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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hatte er in das Büro des Mannes gehen sehen,
der diesen Namen führte.
    Also, worum ging es? Masterson war an Caroline Millfish
herangetreten, um sie zum Verkauf ihrer Anteile an der ABC Publishing zu
bewegen. Und wahrscheinlich auch an Bridget Millfish. Insgesamt ging es da
immerhin um 22 Prozent der Aktien.
    Etwas mehr als vier Prozent hielt die Diana XP Holding mit
Sitz auf der Kanalinsel Jersey, die wieder von Benson-McIriny vertreten wurde.
    Über die Holding selbst war nicht viel
Substanzielles in Erfahrung zu bringen, nur viele bunte Bilder und schöne leere
Worte. Nachdem die Eigentumsverhältnisse an der Gesellschaft in einer ganz
besonderen, ja fast typisch zu bezeichnenden Art nicht zu ermitteln waren, da
das oberste Prinzip Vernebelung zu heißen schien, drängte sich bei Palinski ein
ganz bestimmter Verdacht auf.
    Schade, dass Juri Malatschew schon abgereist war. Der alte
Russe hätte vermutlich mehr dazu sagen können. Na, vielleicht würde ja auch ein
Anruf bei Don Vito Banzoni in Monreale hilfreich sein.
    Aber das war nicht die Hauptsache. Denn die absolute
Priorität kam dem Mord an Sir Peter zu.
    Mario lehnte sich zurück und ließ die gesamte Szene noch
einmal so exakt wie möglich vor seinem geistigen Auge ablaufen.
    Ja, so konnte es sein. Nein, so musste es sein.
    So ungeheuerlich sich die ganze Sache zunächst anhörte, das
Motiv dazu konnte man in Florians Dossier nachlesen.
    Und falls man verstand, die richtigen Schlussfolgerungen
daraus zu ziehen, dann …
    Aufgeregt wählte er die Handynummer Major Brandtners und
teilte ihm seinen Verdacht mit.

     
    *

     
    Fink Brandtner, der übrigens mit Palinskis
Büroleiterin Margit Waismeier liiert war, war schon immer von der Fähigkeit
seines Freundes Mario fasziniert gewesen, aus einigen wenigen Indizien ein
stimmiges Netz an Vermutungen und Hypothesen zu spinnen. Und das Beste daran
war, dass diese Spinnereien, wie er die mitunter genialen Einfälle anfangs aus
Überzeugung und auch jetzt noch mangels einer treffenderen Bezeichnung nannte,
fast immer zutrafen.
    Eben jetzt hatte Palinski wieder einen bestechenden Beweis
dieser Fähigkeit geliefert, diesmal sogar relativ abgestützt durch Fakten. Dass
der Major nicht sofort zuschlagen ließ, lag daran, dass der letzte wirkliche
Beweis fehlte. Daher war ihm der Erdapfel angesichts der verdächtigten Person
doch noch etwas zu heiß.
    »Wenn du mir einen Fingerabdruck des Verdächtigen liefern
könntest und der mit jenem auf dem Messer übereinstimmt, dann voilà.« Brandtner
machte die Geste so vielsagend, dass man die Handschellen förmlich klicken
hören konnte.
    Tja, können vor lachen. Daran hatte Palinski auch schon
gedacht, aber wo sollte er jetzt, nachdem der vermutliche Mörder schon lange
abgereist war, noch ein solches Beweismittel finden? Das Zimmer des Mannes war
schon längst aufgeräumt, ja sogar schon von den neuen Gästen bezogen worden.
Hatte ihm die Rezeption erst vorhin bestätigt.
    »Was ist, wenn wir versuchen, das Pferd vom Schwanz
her aufzuzäumen?«, warf Brandtner ein. »Wenn dein Verdacht zutrifft, zumindest
was den Erwerb der Aktien betrifft, so müssten wir doch etwas über die
britischen Behörden in Erfahrung bringen können. Sobald sich die
Verdachtsmomente entsprechend verdichten, können wir ihn über Europol und
Interpol bekommen!«
    Angesichts der speziellen Umstände mutete dieser
Gedanke Palinski geradezu grotesk an. Aber auch der Major schien es nicht allzu
ernst damit gemeint zu haben, denn er war mit seinen Gedanken schon wieder ganz
woanders.
    »Ich habe vorhin gerade einen Anruf bekommen. Wie es
aussieht, hat Eva Homolay diese Ingrid Warnicek nur umgebracht, um ihren Job im
›Semmering Grand‹ zu bekommen. Und damit die Möglichkeit, diesen Stefan
Kerthészy als Ober einzuschleusen!« Er schüttelte resignierend den Kopf. »Es
ist schon verrückt, aus welchen Gründen Menschen sterben müssen. Nicht, dass es
Gründe gäbe, die den Tod eines Menschen rechtfertigen!«, korrigierte er einen
möglichen Fehleindruck, »doch Eifersucht oder Rache oder sonst was in der Art,
das kann man mitunter menschlich noch irgendwie nachvollziehen. Aber wegen
eines Jobs?«
    »Na ja«, entgegnete Palinski, »wie ich das sehe, ging es ja
im Falle der Homolays auch um Rache. Allerdings um sehr kalt genossene Rache. Und
das macht die Angelegenheit so schwer verständlich. Das waren ja fast schon
Zustände wie in einer
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