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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat
Autoren: Gmeiner-Verlag
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altgriechischen Tragödie.«
    »Was ist mit altgriechischen Tragödien?« Wilma, die eben an
den Tisch gekommen war, um Mario mitzuteilen, dass ihrer beider Suite nunmehr
wieder bezugsbereit wäre, hatte bloß die letzten Worte mitbekommen.
    Brandtner war aufgestanden. »Gut, Kinder, ich lasse euch
jetzt etwas allein. Und ich habe mir auch eine kurze Pause verdient!« Er drehte
sich um und schlenderte in Richtung Wintergarten.
    Ach, wie gut es tat, mit der Liebe seines Lebens
zusammen zu sein, mit ihr sprechen zu können. Eine Viertelstunde mit Wilma gab
ihm mehr Kraft als drei Stunden Nachtschlaf. Na, vielleicht war das etwas
übertrieben, aber Wilmas Nähe und ihre liebe, unaufgeregte Art taten ihm immer
wieder sehr gut. Und ganz so, als ob er sich damit den gesamten Frust der Welt
von der Seele reden könnte, erzählte er ihr von dem Dilemma, zu wissen, wer der
Mörder war, dies aber nicht ausreichend beweisen zu können.
    »Wenn wir nur drei Stunden früher daran gedacht hätten,
hätten wir sicher noch einen entsprechenden Fingerabdruck sicherstellen können.
Aber so …«, er zuckte hilflos mit den Achseln.
    Wilma streichelte Mario mitfühlend die Wange, hielt dann aber
plötzlich inne. »Sag, hast du von dem Mensch gestern nicht …?«
    Sie musste gar nicht aussprechen, was ihr da gerade in den
Sinn gekommen war. Denn plötzlich überkam es Mario wie den Blinden, der wieder
sehen konnte. Auf einmal hatte er den totalen Durchblick.
    »Ja, ja, du hast völlig recht. Genau das ist es.« Er stand
auf und küsste sie begeistert auf den Mund. »Wunderbar, jetzt entschuldige mich
aber, mein Schatz, ich muss dringend zu Fink. Und dann sollten wir in Erfahrung
bringen, wann der Vogel dieses Scheißkerls von Schwechat abgeht. Vielleicht
können wir dem bösen Buben ja doch noch auf unserem eigenen Spielfeld die
Schneid abkaufen!«

     
    *

     
    Die AUA hatte sich natürlich geweigert, telefonisch Auskunft darüber zu geben, welche
Leute zu welchen Zeiten mit ihnen flogen und welche nicht. Um an die
Information auf dem offiziellen Weg zu gelangen, fehlte die Zeit.
    Also musste es auch so gehen. Immerhin wusste Palinski, dass
die Mehrzahl der aus Großbritannien stammenden Teilnehmer an der FECI-Sache die
Maschine um 18.15 Uhr ab Schwechat gebucht hatten.
    Da es bereits auf 15 Uhr zuging, wurde es also langsam Zeit,
etwas zu unternehmen. Fink Brandtner hatte vorhin mit Hauptmann Westphal von
der Flughafenpolizei telefoniert und die mögliche Verhaftung eines Passagiers
nach London wegen Mordes vorangekündigt. In Anbetracht der Bedeutung der
betreffenden Persönlichkeit sollte der Zugriff allerdings nur erfolgen, falls
und sobald der ultimative Schuldbeweis vorlag.
    Dass nämlich der Fingerabdruck auf der Tatwaffe definitiv von
dieser Person stammte.
    Das Messer befand sich bereits im kriminaltechnischen Labor,
das Objekt mit der Gegenprobe war mit einem speziellen Boten, nämlich Fink
Brandtner höchstpersönlich, unterwegs dorthin. Oder inzwischen vielleicht sogar
schon eingetroffen. Auf jeden Fall würde es ein Wettlauf mit der Zeit werden.
Außer, und darauf hoffte Palinski insgeheim, die Maschine nach London hatte
Verspätung. Aus welchem Grund, war ihm völlig wurscht.
    Als Palinski endlich Hauptmann Westphal in dessen Büro
gegenübersaß, zeigte die Uhr 17.40 an. Die AUA hatte tatsächlich einen um 15
Minuten verspäteten Abflug ihres Airbusses nach London angekündigt.
    Jetzt warteten alle hier im Büro auf die Information, dass
die verdächtige Person eingecheckt hatte. Dann würde Westphal mit Palinski, den
ein spezielles Namensschild am Revers seines Sakkos als Polizeiberater auswies,
sofort zu Gate 43 wechseln. Von wo aus die Passagiere um 18.10 Uhr an Bord
gehen würden.
    Die Spannung stieg langsam ins Unerträgliche. Palinski hatte
mehrmals mit Brandtner telefoniert, natürlich wegen der Überprüfung des
Fingerabdruckes.
    Der Major hatte sich schließlich nicht mehr anders zu helfen
gewusst, als Mario mit dem Entzug der Freundschaft zu drohen, falls er ihn noch
ein einziges Mal, ich wiederhole, nur ein einziges Mal so blöd von der Arbeit
abhielt.
    Und so begann Palinski, sich irgendwie abzulenken.
Oder dies zumindest zu versuchen. Er probierte es zunächst mit Gedichten, die
er irgendwann in seiner gymnasialen Vergangenheit hatte auswendig lernen
müssen.
    »Von der Stirne heiß, rinnen muss der Schweiß«, na, das ging
ja noch überraschend gut. »Zu
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