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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat
Autoren: Gmeiner-Verlag
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drehte sich um, wandte sich quasi Hilfe suchend an
seine um ihn sitzenden Paladine und ihre Frauen.
    Aber niemand sagte etwas. Nein, das war nicht ganz richtig.
Schließlich ging eine Hand zögernd in die Höhe. Es war die Hand von Joan
Winegood, der Frau des Chef Commissioners.
    »Was wollen Sie sagen, Madame?«, meinte Palinski freundlich.
    »Ich hätte eine Frage an Sir Frederick, geht das in Ordnung?«
    »Ich denke doch«, mutmaßte Mario, und Swanhouse bekräftigte
mit einem hoffnungsvollen »Natürlich, liebe Joan, es ist ja langsam an der
Zeit, dass endlich jemand etwas gegen diesen Unsinn vorbringt!«
    »Stimmt es eigentlich, Sir Frederick«, Mrs.
Winegood schien allen Mut zusammennehmen zu müssen, um mit ihrer Frage
herauszurücken, »dass man als Abteilungsleiter Kriminalistik einen
20-prozentigen Gehaltszuschlag für besondere Aufwendungen erhält? Und das
monatlich?«
    Das einsetzende Gelächter bewies Swanhouse
ziemlich deutlich, dass er nicht mit sonderlich viel Unterstützung seitens
seiner Untergebenen rechnen durfte. Na, vielleicht hätte er in der
Vergangenheit doch etwas freundlicher zu ihnen sein, weniger den Sir
heraushängen lassen sollen.
    Und wenn er diesen Palinski doch als Eventorganisator in den
Vorstand kooptiert hätte, wäre es vermutlich auch besser gewesen. Zumindest aus
heutiger Sicht.
    Aber noch war nichts verloren. Er war Sir Frederick
Swanhouse, der stellvertretende Chef von Scotland Yard, und nicht so ein
dahergekommenes Weeny, ein herbeigelaufener Hot Dog. Also kein armseliges Würschtel.
    »Alles gut und schön, Sie sind ein brillanter Erzähler,
Palinski«, räumte Sir Frederick scheinbar konziliant ein. »Aber es handelt sich
eben nur um eine Geschichte, eine Ihrer Criminal Storys, die Sie in Ihrem
Institut untersuchen. Worauf wir im realen Leben aber nicht verzichten können,
sind Beweise. Oder zumindest einen einzigen, schlagenden. Ohne einen solchen
können Sie sich das alles«, er blickte Mario verächtlich an, »dorthin schieben,
wo die Sonne niemals scheint. You understand?«
    »Also eine schönere Rutschn hätten Sie mir gar nicht legen
können!«

    Palinski wollte noch sagen: Sie arroganter Schnösel, Sie,
ließ es aber bleiben. »Sie wollen einen hieb- und stichfesten Beweis. Hier ist
er: Auf der Mordwaffe haben wir einen wunderschönen Fingerabdruck gefunden, von
einem linken Daumen. Und dabei handelt es sich nicht um irgendeinen linken
Daumen, sondern um Ihren linken Daumen!«
    Und jetzt kam die Stelle, auf die sich Palinski am meisten
gefreut hatte. »Ich verhafte Sie daher …«
    »Das ist unmöglich!«, protestierte Sir Frederick heftig.
»Woher wollen Sie denn wissen, dass der Abdruck von meinem Daumen stammt. Meine
Fingerabdrücke sind nirgendwo registriert. Und wo Sie eine Gegenprobe herhaben
wollen, das müssen Sie mir erklären!«
    »Nichts leichter als das«, konterte der so Herausgeforderte
und griff in die Brusttasche seiner Jacke. »Erinnern Sie sich noch an diese
nette, kleine, unverbindliche Urkunde, mit der Sie meinen Einsatz für diese
Veranstaltung honoriert haben?«
    Er hielt das Papier in die Höhe. »Keine falschen Hoffnungen,
das ist natürlich nur eine Kopie. Das Original befindet sich im
kriminaltechnischen Labor. Wo man den Abdruck, den Sie während Ihrer
nichtssagenden, langweiligen und auch beleidigenden kleinen Ansprache auf der
Urkunde hinterlassen haben, natürlich zweifelsfrei festgestellt hat!«
    Er lachte bitter. »In meiner ersten Enttäuschung über Ihre
arrogante Behandlung wollte ich den Wisch schon wegschmeißen. Aber der Respekt
vor der Organisation als solcher, die ja für Sie nur bedingt etwas kann, hat
mich davon absehen lassen. Und dann habe ich mir auch noch gedacht, wer weiß,
wofür das möglicherweise gut sein wird.«
    Swanhouse war jetzt sichtlich geschafft, der sonst eher
drahtig wirkende Körper des doch schon 64-Jährigen war in seinem Stuhl
zusammengesunken.
    Die Zeit für den letzten, ultimativen Akt war gekommen: »Ich
verhafte Sie daher wegen Mordes an Sir Peter Millfish. Sie haben das Recht zu
schweigen und das …«
    »Herr Palinski«, unterbrach ihn Hauptmann Westphal, »ich
glaube, Sie haben zu viele amerikanische Krimis gesehen, bei uns läuft das
etwas anders.«
    »Ich weiß«, erwiderte Mario, »aber ich finde es so schöner.
Ich habe mir das immer schon gewünscht. Also«, fuhr er fort, »das Recht auf
einen Anwalt. Falls Sie sich keinen Anwalt leisten
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