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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt
Autoren: Emma Wildes
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Duke of Rolthven, der mit seiner Frau auf den Stufen zur Opernloge in eine Auseinandersetzung verstrickt war? Niemals. Sie hatte diesen Ort mit Bedacht gewählt, weil sie von seiner ihm angeborenen Höflichkeit überzeugt war. Der Gedanke, ihr eine Szene zu machen, wäre ihm zuwider. Brianna zwang sich zu einem gelassenen Lächeln, das überhaupt nicht zu ihrem Gemütszustand passte. Sie spürte die Wärme in ihren Wangen aufsteigen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Keineswegs. Wollen wir unsere Plätze einnehmen?«
    Er fluchte leise, ehe er sie den Rest der Stufen geradezu hinaufzerrte. Seine langen Finger waren fest um ihr Handgelenk geschlossen, als er sie die Galerie entlang und auf den Balkon ihrer privaten Loge führte. Sein Gesichtsausdruck war schwer lesbar, sein Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Er schob sie auf einen Stuhl und ließ sich neben ihr nieder.
    Das Theater war wie immer vollbesetzt. Die riesigen Kronleuchter funkelten, und die vergoldeten Logen bargen das Stimmengewirr von Hunderten Unterhaltungen. Die Leute kamen nicht her, um die Vorführung zu sehen, sondern vielmehr, um selbst gesehen zu werden und andere zu beobachten. Ein Umstand, dessen sich ihr Mann durchaus bewusst war.
    »Ich vermute, da wir nun mal hier sind, würden wir zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen, wenn ich dich in deinen Mantel wickle und nach draußen trage«, bemerkte er bitter und streckte seine langen Beine aus. »Ich weiß, unsere Ankunft wird stets bemerkt, aber ich habe mich schon gefragt, warum wir heute auf unserem Weg durchs Foyer mit so viel mehr Blicken bedacht wurden. Jetzt verstehe ich das natürlich. Ich könnte mir vorstellen, dass heute Abend mehr Operngläser auf die freizügige Aussicht deiner Brüste gerichtet sind als auf die Bühne. Wovon nur
seid Ihr besessen, Madam, dass Ihr so ein unverschämtes Kleid gewählt habt?«
    Weil ich dich verführen will, dachte sie und blickte zu ihm auf. Er sah an diesem Abend so umwerfend attraktiv aus wie immer, auch wenn ein Stirnrunzeln auf seinem hübschen Gesicht lag und die sinnliche Linie seines Mundes tadelnd zusammengepresst war. Er war groß, schlank und athletisch gebaut, sein Haar dicht und kastanienbraun. Bei den seltenen Gelegenheiten wenn Colton lächelte, stieg jeder Frau im Raum die Röte in die Wangen. Hohe Wangenknochen verliehen seinem Gesicht etwas Arrogantes. Seine Nase war gerade, sein Kiefer fein gemeißelt. Als Brianna ihm das erste Mal begegnet war, hatte sein offenkundig gutes Aussehen sie eingeschüchtert. Und als er tatsächlich begann, ein gewisses Interesse an ihr zu zeigen, hatte sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt, wie ein Mädchen in einem romantischen Märchen.
    Aber es gab einiges in ihrer Ehe, das sie so nicht erwartet hatte. Für einen mythischen Prinzen hatte Colton doch einige Fehler. Er war einer der reichsten Männer Englands und verfügte über enorme politische Macht. Hinzu kam seine klangvolle Herkunft. All das konnte eine naive Debütantin blenden. Brianna hatte aber nicht bedacht, wie wenig seiner kostbaren Zeit er ihr widmen würde, sobald sie erst seine Frau geworden war.
    Er hatte jedoch nicht die demütige, kleine Unschuld zur Frau genommen, für die er sie vermutlich hielt.
    Mit so viel Selbstbeherrschung, wie sie aufbringen konnte, erwiderte Brianna: »Heute Abend sind viele Damen anwesend, deren Kleider ebenso modisch tief ausgeschnitten sind wie meines. Ich habe gedacht, es würde dir gefallen.«
    »Du meinst, ich mag es, wenn jeder Mann in London auf den
nackten Busen meiner Frau starrt?« Seine Augenbrauen hoben sich, aber sein Blick glitt erneut hinab. »Denk doch mal nach, meine Liebe.«
    »Eigentlich habe ich gedacht, du könntest vielleicht Gefallen daran finden, wie ich in diesem Kleid aussehe«, antwortete sie. Hoffnung keimte in ihr auf, denn obwohl er abweisend klang, konnte er offenbar nicht aufhören, sie anzustarren.
    Für einen Moment schien er überrascht. Seine azurblauen Augen verengten sich leicht. »Du bist atemberaubend schön, Brianna. Ich bewundere immer, wie du aussiehst. Was glaubst du denn, warum ich dich sonst geheiratet habe?«
    Das war nicht das, was sie hören wollte. Im Gegenteil, genau das wollte sie nicht hören. Brianna schlug ihren Fächer auf und erwiderte wütend: »Ich hoffe, Ihr habt mich nicht geheiratet, Euer Gnaden, damit Ihr bei Anlässen wie diesem ein hübsches Schmuckstück am Arm habt. Ich bin ein Mensch und eine Frau. Und Eure Ehefrau.«
    Ihre
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