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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod
Autoren: Josh Bazell
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das kurz durch den Kopf gehen und verwerfe den Gedanken. Ich kenne die Leute vom Sicherheitsdienst.
    Ich verschwinde in dem Krankenzimmer hinter mir. Das ist leer, wie ich weiß, denn kurz vor Squillantes Operation habe ich die eine Patientin entlassen, und die andere war die Frau, die ich heute Morgen tot im Bett aufgefunden hatte. Nichts in diesem Krankenhaus geschieht so schnell, dass in der Zwischenzeit jemand dazu gekommen wäre, die Bettwäsche zu wechseln oder auch nur glattzustreichen.
    Ich kämme die Schränke durch. Das größte Nachthemd, das ich finden kann, ist mittel. Ich steige im Bad aus Schuhen und Kleidern, ziehe das winzige, dünne Ding über und springe ins Bett der Verstorbenen.
    Minuten später kommen die beiden Killer ins Zimmer.
    Ich liege da. Sie sehen mich an. Ich sehe sie an. Das Mistding, das ich unter der Bettdecke auf sie gerichtet halte, fühlt sich an, als möchte es in meiner Hand zerbröseln. Das meiste an ihm wiegen die Kugeln.
    Ich bemühe mich, ihnen nicht in die Augen zu schauen. Trotzdem ist mir klar, wie ich auf sie wirken muss, nachdem sie die anderen Zimmer abgeklappert haben. Viel zu gesund, selbst mit dem blöden Halsverband. Ein hundertprozentiger Betrüger.
    Sie greifen beide gleichzeitig in ihre Jacken. Ich ziele mit dem Revolver des Dödels auf den näher zu mir Stehenden und drücke ab.
    Der Hahn klickt, aber nichts passiert. Ich drücke erneut ab. Wieder klickt es. Innerhalb von zwei Sekunden habe ich alle sechs Kammern durch, und der Abzug klemmt. Es sind nicht die Kugeln, es ist der Schlagbolzen oder so was.
    Scheiß Wegwerfschießeisen. Ich werfe es nach ihnen und greife nach dem Messer an meinem Oberschenkel.
    Anscheinend betäuben sie mich mit einem Taser.

    Ich wache auf.
    Ich bin auf einem Gang mit kariertem Linoleumboden, das Gesicht nach unten. Die beiden Typen, die meine Arme halten, wissen, was sie tun: Einer von ihnen hat jedenfalls den Fuß auf meinem Kreuz, so dass ich mich nicht nach vorn rollen und entkommen kann. Das Messer ist weg. Ich sehe hauptsächlich Schuhe. Ich höre hauptsächlich Gelächter.
    »Nun mach schon«, sagt jemand. »Ich kotze gleich.« »Das ist Präzisionsarbeit«, sagt jemand anders, und wieder wird gelacht.
    Ich blicke wild um mich. An der Wand zu meiner Linken ist eine Tür aus gebürstetem Alu. Ein Kühlraum. Ich bin noch im Krankenhaus.
    Über meine Schulter hinweg sehe ich, dass hinter mir ein Typ mit einer riesigen Plastikspritze hockt, die mit einer braunen Flüssigkeit gefüllt ist. »Wir haben gehört, du hast heute schon einen fiesen Schuss abbekommen, aber gekillt hat er dich nicht«, sagt er. »Da dachten wir, wir schießen dir noch was Fieseres.«
    »Sag bitte nicht, was«, bringe ich heraus.
    Aber er sagt es: »Wenn du nicht schon vorher voll Scheiße warst, wirst du es jetzt sein.«
    Gelächter. Und ich bin immer noch in dem verdammten Klinikhemd, das hinten aufgeknotet ist und auseinanderklafft. Der Typ rammt mir die Spritze in die linke Hinterbacke und drückt die ganze sengende Ladung rein. Wenigstens schnickt er vorher die Luftblasen raus.
    »So bist du gut durch, bis Skingraft kommt«, sagt er.
    Anscheinend tasern sie mich noch mal.
     

Kapitel 22
    Magdalena und ich verließen das Aquarium in dem grünen Subaru Hatchback des Haifischfütterers. Ich musste mich zum Fahren mit der Brust aufs Steuer lehnen, da ich die Arme nicht ausstrecken konnte.
    Magdalena trug einen gelben Regenmantel aus dem Blechkabuff. Sie saß mit unter den Körper gezogenen Beinen auf dem Beifahrersitz. Sie weinte so sehr, dass ich anfangs gar nicht mitbekam, was sie mit rotem, tränennassem Gesicht zu mir sagte.
    Sie sagte immer wieder: »Halt an.«
    »Das geht nicht«, sagte ich. Mein Zahnfleisch war heiß und geschwollen, wo ich die zwei Zähne verloren und eisern auf die Löcher gebissen hatte.
    »Wir müssen es meinen Eltern sagen.«
    Darüber dachte ich nach. Ihre Eltern mussten weg. Wenn Skinflick erfuhr, dass wir noch am Leben waren, würde er sie sich vornehmen. Sie mussten gewarnt werden.
    Aber sie mussten auch Ruhe bewahren. Wenn sie die Polizei riefen, bevor uns das FBI abschirmen konnte, wusste Skinflick nur noch eher Bescheid.
    »Du darfst ihnen nichts von Rovo sagen«, sagte ich.
    »Wie meinst du das?«, sagte Magdalena. Unsere Stimmen waren heiser. Stimmparodien.
    »Dass sie wegmüssen, musst du ihnen sagen. Raus aus New York. Weg von der Ostküste. Nach Europa. Wenn du ihnen aber sagst, dass Rovo tot ist, flippen sie
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