchtungen erzählte und ihr sagte, was sie und ich dagegen unternehmen sollten. Nun ja, Ihre Schwester war eine brillante Frau und noch schön obendrein, und wenn ich nicht so alt wäre und so glücklich mit Dora Lee – na ja, dann hätte ich ihr vielleicht selbst den Hof gemacht, obwohl Felicity ja arm wie eine Kirchenmaus war. Aber sie erzählte mir, das hätte Tradition bei den Dills – arm zu sein.«
    »Damit hatte sie recht«, sagte Dill.
    »Also verwandelte sie sich in ein süßes Zuckerpüppchen, und Gene Colder sprang sofort darauf an, und verdammt, wer könnte ihm das verdenken? Ich kann’s nicht.
    Nun, was ich wissen wollte, war, wieviel Geld er hatte, woher es kam und was er tun sollte, um es sich zu verdienen. Felicity brauchte fast sechs Monate, nur um herauszufinden, wieviel er auf der Kante hatte, und das waren immerhin sieben- oder achthunderttausend. Er gab ihr das Geld für die Anzahlung auf das Haus und nebenher noch eine ganze Menge mehr, aber ich schätze, daß Ihnen das inzwischen schon selbst aufgegangen ist.«
    »Doch ja, einiges«, sagte Dill.
    »Aber was Ihre Schwester nicht herausfinden konnte, war, woher das Geld kam. Weil das eben nicht der Fall war – ich meine, Colder hatte es eben, es war einfach da, verstehen Sie?«
    »Ja«, sagte Dill, »ich verstehe.«
    »Und dann, eines Tages, erwähnte sie ihm gegenüber Jake Spivey und Sie, Dill, und wie Sie zusammen aufgewachsen wären und so weiter. Davon konnte Colder gar nicht genug bekommen und bohrte immer weiter nach.
    Dann, ein paar Monate später, war sie bei ihm zu Hause, bei Colder, und es war Samstagnachmittag, soweit ich mich erinnere, und er ging noch mal raus in den Laden, um Bier oder Ähnliches zu holen, und Felicity fing an, bei ihm herumzustöbern. Dann fand sie eine Mappe. Ungefähr so groß.« Strucker deutete mit den Händen Großformat an. »Sie fing an, darin zu lesen, und was sie entdeckte, war all das, was sie ihm über Jake erzählt hatte.
    Über Sie nichts. Nur das über Jake. Also machte ich draußen in Ace Dawsons Herrenhaus einen Besuch bei Jake.«
    »Es war Liebe auf den ersten Blick«, sagte Spivey grinsend.
    »Und Sie zwei sind dann dahintergekommen, richtig?« sagte Dill. »Hinter die Kansas-City-Connection zwischen Colder und Clyde Brattle.«
    Strucker nickte.
    »Wieviel, glauben Sie, hat Brattle an
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