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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer
Autoren: Monica Mccarty
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geträumt, ihm eine Bleikugel in den Bauch zu jagen; sie hatte nur nie geglaubt, dass das tatsächlich geschehen könnte. Im ersten Impuls wollte sie zu ihm laufen und ihm helfen, doch sie zwang sich, regungslos stehen zu bleiben. Einst hatte sie geglaubt, ihn besser zu kennen als jeder andere auf der Welt, doch heute war dieser Mann ein Fremder für sie.
    Sie presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und weigerte sich, über das Blut nachzudenken, das zwischen seinen Fingern hervorquoll und einen tiefroten Fleck an seiner Seite bildete, während er versuchte, die Blutung zu stoppen. Er würde nicht sterben … oder etwa doch ? Sie schüttelte die Angst ab und fand ihre Stimme wieder. »Was willst du?«
    Trotz der Blässe seiner Haut brannte sein Blick, als seine Augen über ihren Körper wanderten, bei ihren Brüsten und zwischen ihren Beinen verweilten.
    Mit einem Schlag wurde ihr klar, warum. Gütiger Gott, sie war nackt!
    Ihre Wangen glühten eher vor Wut als vor Scham, als sie sich schnell ein trockenes Hemd über den Kopf zog. Sie hatte es so eilig, sich vor seinem Blick zu schützen, dass sie das Kleid auf dem Stapel liegen ließ und stattdessen nach dem Plaid griff, das sie als Unterlage mitgebracht hatte, und es wie ein behelfsmäßiges arisaidh um sich schlang.
    »Wie ich sehe, schwimmst du immer noch gern«, meinte er.
    Sie zuckte zusammen. Der triefende Sarkasmus in seiner Stimme bei dieser betonten Anspielung auf eine Nacht, die sie liebend gern vergessen würde, war ihr nicht entgangen. Wut wallte in ihr auf. Wie konnte er es wagen, nach allem, was er ihr angetan hatte, sie mit der Erinnerung an ihre naive Torheit zu quälen? Ihre Finger krampften sich fester um die Pistole, die sie noch immer in der Hand hielt. Wäre sie nachgeladen, hätte sie am liebsten noch einmal auf ihn geschossen. Sie begegnete seinem Blick ebenso eindringlich und lächelte kalt. »Und du bist immer noch ein Bastard.«
    Das Aufblitzen in seinen blauen Augen verriet ihr, dass der Stich gesessen hatte. Wenn Duncan Dubh – ein treffender Name, wenngleich er ihn eher wegen seines schwarzen Herzens als wegen des schwarzen Haars verdient hätte – eine Schwachstelle in dem stählernen Panzer hatte, der ihn umgab, dann waren es die Umstände seiner Geburt.
    Er verbarg seine Reaktion so schnell, dass sie ihr entgangen wäre, wenn sie nicht genau gewusst hätte, worauf sie achten musste. Doch sie wussten beide sehr gut, wie sie einander verletzen konnten. Diese Fertigkeit hatten sie vor Jahren perfektioniert.
    Das Lächeln, das seine Mundwinkel kräuselte, war ungefähr so warm wie die eisbedeckten Berggipfel der Cairngorms. »Manche Dinge ändern sich nie«, entgegnete er nüchtern.
    Doch er hatte sich verändert.
    Stumm starrte sie in das Gesicht, das zugleich schmerzlich vertraut und doch völlig verändert war. Aus dem Jungen war ein Mann geworden. Wenn überhaupt, dann hatte der Lauf der Zeit ihn nur noch attraktiver gemacht – etwas, was sie für unmöglich gehalten hätte. Das schwarze Haar und die blauen Augen waren schon immer eine auffallende Kombination gewesen, doch mit dem Alter waren seine jungenhaften Züge schärfer und ausgeprägter geworden. Er trug sein Haar jetzt kürzer – die sanften Wellen, die ihm bis zum Kinn gereicht hatten, waren auf Ohrhöhe gestutzt. Die tief gebräunte Haut war von Wind und Wetter gegerbt und vom Krieg gezeichnet und ließ ihn nur noch schonungslos männlicher wirken – Ehrfurcht gebietend, beinahe gefährlich.
    Doch trotz seiner unbestreitbaren Anziehungskraft regte sich nichts in ihr. Wenn sie ihn ansah, fühlte sie nicht das Geringste. Er hatte alles, was zwischen ihnen gewesen war, schon vor langer Zeit getötet.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte er. »Man hat den Schuss sicher gehört.« Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich auf mich geschossen hast.«
    Er versuchte, sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen, und verzog die Lippen zu einem Schmunzeln, was das Grübchen in seiner linken Wange hervortreten ließ. Erschrocken über die qualvolle Vertrautheit und die Erinnerungen hielt sie den Atem an. In wilder Panik begann ihr Herz zu pochen, als die Erkenntnis, was sie durch seine Rückkehr verlieren könnte, mit Gewalt über sie hereinbrach. »Warum bist du hier, Duncan?«
    »Ich bin zurückgekommen, um meine Unschuld zu beweisen.« Er sah sie an. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Seine Miene war teilnahmslos, doch sie
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