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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt
Autoren: Emma Wildes
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es lese?«
    »Weil es anstößig ist und es darin nur um Verführung und zügelloses Verhalten geht. Außerdem wurde es von einer berüchtigten Kurtisane geschrieben«, sagte ihre Freundin steif.
    Ein berechtigter Einwand. Colton wäre tatsächlich außer sich, wenn er wüsste, dass sie dieses Buch besaß. Zweifellos würde er ihr sofort befehlen, es zu vernichten.
    Unbeeindruckt nahm Brianna sich noch ein Stück vom Zitronenkuchen, der auf einem kleinen Teller auf dem Teewagen stand. »Vielleicht ist es so, aber mir scheint, ihm hat der Ratschlag im ersten Kapitel gefallen.« Sie nahm einen kleinen Bissen, kaute anmutig und schluckte, ehe sie hinzufügte: »Und ihr solltet sehen, was sie in Kapitel zwei vorschlägt.«
Das White’s war überfüllt, aber wenn er es recht bedachte, war das immer so. Colton reichte dem Kellner seinen Paletot und bahnte sich einen Weg zu seinem bevorzugten Tisch, an dem sein jüngster Bruder Robert bereits saß. Mit einem Glas Brandy in der Hand hatte er sich bequem in seinem Sessel ausgestreckt. Seine Zeitung lag gefaltet neben der Brandykaraffe. Er grinste, als Colton auftauchte, und tippte mit einem Finger auf die Zeitung. Ohne Umschweife bemerkte Robert: »Deine schöne Duchess hat die eine oder andere Spalte auf der Gesellschaftsseite gefüllt, wie ich gelesen habe.«
    Colton verzog das Gesicht. Er zog einen Stuhl heran, setzte sich und griff nach einem Glas und der Brandykaraffe. »Ich habe davon gehört.«
    »Noch dazu an prominenter Stelle«, fügte Robert hinzu.
    Colton verabscheute die Klatschspalten, aber er wusste, dass Briannas gewagtes Dekolleté nicht unbemerkt geblieben sein konnte. »Ich wage kaum zu fragen, aber was schreiben sie denn?«
    Roberts Haar war eine Schattierung heller als das seines drei Jahre älteren Bruders. Eher von einem satten, dunklen Gold statt Braun, harmonierte es doch gut mit den himmelblauen Augen, die den Männern der Familie Northfield gemein waren. Jetzt las Colton in diesen Augen offene, lebhafte Erheiterung. »So schlimm ist es nicht, Colt. Sie erwähnen bloß … ähm … ihre weiblichen Reize wurden augenfällig präsentiert. Das ist alles. Ach ja, und es wird darüber spekuliert, ob sie damit wohl eine neue Mode unter den jüngeren Frauen des ton begründet.«
    »Sie wird nichts dergleichen tun«, murmelte Colton und schenkte sich großzügig Brandy ein. »Der einzige Grund, warum sie dieses Kleid in der Öffentlichkeit trug, war meine Unaufmerksamkeit.
Ich habe es erst bemerkt, als wir bereits in der Oper waren und der Schaden angerichtet war.«
    »Wie konntest du das nicht vorher bemerken?« Robert lehnte sich zurück und grinste schief. »Es tut mir leid, wenn ich frage, aber um ehrlich zu sein, klingt ihre Kleidung so, als könne man sie nicht übersehen.«
    Das war eine gute Frage. Colton hatte sie sich rückblickend auch bereits gestellt, während er sich zudem fragte, ob er deswegen auf dem Heimweg in der Kutsche so voreilig gehandelt hatte. Er war beinahe im wahrsten Sinne des Wortes mit heruntergelassenen Hosen von seinem Lakaien überrascht worden und sich ziemlich sicher, dass seine komplette Dienerschaft wusste, was zwischen ihm und seiner verwirrend schönen, jungen Frau passiert war. Er konnte ja noch dankbar sein, dass dieser Teil des Debakels nicht in ganz London verbreitet wurde.
    »Sie war spät dran und hatte bereits ihren Mantel übergeworfen, als sie am Fuß der Treppe zu mir stieß. Dann fuhren wir sofort los«, erzählte er seinem Bruder. »Anderenfalls wäre es mir aufgefallen, das kannst du mir glauben.«
    Kurzum: Er war ziemlich sicher, dass sie es mit Absicht getan hatte, damit er sie nicht zum Umziehen zurückschickte. Ihr Verhalten war rätselhaft, weil er hätte schwören können, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die versuchten, ihn irgendwie auszutricksen. Den Gegenbeweis hatte sie überaus geschickt erbracht.
    »Brianna ist noch jung«, bemerkte Robert. Seine schlanken Finger umspielten den Stiel seines Brandyglases. »Ich bin sicher, sie wusste nicht …«
    »Doch, sie wusste ganz genau, was sie tat«, unterbrach Colton ihn knapp. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie sie errötend
zu ihm aufblickte, als er zum ersten Mal ihr Kleid richtig wahrnahm. »Aber sei versichert, dass derlei nicht noch einmal passieren wird. Schließlich zahle ich ihre Schneiderrechnungen.«
    Sein Bruder hob erstaunt eine Braue. »Ich bin wohl kaum ein Experte in Fragen der Ehe, aber ich kenne die Frauen. Sich als
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