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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod
Autoren: Josh Bazell
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Über so einen Fall hatten wir, glaube ich, mal gesprochen. Aber die Autofibulektomie war
sehr
eindrucksvoll. Darüber sollten Sie im New
England Journal
berichten. Zumindest für die Zeugenschutz-Ausgabe.«
    »Was ist aus den Typen geworden?«
    »Den Mobstern?«
    Ich nicke.
    »David Locanos Sohn haben Sie mit einem Stich ins Herz getötet. Die anderen haben Sie mit der Feuerwaffe von David Locanos Sohn erschossen. Bis auf einen, dem Sie ein paarmal die Kühlraumtür vor den Kopf geknallt haben. Er kommt auch nicht durch.«
    »Himmel. Ich kann mich an nichts davon erinnern.«
    »An der Geschichte sollten Sie festhalten.«
    »Wieso? Bin ich verhaftet?«
    »Noch nicht. Drücken Sie sich die Daumen.« Er rafft seine Papiere zusammen. »Freut mich, dass Sie wohlauf sind. Ich wünschte wirklich, ich könnte länger bleiben.«
    Ich ringe mir die Frage ab: »Fliege ich jetzt raus?«
    »Aus dem Manhattan Catholic? Mit Sicherheit.«
    »Aus der Medizin.«
    Professor Marmoset sieht mir ins Gesicht, und mir wird bewusst, dass er es vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben tut. Seine Augen sind von einem helleren Braun, als ich dachte.
    »Das kommt darauf an«, sagt er. »Finden Sie, dass Ihre Arbeit als Arzt getan ist?«
    Ich denke darüber nach.
    »Nicht annähernd«, muss ich sagen. »Ich wünschte, sie wär's.«
    »Dann werden wir uns etwas einfallen lassen«, sagt er. »Fürs Erste brauchen Sie vielleicht ein Stipendium, um eine Weile in die Forschung zu gehen. Irgendwo weit weg. Ich empfehle Ihnen die University of California in Davis. Rufen Sie mich deswegen noch an.« Er steht auf.
    »Warten Sie«, sage ich. »Was ist mit Squillante?«
    »Immer noch tot.«
    »Wer hat ihn umgebracht?«
    »Ihre Medizinstudenten.«
    »Was?«, sage ich. »Wieso?«
    »Er bekam Vorhofflimmern. Das wollten sie abstellen. Sie dachten, sie täten ihm einen Gefallen damit.«
    »Das ist meine Schuld. Ich habe Ihnen viel zu viel Verantwortung aufgeladen.«
    »Darauf reden sie sich jetzt auch raus.«
    »Ich habe geschlafen, als es passiert ist.«
    Er sieht auf seine Uhr. »Die beiden nicht. Und sie mussten wissen, dass ein Herzalarm nichts für sie alleine ist. Aber das soll nicht unser Problem sein: Die werden entweder rausgeworfen oder nicht.«
    »Wie haben Sie denn herausgefunden, dass sie es waren?«
    Professor Marmoset sieht verlegen drein. »Es ... war irgendwie naheliegend. Sonst noch was?«
    »Nur eins noch«, sage ich. »Ich hatte einen Patienten mit multiplen Abszessen. Eine anonyme Anruferin sagte, er sei von einer Fledermaus gebissen worden -«
    »Der Mann von Ihrer Nadelstichverletzung.«
    »Genau. Wie geht's ihm?«
    Professor Marmoset zuckt die Achseln. »Seine Versicherung wollte nicht noch einen Tag bezahlen, deshalb ist er in eine staatliche Einrichtung verlegt worden.« »Aber was hatte er denn?«
    »Wer weiß? Sie können ja da mal anrufen, wenn Sie wollen. Sonst hören wir wahrscheinlich nichts mehr davon. Ihr eigenes Blutbild ist gut. Auch darum brauchen wir uns also nicht zu kümmern.«
    Er tätschelte mein unverletztes Knie. »Es ist, wie die Alkoholiker sagen. Wenn man das, was man ändern kann, von dem zu unterscheiden weiß, was man nicht ändern kann, sollte man jedes Mal Gott danken. Besonders wenn sich herausstellt, dass man es
nicht
ändern kann.«
    Ich verlagere mein Gewicht, und der Schmerz in meinem Bein flammt auf, um komischerweise gleich wieder zu vergehen. Im Kopf und im Bauch merke ich die Schmerzmittel. »Danke, dass Sie gekommen sind«, sage ich.
    »Das versteht sich doch. Rufen Sie mich an.«
    »Mach ich.«
    Er geht. Ich döse.
    Es ist cool: Er hat zu tun.
    Ich nicht.
     

Warnung
    Bis auf diesen Hinweis, die Danksagung und die Widmung sind alle Teile dieses Buchs erfunden. Selbst das Motto ist erfunden. Etwas anderes anzunehmen, besonders im Hinblick auf die medizinischen Informationen, wäre eine ganz schlechte Idee.
     
     

Impressum
    Gebundene Ausgabe: 300 Seiten
Verlag: Fischer (S.), Frankfurt; Auflage: 1 (11. März 2010)
von Josh Bazell (Autor), Malte Krutzsch (Übersetzer)
ISBN-10: 3100039122
ISBN-13: 978-3100039125
Originaltitel: Beat the Reaper
     
    ebook Erstellung - März 2010 - TUX
     
    Ende
     
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