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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt
Autoren: Emma Wildes
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despotischer Ehemann aufzuspielen, scheint mir keine weise Entscheidung.«
    An einem Tisch am anderen Ende des Raums brachen einige Männer in Gelächter aus, aber zum Glück saßen sie weit genug entfernt, dass Colton sicher sein konnte, dass ihr Heiterkeitsausbruch keine Reaktion auf Roberts Bemerkung war. Mit leiser Stimme verteidigte er sich: »Was soll ich denn tun? Zulassen, dass sie sich regelmäßig so gekleidet in der Öffentlichkeit zeigt? Wohl kaum. Sie ist die Duchess of Rolthven. Ich bin mir noch nicht sicher, was sie dazu trieb, aber sie besteht darauf, dieses verfluchte Ding getragen zu haben, weil sie dachte, es könne mir gefallen.«
    »Hat es dir denn gefallen?«
    Colton warf seinem Bruder einen sarkastischen Blick zu. »Wenn sie es nur für mich tragen würde, vielleicht.«
    »Vielleicht?«
    »Also gut, ich fand es kleidsam, aber nur vom männlichen Standpunkt aus betrachtet. Als meine Frau sollte sie so etwas nicht tragen.«
    »Aha.«
    »Was zum Teufel meinst du damit?«
    Sein Bruder versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, was gründlich misslang. »Sie hat den sittsamen und anständigen Duke in dir ordentlich wachgerüttelt, denke ich. Das ist gut für sie.«
    Als sittsam bezeichnet zu werden, ging ihm auf die Nerven.
In ihm stiegen dann Bilder von weißhaarigen, alten Damen auf, die missbilligend den Kopf schüttelten. Oder mürrische, presbyterianische Geistliche. Er war weder das eine noch das andere. Ja, Colton glaubte zumindest an ein gewisses Maß an Anstand, aber schließlich war er auch ein Angehöriger des Hochadels, und seine gesellschaftliche Stellung verlangte von ihm ein gewisses Betragen. »Nicht jeder bevorzugt es, ein berüchtigter Lebemann zu sein, Robbie«, bemerkte er und gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu verhehlen. »Noch kann jeder vom Bett der einen hübschen Dame in das der nächsten hüpfen, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Ich nehme meine Verantwortung ernst, und das gilt auch für meine Ehe.«
    Robert, der den Ruf eines Lebemanns erster Güte hatte und berüchtigt für seine selten auf Dauerhaftigkeit ausgelegten Affären war, wirkte kaum einsichtig, sondern grinste nur spitzbübisch. »Ich bin sicher, dass du die Ehe ernst nimmst. Alles, was du anpackst, ob das nun die Belange unseres Familienanwesens oder dein Sitz im House of Lords ist, behandelst du mit derselben Effizienz und viel Sachverstand. Aber sieh der Wahrheit ins Gesicht, Colt: Du bist noch nie einem menschlichen Wesen entgegengetreten. Nicht bloß irgendeiner Person, sondern sogar einer Frau. Sie wird sich nicht nach deinen Wünschen verhalten, nur weil du es so willst. Sie wird vielleicht auch dann nicht so handeln, wie du willst, wenn du es ihr befiehlst. Brianna ist nicht nur schön, sie ist auch intelligent und – da bin ich mir sicher – durchaus in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.«
    Getroffen erwiderte Colton: »Das weiß ich. Wer wüsste es besser? Ich hatte kein Interesse daran, ein hohlköpfiges Püppchen zu heiraten. Ich bewundere ihren Geist und ihren Verstand.«

    »Dann möchte ich dir empfehlen, mit dieser Angelegenheit etwas subtiler umzugehen, als ihrer Schneiderin zu sagen, dass du ihre Kleider in Zukunft genehmigen willst. Das könnte Brianna verletzen, und da du es verabscheust, wenn man über dich klatscht, wärst du schlecht beraten, so zu verfahren. Es ist der Beweis, dass du ihr Kleid missbilligst, und wird nur dazu führen, dass alle wieder darüber reden. Du kannst nicht darauf zählen, dass die Modistin deine Instruktionen für sich behalten wird.«
    Es war ärgerlich, aber er musste zugeben, dass sein jüngerer Bruder ihm einen guten Rat gab. Noch dazu in Ehefragen, dabei hatte Robert sich für dieses Thema bisher kaum interessiert. Andererseits kannte er die Frauen – oder sollte sie zumindest kennen, da er dem Zauber vieler Damen erlegen war.
    Colton trank seinen Brandy aus und schenkte sich nach. Er rieb sein Kinn und warf seinem Bruder einen kritischen Blick zu. »Nun, dann lass uns mal davon ausgehen, dass ich dir im Prinzip zustimme. Ich bevorzuge es natürlich, diplomatisch vorzugehen und nicht autoritär, aber ich wünsche auch nicht, dass ihr Name regelmäßig von den Klatschbasen geführt wird.«
    Roberts hübsches Gesicht verzog sich, als er nachdenklich die Stirn runzelte. »Ich würde sagen, wenn du sie von deinen Ansichten überzeugst, ist das allemal besser, als ihr etwas vorzuschreiben. Wenn sie sich wieder entschließt, ein so gewagtes
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