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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer
Autoren: Monica Mccarty
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in ihrer Brust hatte sich endlich ein wenig gelöst.
    Es war richtig gewesen hierherzukommen. Ausnahmsweise einmal hatte eine plötzliche Regung sie nicht auf Abwege geleitet.
    Sie stieg aus dem Wasser und schlang sich in einem vergeblichen Versuch, sich gegen die kalte Luft zu schützen, die Arme um die Brust. Zähneklappernd blickte sie an sich herab und wurde rot. Das klatschnasse elfenbeinfarbene Leinen, das ihr auf der Haut klebte, enthüllte sehr deutlich jeden Zoll ihres Körpers. Schnell sah sie sich um, in der Hoffnung, dass Tavish sein Versprechen gehalten und aus gebührendem Abstand über sie gewacht hatte. Falls nicht, dann bekam er jetzt eine Menge zu sehen. Ihr augenblicklicher Zustand überließ nur sehr wenig der Vorstellungskraft, wie ihre alte Amme gern sagte. Doch es war auffallend ruhig. Beinahe unnatürlich ruhig.
    Ein Hauch des Unbehagens strich ihr über den Nacken.
    Nein. Sie schob das Gefühl beiseite. Von der Schwarzmalerei der Marchioness würde sie sich diesen Tag nicht verderben lassen.
    Schnell lief sie die letzten paar Schritte zu ihren Sachen, schnappte sich ein Handtuch von dem Haufen und schlang es um den Körper. Zügig trocknete sie sich Gesicht und Glieder so gut wie möglich ab, bevor sie sich mit dem Leinentuch das Wasser aus den Haaren drückte. Doch es würde Stunden dauern, bis die langen, dichten Flechten getrocknet waren, selbst wenn sie sich ans Feuer setzte.
    Ihre seltsame Vorahnung verfluchend, die sie voll und ganz der Einmischung ihrer Schwiegermutter zuschrieb, sah sie sich noch einmal prüfend um, bevor sie das nasse Unterkleid über ihren Kopf zog, es zu Boden fallen ließ und nach einem frischen Hemd griff.
    Vornübergebeugt stand sie da, nackt, wie Gott sie geschaffen hatte, und hörte plötzlich ein Geräusch hinter sich. Ein Geräusch, das ihr das Blut gefrieren und jedes einzelne Härchen im Nacken vor Angst zu Berge stehen ließ.
    Der Wachmann hatte ihn nicht kommen sehen.
    Er war so gefesselt vom Anblick der im See schwimmenden Frau, dass er bewusstlos wie ein nasser Sack vor Duncan zu Boden sank. Blut sickerte ihm aus der Platzwunde an der Schläfe.
    Fast hatte Duncan Mitleid mit ihm. Es war nicht das erste Mal, dass wegen dieser Frau ein Mann in Ungnade fiel.
    Das war natürlich keine Entschuldigung für solch eine unerhörte Pflichtverletzung. Wäre es einer von Duncans Männern gewesen, dann hätte er für diesen Fehler schwerwiegendere Konsequenzen als einen Schlag an den Kopf tragen müssen. Seine Männer wurden für ihre Disziplin und Selbstbeherrschung ebenso sehr bewundert, wie man sie für ihre Überlegenheit auf dem Schlachtfeld fürchtete.
    Schnell beugte sich Duncan über den bäuchlings niedergestreckten Mann und nahm dem Krieger die Waffen ab, dann schob er den eigenen Dolch zurück in die goldene Scheide an seinem Gürtel. Der Hieb mit dem schweren, juwelenbesetzten Griff würde keinen bleibenden Schaden hinterlassen, aber sobald der Mann wieder aufwachte, würden die Kopfschmerzen ihm eine gehörige Lehre sein. Das würde allerdings nicht in absehbarer Zeit geschehen, was Duncan genug Zeit verschaffte, seine unangenehme Aufgabe zu Ende zu bringen.
    Bei so einem Treffen war man besser allein – und ungestört.
    Vom Loch her vernahm er ein Plätschern, doch er widerstand dem Drang nachzusehen, was den Wachmann so gefesselt hatte. Er wusste es. Stattdessen gab er seinen Männern, die am Waldrand Stellung bezogen hatten, stumm den Befehl, den Wachmann im Auge zu behalten. Dann schlich der Mann, der von Irland bis hinüber zum Festland als der Schwarze Highlander gefürchtet war – ein Beiname, der sich nicht nur auf seine Haarfarbe, sondern auch auf seine tödlichen Fertigkeiten im Kampf bezog –, in einem Bogen um den See zu der Stelle, an der sie ihre Kleider zurückgelassen hatte.
    Da Jeannie die Burg nur mit einem nichtsnutzigen Wachmann als Schutz verlassen hatte, um im Loch zu planschen, hatte sie sich anscheinend kein bisschen verändert. Er hatte fast vermutet, dass sie sich mit einem Liebhaber zu einem Schäferstündchen treffen wollte, und deshalb gewartet, bevor er sich ihr näherte, nur um sicherzugehen. Doch sie war allein – diesmal zumindest.
    Lautlos wie der Geist, für den ihn manche halten mochten, bewegte er sich zwischen den Bäumen hindurch. Er war lange Zeit fort gewesen.
    Zu lange.
    Erst jetzt, nach seiner Rückkehr, konnte er sich das eingestehen.
    Zehn Jahre lang hatte er sich zurückgehalten, hatte sich ein neues
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