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Die Spur des Blutes (German Edition)

Die Spur des Blutes (German Edition)

Titel: Die Spur des Blutes (German Edition)
Autoren: Debra Webb
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    Montag, 19. Juli, 10:31 Uhr
    »Haben Sie gewusst, dass ein Tropfen Blut in weniger als sechzig Sekunden vom Herz bis zu den Zehen und wieder zurück wandert?«
    Lori Wells ballte die Fäuste, zerrte vergeblich an dem Klebeband, das sie an den Stuhl fesselte, und zwang sich, dem Mistkerl direkt in die Augen zu blicken. »Und haben
Sie
gewusst, dass jeder einzelne Blutstropfen in meinen Adern einzig und allein danach lechzt, Sie sterben zu sehen?«
    Eric Spears lächelte und gab ein Schnauben von sich, das nicht ganz ein Lachen war. »Sie sind so ein tapferes Mädchen, Detective Wells. Ich frage mich, ob das daran liegt, dass Ihr Vater Selbstmord beging, als Sie noch so jung waren.« Er legte den Kopf schief und starrte sie an, als wolle er sich jedes Detail ihres Gesichts einprägen, wie ein Liebhaber, der diesen Augenblick nie vergessen wollte. »Mussten Sie Ihrer Mutter eigentlich helfen, danach das Blut aufzuwischen? Oder sind die Nachbarn gekommen, um Ihnen unter die Arme zu greifen?
Das macht man doch bei euch hier unten im Süden so, richtig?«
, fügte er mit breitem Südstaaten-Akzent hinzu.
    Dreckskerl
. Wie konnte er so viel über sie wissen? Vor fünf Tagen hatte er nicht einmal ihren Namen gekannt.
    Ein schwerer Seufzer kam zischend über seine Lippen. »Sie sind ganz schön langweilig, Detective.« Er stand auf. »Was kann ich dagegen tun?«
    Neue Angst sickerte durch ihre Eingeweide. Lori riss den Kopf hoch und starrte in diese durchdringenden blauen Augen.
Nein
. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun. Sie setzte eine ausdruckslose Miene auf, damit er nicht sah, wie der Riss des Entsetzens, der sie durchlief, breiter wurde.
    »Was ist los, Eric? Kriegen Sie keinen hoch, wenn ich nicht weine wie ein verängstigtes kleines Mädchen?«
Überlass ihm nicht die Kontrolle
.
    Wütend presste er die Lippen aufeinander. Er holte mit einer Hand aus.
    Sie wappnete sich für den Schlag.
    Er lachte über ihren instinktiven Reflex. Ließ die Hand seitlich herabsinken. »Sieh mal an, Sie sind ja doch ein verängstigtes kleines Mädchen. Ehrlich gesagt finde ich diese vorgetäuschte Tapferkeit ziemlich öde.«
    »Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.«
    Er gab ein zustimmendes Geräusch von sich. »In der Tat.« Fünf oder sechs Sekunden lang überlegte er, als wüsste er noch nicht recht, wie er weiter vorgehen sollte. »Sie wissen, warum Sie hier sind. Warum sollten wir uns unsere gemeinsame Zeit unangenehmer als nötig machen? Es wäre für uns beide sehr viel einfacher, wenn Sie kooperierten, Lori
Doodle

    Wie konnte er es wagen, sie so zu nennen! Den Kosenamen hatte ihr Vater ihr gegeben … dieser Abschaum hatte kein Recht dazu. Sie brauchte weder ihn noch ein Navi, um zu wissen, worauf das Ganze hier hinauslief. »Sie können mich mal.«
    Sie hatte nicht vor, es ihm leicht zu machen. Umbringen würde er sie sowieso.
    Spears kehrte ihr den Rücken und ging mit langen Schritten durch den Raum.
    Jetzt, wo das Licht an war, sah sich Lori hastig um, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis darauf, wo zur Hölle sie war.
    Er hatte ihr ein Beruhigungsmittel gespritzt, gleich nachdem er sie mit vorgehaltener Waffe gezwungen hatte, in seinen SUV zu steigen. Dadurch war es ihr während der Fahrt unmöglich gewesen, die Entfernung zu schätzen oder sich anhand der Verkehrsgeräusche zu orientieren. Sie fühlte sich immer noch ein wenig benommen. Ihr Mund war trocken. Sie straffte die Schultern und konzentrierte sich darauf, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie musste wachsam sein, auf alles gefasst, was auch immer als Nächstes kommen mochte.
Denk daran, was du gelernt hast, lass dich von deiner Intuition leiten
.
    Konzentrier dich, Lori.
    Ein Lagerhaus, erkannte sie. Sicher schon älter. Es roch nach Verfall und ganz leicht nach Öl oder Fett. Backsteinwände ragten etwa sechs Meter hoch auf zu einem von Stahlträgern gestützten Dach. Anderthalb bis zwei Meter über ihr leuchteten nackte Neonröhren an Metallhalterungen. Ein abgestandener Geruch lag in der Luft. Sie versuchte einen Blick hinter sich zu werfen, doch es gelang ihr nicht. An der Wand zur ihrer Rechten reihten sich Holzkisten, was darauf schließen ließ, dass das Lagerhaus kürzlich zu irgendeinem Zweck genutzt worden war. Sie kniff die Augen zusammen, um den Stempel auf einigen der Kisten zu entziffern … GRIMES. Der Name sagte ihr gar nichts, obwohl sie schon ihr ganzes Leben hier verbrachte.
    In Birmingham gab es etliche verwahrloste und leer
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