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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall
Autoren: Ross Thomas
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Harley und Sid. Sie arbeiteten für Clyde Brattle.«
    »Dann gingen Strucker und Gene Colder zusammen hinein.«
    »Ja.«
    »Was ist passiert?«
    »Brattle und Colder sind tot.«
    »Wo?«
    »Im Wohnzimmer.«
    »In meinem Wohnzimmer?«
    »Ja.«
    »O verflucht, verflucht, verflucht.« Automatisch tat sie das Gaspedal durch. »Erzähl mir nichts darüber. Ich will nichts wissen. Warum sollte ich? Ich weiß ja noch nicht mal, wo ich hinfahre.«
    »Zum Flughafen.«
    »Was ist mit deinen Sachen im Hotel?«
    »Das hat Zeit.«
    Er griff in seine Tasche und zog die Kassette hervor.
    »Siehst du das hier?«
    Sie warf einen kurzen Blick darauf und nickte. »Du hast sie also doch nicht Spivey gegeben.«
    »Nein. Ich steck sie in deine Handtasche.« Sie sah ihm dabei zu und konzentrierte sich dann wieder aufs Fahren. »Du weißt, wo du Kopien davon machen lassen kannst?« fragte er.
    Sie nickte.
    »Laß morgen sechs Kopien anfertigen.«
    »Morgen?« sagte sie. »Warum nicht heute nacht? Verdammt noch mal, wo soll ich heut nacht bloß schlafen?«
    »Es gibt doch nahe am Flughafen ein Holiday Inn, oder?«
    »Ja.«
    Er zog seine Brieftasche heraus, entnahm ihr drei Hundertdollarnoten – fast die letzten, die noch übrig waren, stellte er fest – und stopfte das Geld zu der Kassette in ihre Handtasche. »Zahl den Zimmerpreis in bar. Benutze einen falschen Namen – Mary Borden.«
    »Ich seh aber nicht wie eine Mary Borden aus.«
    »Benutz ihn trotzdem. Behalte den Ford und geh morgen nur raus, um die Kassetten kopieren zu lassen. Dann geh zurück und bleib auf deinem Zimmer. Ich rufe dich gegen Mittag an.«
    »Mittag.«
    »Ja.«
    »Was ist, falls du es nicht tust?«
    Dill seufzte. »Falls ich nicht anrufe, nimm das Band und geh zum FBI.«
    Im Eingang zum Gatty International Airport küßten sich Benjamin Dill und Anna Maude Singe zum Abschied. Es war ein kurzer, flüchtiger Kuß, fast ohne jede Zärtlichkeit. Sie sah ihm zu, wie er aus dem Wagen stieg. »Ruf mich an, verdammter Kerl«, sagte sie.
    Im Flughafengebäude schlenderte Dill herum und verschaffte sich einen Überblick über die Abflugzeiten.
    Schließlich suchte er sich einen Delta-Flug heraus, der in fünfundvierzig Minuten nach Atlanta startete. Er kaufte ein einfaches Flugticket erster Klasse, zahlte in bar und ließ sich unter dem Namen F. Taylor eintragen. Er wußte, daß er in Atlanta einen Anschlußflug zum Washington National Airport bekommen würde.
    Dill verbrachte den größten Teil der Wartezeit in einer Kabine auf der Herrentoilette. Dort wischte er Harold Snows Revolver sorgfältig mit einem Taschentuch ab, wickelte die Waffe in eine Zeitung, die er gekauft hatte, und warf das Päckchen beim Verlassen der Toilette in einen Abfallkorb. An Bord der Maschine bekam er einen Platz am Mittelgang neben einem fröhlich und aufgekratzt wirkenden Mann um die Fünfzig. Der Mann sah aus wie ein Schwätzer. Dill hoffte, daß er es nicht wäre.
    Das Flugzeug hob ab und zog eine Schleife über der Stadt. Der Mann starrte durch den Regen auf die Lichter der Stadt und wandte sich dann zu Dill.
    »Das ist mal wieder ein mordsmäßiger Anblick«, sagte der Mann. »Wollen Sie auch mal raussehen?«
    »Nein«, sagte Dill. »Ich glaube nicht, daß ich das möchte.«
    Am Dienstag, dem neunten August, um 9 Uhr und sechsundvierzig Minuten vormittags setzte das Taxi Dill vor seinem Wohnhaus an der Ecke 21st und Street Northwest ab. Er schaute sich um und entdeckte sie sofort, die beiden Mercury-Coupes, die so harmlos und unauffällig aussahen, daß man ebensogut US-Government quer über ihre Türen hätte schreiben können. Der eine, ein dunkelblauer, parkte in der N Street. Zwei Männer saßen darin. Der andere, ein dunkelgrauer, stand im Parkverbot vor dem giftgrünen Apartmenthaus des alten Mannes in der 21st Street. Auch in diesem Wagen saßen zwei Männer.
    Dill betrat das Haus und schloß seinen Briefkasten auf.
    Darin steckten drei Rechnungen, neun Wurfsendungen zum Wegschmeißen, ein Exemplar der Newsweek und ein Brief von seiner toten Schwester.
     
    Mittwoch, 3. August
    Lieber Picklepuss,
    Die einzige saftige Neuigkeit, die ich diese Woche für Dich habe, betrifft Deine alte Flamme von der High-School, die furchtbar hochnäsige, gräßlich vornehm tuende Barbara Jean Littlejohn (geborene Collins). Und falls Du Dich nicht mehr so recht erinnern kannst, weswegen sie sich so hochnäsig gab, mußt Du Dir nur ins Gedächtnis zurückrufen, daß sie die Präsidentin ihrer
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