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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond
Autoren: Yasmine Galenorn
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    Kapitel 1
    I ch muss mich übergeben! Weg da!« Iris drängte sich an mir vorbei und rannte ins Bad. Ich konnte sie würgen hören, dann rauschte die Toilettenspülung, und Wasser plätscherte im Waschbecken.
    Ich verzog das Gesicht, und da sie offenbar allein zurechtkam, legte ich letzte Hand an mein Outfit. Ich war keine Expertin in Sachen Mode und konnte nur immer wieder hoffen:
O ihr Götter, lasst mich schick genug sein für diesen Abend.
    Meine Jeans war neu, zur Abwechslung also ohne Risse, und tiefschwarz. Dazu trug ich ein leuchtend fuchsiafarbenes Tanktop mit einem Strasskätzchen vorne drauf. Meinen praktischen braunen Ledergürtel hatte ich gegen einen weißen mit silberner Schnalle getauscht und widerwillig auf meine kampftauglichen Stiefel verzichtet. Stattdessen trug ich knöchelhohe Stiefeletten aus Wildleder mit siebeneinhalb Zentimeter hohen Absätzen, womit ich es insgesamt auf eins neunzig brachte.
    Mein igelartig geschnittenes Haar hatte nach der dreifarbig-scheckigen Katastrophe inzwischen wieder die natürliche goldblonde Farbe. Allerdings war mir die dann recht langweilig erschienen, so dass ich schließlich Iris gebeten hatte, mir kräftige platinblonde Strähnchen zu färben, und ein paar schwarze, so dass ich jetzt getigert war. Die tätowierten Ranken auf meinen Armen waren ein bisschen dunkler geworden – sie schienen sich von Woche zu Woche kräftiger zu färben. Camille hatte mir beim Schminken geholfen, und ich sah halbwegs clubtauglich aus. Normalerweise verbrachte ich meine Abende vor dem Fernseher, mit Küsschen von Shade und haufenweise Knabberkram. Wenn wir nicht gerade unterwegs waren, um ein paar Dämonen in den Arsch zu treten.
    Ich schlüpfte in meine schwarze Lederjacke, setzte mich geduldig auf die Bettkante und griff nach einem meiner Katzenspielzeuge. Diese Quietschmaus mochte ich besonders – sie brachte mich zum Grinsen, sogar in meiner menschlichen Gestalt. Ich schüttelte sie, bis sie ein schrilles Quieken ausstieß.
    Iris schob den Kopf durch den Türspalt.
    »Hörst du endlich auf mit diesem Gequietsche? Seit zwei Wochen spielst du Tag und Nacht mit diesem Ding. Wenn du es nicht sofort weglegst, werfe ich es in den Müll.«
    »Nicht meine Quietschmaus!« Hastig ließ ich sie fallen. Ich
liebte
meine Quietschmaus, und niemand durfte sie mir wegnehmen.
    Iris hatte ihr Make-up in Ordnung gebracht, und mit einem Blick, der mir sagte, dass sie Zweifel an unseren Plänen für heute Abend hatte, schob sie sich aus dem Bad. Tapfer stemmte sie ein Lächeln. »Sehe ich ordentlich aus?«
    So gereizt sie eben noch gewirkt hatte, erkannte ich doch, dass die Talonhaltija nervös war. Man sah zwar noch nichts von ihrer Schwangerschaft – sie war in der sechsten Woche –, aber ihre Hormone spielten ihr übel mit, etwa so, wie Jimi Hendrix seiner Gitarre. Obendrein würde sie morgen heiraten, und so war unser finnischer Hausgeist ein ziemliches Nervenbündel.
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte ich.
    Trotz allem, was sie durchmachte, strahlte Iris geradezu von innen heraus. Ihr knöchellanges Haar glänzte wie gesponnenes Gold, ihre Haut war glatt und makellos – zumindest in dieser Hinsicht bekam die Schwangerschaft ihr gut. Ihre runden Augen leuchteten so blau wie der frühe Morgenhimmel. Und an ihrer Figur war noch nichts zu sehen – Iris war kurvenreich und vollbusig, und obwohl sie nicht einmal eins zwanzig groß war, schlug sie mich in Sachen Weiblichkeit um Längen. Dieses feminine Äußere täuschte allerdings – Iris konnte mächtig austeilen, sowohl magisch wie auch mit den Fäusten.
    Sie starrte mich einen Moment lang an, dann wischte sie hastig und verlegen ein paar Tränen weg, um ihre Wimperntusche zu retten. Selig lächelte sie mich an. »Das ist so lieb von dir. Würdest du mir die Haare flechten? Ich wünschte wirklich, ich könnte ihnen befehlen, sich selber zu sortieren, wie Smoky.«
    »Ich glaube, eine Menge Leute hätten gern ein paar seiner Fähigkeiten. Und anderen Attribute.« Ich schob sie auf einen Stuhl und teilte ihr Haar in drei dicke Stränge. »Ich würde eine Menge darum geben, nach jeder Schlacht immer noch auszusehen wie aus dem Ei gepellt.«
    Ich flocht die drei Stränge zu einem langen Zopf und fixierte das Ende mit einem Haargummi. Dann wickelte Iris sich den Zopf in einem komplizierten Muster um den Kopf und ließ nur das Ende wie einen Pferdeschwanz auf den Rücken herabhängen. Zum Schluss kam noch ein leuchtend gelbes
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