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Die Spur des Blutes (German Edition)

Die Spur des Blutes (German Edition)

Titel: Die Spur des Blutes (German Edition)
Autoren: Debra Webb
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der Hand. Noch einmal würde der Spieler ihr nicht entkommen.
    Nachdem sie Schuhschützer und Handschuhe übergezogen hatte, betrat sie die Wohnung und ließ ihre Gefühle vor der Tür zurück. Jeder Fall verdiente, dass sie ihr Bestes gab, doch dieser hier berührte sie persönlich. Ihre Gefühle außen vor zu lassen würde diesmal sehr viel mehr Disziplin erfordern als sonst.
    Sie konnte es … sie musste es können.
    Burnett blieb draußen, um einen Anruf entgegenzunehmen.
    »Die Tür war angelehnt, als ich kam«, erklärte Chet in ruhigem, ernstem Ton. »Der Barhocker war umgekippt.« Mit der behandschuhten Hand wies er auf den kleinen Tresen mit den beiden Hockern, der die Kochecke vom Wohnbereich der Einzimmerwohnung trennte. »Ein Glas Orangensaft auf dem Couchtisch war ebenfalls umgefallen.«
    Jess ging zu dem alten Schrankkoffer, der Lori als Couchtisch diente. Die trocknende Orangensaftlache hatte auf dem hellen Teppich einen Fleck hinterlassen. Ein halb gegessener Bagel lag auf einer Serviette. Als sie den Blick erneut durch den Raum wandern ließ, dieses Mal langsamer, bemerkte sie auf dem Boden neben dem Bett eine Wellnesshose und ein T-Shirt. Lori war aufgestanden und hatte sich für die Arbeit angezogen. Beide Türen, sowohl die des Schranks als auch die zum Badezimmer, waren geschlossen.
    »Was ist mit ihrem Handy?«
    »Das habe ich nicht gefunden.«
    Chet war sichtlich erschüttert. Lori war nicht nur Burnetts Kollegin, sondern auch seine. Doch für Chet war sie noch mehr. Er wollte eine Beziehung mit Lori. Jess hatte den Verdacht, dass sie sich körperlich bereits nähergekommen waren. Sie wusste auch, dass sie fürs Erste emotionale Distanz brauchte, indem sie die Detectives mit Nachnamen und ihren Rängen ansprach, obwohl sie sich eigentlich mit ihnen duzte, nachdem sie die letzten beiden Tage so eng zusammengearbeitet hatten.
    Dieses Ereignis änderte alles.
    Sie musste das Opfer entpersonalisieren.
Lori
. Ihre neue Freundin.
    »Was ist mit ihrer Handtasche? Schlüssel?«
    Chet – nein, Harper schüttelte den Kopf.
    »Ihr Wagen?«
    »Der Mustang ist nicht auf ihrem Parkplatz oder woanders auf der Straße.«
    Dass Spears Detective Wells’ Privatwagen genommen hatte, war unwahrscheinlich. Das entsprach nicht seinem Tatmuster. »Geben Sie mir ein paar Minuten, Sergeant.«
    »Ja, Ma’am.«
    Jess ging durch den Raum zum Kleiderschrank. Ordentlich, aufgeräumt. Falls irgendetwas verändert worden war, war es unmöglich, das festzustellen. Auch im Badezimmer fand sich nichts Unerwartetes außer dem Beweis, dass Wells fast zwanghaft pedantisch war. Jess lächelte mit leicht zittrigen, ein bisschen steifen Lippen. Kein normaler Mensch war dermaßen ordentlich.
    Aber andererseits: Was war schon normal?
    Jess strich mit den Fingern an dem Bademantel herunter, der neben der Dusche hing. »Sei stark, Lori«, murmelte sie. »Ich finde dich.«
    Sie blinzelte, als ihr die Tränen in die Augen traten.
    Zurück im Hauptraum ließ Jess den Blick ein letztes Mal langsam durch die Wohnung schweifen, bevor sie den Weg frei machte. Die Kriminaltechniker waren eingetroffen, und Harper wartete neben der Tür. Jess ging zu ihm, um mit ihm zusammen zu warten. Sie wünschte, sie könnte etwas sagen, um ihm Mut zu machen, doch es gab nichts.
    Die Wahrheit war, dass die Chancen äußerst schlecht standen. Es war unwahrscheinlich, dass diese Sache ein gutes Ende nahm. Furcht und Wut schnürten ihr die Kehle zu. Der Spieler hatte seinen Zug gemacht. Es gab keinen Weg zurück. Nichts konnte ihn davon abhalten, den nächsten zu tun.
    Das hätte ich sein sollen
.
    »Die Telefongesellschaft versucht Loris Handy zu orten«, sagte Burnett, als er zu ihnen an die Tür trat und damit Jess von ihren quälenden Gedanken ablenkte.
    »Ich habe ein Update von den Kollegen bekommen, die die Nachbarn befragen. Bisher hat niemand Detective Wells das Haus verlassen sehen«, ergänzte Harper. In seiner Stimme schwang die gleiche Verzweiflung, die auch in seiner Miene lag. Er sah von Burnett zu Jess, dann auf den Boden, als ginge es über seine Kräfte, ihrem Blick standzuhalten.
    Harper und all die anderen wussten es … wussten, dass dies Jess’ Schuld war.
    Bleib bei der Sache
. Um einen Tatort zu begutachten und Schlussfolgerungen zu ziehen, war Objektivität nötig.
Du darfst das hier nicht vermasseln
.
    »Es spielt keine Rolle, ob wir einen Augenzeugen finden.« Jess schob Angst und Selbstmitleid beiseite und suchte nach Anomalien in
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