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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer
Autoren: Monica Mccarty
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ihn zufrieden ab. Was auch immer einst zwischen ihnen gewesen war, es war schon vor langer Zeit gestorben. Ihre beachtlichen Reize stellten keine Bedrohung mehr für ihn dar.
    Duncan konzentrierte sich wieder auf die Aufgabe, die vor ihm lag, und erkannte, dass er ihre Nacktheit zu seinem Vorteil nutzen konnte. Er hatte sie in der Defensive, und das war bei Jeannie eine gute Ausgangsposition.
    Mit hartem Blick wappnete er sich gegen die bevorstehenden Unannehmlichkeiten und trat hinter dem Baum hervor.
    Jeannie dachte nicht nach. Si e hörte das Kn acken eines Zweiges hinter sich, das Geräusch eines Schrittes, und reagierte.
    Statt nach dem Hemd zu greifen, schlossen sich ihre Finger um den kalten Messinggriff ihrer Radschlosspistole. Sie murmelte ein stummes Dankgebet, dass sie sie in kluger Voraussicht geladen hatte, wirbelte herum und richtete die Waffe dorthin, woher das Geräusch gekommen war. Alles, was sie sehen konnte, war der riesige Schatten eines Mannes, der so groß und muskulös war, dass ihr Herz in nackter Panik einen Augenblick lang aussetzte.
    Erst vor Kurzem war ihr das Ausmaß ihrer Verletzlichkeit nur zu deutlich vor Augen geführt worden, als sie dem Mackintosh-Schurken in die Hände gefallen war, der versucht hatte, sie zu entführen. Sie war stark, doch selbst die stärkste Frau war einem wilden Highland-Krieger körperlich nicht gewachsen – und diesem hier ganz besonders nicht.
    Er wollte etwas sagen, doch sie gab ihm keine Gelegenheit dazu. Sie würde sich nicht noch einmal gefangen nehmen lassen. Jeannie drückte den Abzug, hörte das Radschloss klicken, roch den Zündfunken und wenige Sekundenbruchteile später ließ der Rückstoß des Schusses sie zurücktaumeln.
    Der Räuber stieß einen üblen Fluch aus und ging, die Hände in den Bauch gekrallt, in die Knie. Ihre jüngsten Schießstunden machten sich bezahlt, sie hatte gut gezielt.
    Er hatte den Kopf gesenkt, doch vage wurde ihr bewusst, dass er für einen Räuber viel zu gute Kleidung trug.
    »Ein Messer in den Rücken war wohl noch nicht genug«, ächzte er. »Hast du beschlossen, mich diesmal endgültig zu erledigen?«
    Jeder Muskel, jede Faser, jeder Nerv ihres Körpers krampfte sich zusammen – eine instinktive Schutzreaktion. Der volle, tiefe Klang seiner Stimme hallte in den entferntesten Winkeln ihres Gedächtnisses wider. In dem dunklen, vergessenen Ort, den sie für immer verschlossen hatte.
    Alles Blut wich aus ihrem Gesicht, dem Körper, und mit einem dumpfen Pochen zog sich ihr Herz zusammen.
    Das konnte nicht sein …
    Ihr Blick flog zu seinem Gesicht und musterte das harte, kantige, von dunklen, rauen Bartstoppeln bedeckte Kinn, das wellige, rabenschwarze Haar, die kräftige Nase und den breiten Mund. Gut aussehend. Aber hart – zu hart. Er konnte es nicht sein. Doch dann sah sie seine Augen unter dem Metallrand des Helms. Glasklar, so blau wie der Sommerhimmel, durchbohrten sie sie mit einer eindringlichen Vertrautheit, die sich nicht leugnen ließ.
    Die Brust wurde ihr so eng, dass es beinahe schmerzte und ihr der Atem stockte.
    Der Schock war so groß, als hätte sie einen Geist gesehen. Doch das hier war kein Geist. Der verlorene Sohn war zurückgekehrt. Duncan Dubh Campbell war endlich nach Hause gekommen.
    Einen lächerlichen Augenblick lang jubelte ihr Herz, und sie trat einen Schritt vorwärts. »Du bist zurückgekommen!«, rief sie aus, bevor sie die Worte zurückhalten konnte, und in ihrer Stimme schwang all die Hoffnung des unschuldigen, jungen Mädchens mit, das nicht glauben wollte, dass der Mann, den sie liebte, sie im Stich gelassen hatte. Einst hätte sie alles dafür gegeben, sein Gesicht wiederzusehen.
    Einst. Sie zuckte zurück.
    Das war, bevor er ihr das Herz gebrochen hatte. Bevor er ihr die Unschuld genommen, ihr die Ehe versprochen und sie ohne ein Wort verlassen hatte. Bevor sie tagelang am Fenster gesessen, zum Horizont gestarrt und mit jeder Faser ihres Seins dafür gebetet hatte, dass er zu ihr zurückkam – dass er an sie glaubte … an sie beide. Bevor sie so lange geweint hatte, bis ihre Seele auch von dem letzten Rest Liebe für ihn reingewaschen war.
    Ihr Herz zog sich zusammen, als die Erinnerungen auf sie einströmten. Nicht ein einziges Wort in zehn Jahren. Nur im ersten hatte es wehgetan. Die anderen neun Jahre hatte sie zwischen Hass und Selbstvorwürfen hin- und hergeschwankt.
    Duncan Campbell war der letzte Mann, den sie jemals wiedersehen wollte.
    Oft hatte sie davon
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