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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod
Autoren: Josh Bazell
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des Wagens und voll Blut. Beide Augen waren komplett rot, durch das linke lief ein Schnitt, aus dem glasklare Gallerte an der Seite ihres Kopfs herablief.
    Als ich ihr Gesicht an meins zog, spürte ich, wie Knochen, die ich nicht sehen konnte, sich unter ihrer Haut bewegten.

    Wenn Gott wirklich zornig ist, schickt er keine Racheengel.
    Er schickt Magdalena.
    Dann nimmt er sie weg.
     
     

Kapitel 23
    Ich wache auf. Es ist schwierig. Ich brauche mehrere Anläufe. Mir ist so unglaublich kalt, dass ich lieber weiterschlafen möchte als herausfinden, wieso.
    Irgendwann aber will ich mich umdrehen und werde schlagartig wach, weil mein Schwanz am Boden klebt. Zuerst denke ich, er ist da festgenagelt, denn er ist so taub, als wäre er ein Stück Leder, mit dem ich angebunden bin. Dann fasse ich hin und sage mir, er ist mit Kleber fixiert. Dann wird mir klar, dass er am Stahlboden festgefroren ist.
    Ich spucke mir in die linke Hand - ich liege auf meinem rechten Arm, aber der Wunsch, mich auf den Bauch zu drehen, um ihn zu befreien, ist verflogen -, und benutze die Spucke, um meinen Schwanz zu enteisen. Das muss ich mehrmals wiederholen. Es ist so ähnlich wie wichsen.
    Aber während ich dabei bin, überkommt mich die panische Angst, blind zu werden. Denn ich sehe nicht das Geringste. Bevor ich wieder Spucke auftrage, drücke ich mir die Knöchel der freien Hand in die Augen. Es erscheinen die merkwürdigen, kleingemusterten bunten Blüten, die mir sagen, dass meine Sehnerven noch intakt sind. Und - da meine Augen sich ganz okay anfühlen - dass es hier einfach stockdunkel ist.
    Aber wo bin ich überhaupt? Sobald mein Schwanz los ist, springe ich auf. Mein Klinikhemd, das zur Brust hochgerutscht war, fällt wieder runter auf die Körperpartien, die es bedecken soll. Der Halsverband und der Verband um meine Hand sind aber weg.
    Ich strecke die Hand aus. Berühre eine Stahlwand knapp einen Meter vor mir. Trete darauf zu und brumme mit den Vorderzähnen gegen hartes Metall. Vor Schmerz und Überraschung springe ich zurück und renne auch dabei gegen Metallgegenstände. Regale. Ich taste mit den Händen darüber hin, als wäre es Blindenschrift im Großdruck. Finde zig Eisbeutel in Gestalt von Konserven für Bluttransfusionen.
    Ich versuche es auf der anderen Seite, dann hinten. Das Gleiche. Vorn ist eine Metalltür, deren Griff sich nicht bewegen lässt.
    Ich bin in einem Kühlraum von der Größe einer Gefängniszelle. Einem Blutkühlraum. Warum?
    Natürlich könnte ich hier drin sterben. Ich könnte auch einen Hirnschaden davontragen wie ein Patient von mir, der eine ganze Nacht im Gefrierraum des Restaurants, in dem er als stellvertretender Küchenchef arbeitete, eingesperrt gewesen war. Aber einen Kühlraum bewusst für so etwas einzusetzen, ist absurd. Als ob der Joker Batman in eine Softeismaschine steckt und nicht abwartet, was passiert.
    Jemandem Kot in die Arschbacke zu injizieren ist aber, wenn man drüber nachdenkt, auch etwas merkwürdig.
    Ich denke einen Moment drüber nach, weil es so eklig ist. Dann lasse ich's gut sein. Hätte ich einen tödlichen toxischen Schock erlitten, wäre ich inzwischen tot.*
( Septisch-toxischer Schock ist eine Immunreaktion, die meist durch Verunreinigungen wie Bakterien im Blut hervorgerufen wird. Die Venen weiten sich, um zur Abwehr der Invasion weiße Blutkörperchen in das umliegende Gewebe austreten zu lassen, und die gleichzeitig damit ausströmende Flüssigkeit lässt den Blutdruck abstürzen. Menschlicher Kot besteht (im Gegensatz zu dem von Kühen, die sich von ihrer Darmflora ernähren und Gras nur »fressen«, damit sie gedeiht) zu rund zwanzig Prozent aus Bakterien.)
Und was die langfristigen Folgen angeht, falls ich die noch erlebe, so bin ich ja bereits mit allen Antibiotika gewappnet, die es gibt. Danke, Arschmann: Ich habe zwar keine Ahnung, was dir fehlt, aber zu deiner Behandlung stehe ich.
    Dann wird mir klar, weshalb ich hier bin.
    Sie wollen mich nicht umbringen. Schwächen wollen sie mich, so wie die zehn Arschlöcher in
Ferdinand,
die den Stier halb totstechen, bevor der Matador überhaupt die Arena betritt.
    Damit Skinflick kommen und mich eigenhändig töten kann.
    Mit dem Messer vermutlich. Wo hatte Skinflick laut Squillante den Kampf mit dem Messer gelernt? Brasilien? Argentinien? Ich überlege, ob ich schon mal was über die Messerkampfstile dort gehört habe. Mir fällt nichts ein.
    Ich weiß allerdings, dass es eigentlich nur zwei grundlegende
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