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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat
Autoren: Gmeiner-Verlag
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befinden musste. Oder
zumindest Teile davon.
    Und tatsächlich. Nachdem der ehemalige Polizist
vorsichtig den Schnee beseitigt und etwas in dem darunter befindlichen Haufen
stark vermoderten Laubes gewühlt hatte, war er rasch auf etwas gestoßen. Etwas,
das landläufig als grauenvoller Fund bezeichnet wurde. Obwohl Helmbach im Laufe
seines Berufslebens schon öfters in solchen Situationen gewesen war, bekam er
eine Gänsehaut.
    Bei dem Fund handelte es sich um eine rechte, aller
Wahrscheinlichkeit nach weibliche Hand, wie die etwas längeren, lackierten und
gepflegt wirkenden Fingernägel vermuten ließen.
    Zu blöd, ging es Helmbach durch den Kopf, dass er sein Handy
nicht mithatte, das hing noch im Wohnzimmer zum Aufladen am Kabel. Wer
befürchtete auch schon ernsthaft, bei einer zehnminütigen Äußerltour in den
benachbarten Park ein Telefon zu benötigen.
    »Hören Sie«, er hatte sich wieder aufgerichtet und einen
langsam näher kommenden, etwas schlampig aussehenden jungen Mann herbeigewinkt.
»Wir müssen die Polizei verständigen. Können Sie mir vielleicht kurz Ihr Handy
borgen? Oder selbst anrufen? Sie müssen bloß die 133 eintippen oder die
Notruftaste drücken, falls Sie eine programmiert haben!«
    Die neben dem Expolizisten einzige Person im Umkreis von 300
Metern hatte aber verneinend den Kopf geschüttelt.
    »Tut mir leid«, meinte Jo Fossler, mit diesem Namen hatte
sich der Fremde kurz danach vorgestellt, »ich habe kein Handy mit. Aber neben
dem Parkeingang, da oben«, er deutete Richtung Gymnasiumstraße, »gibts ein
Telefonhüttl. Wenn Sie hinaufkommen, gleich rechts. Glaub ich«, hatte er
vorsichtshalber noch hinzugefügt. »Ich heiße übrigens Jo, Jo Fossler.«
    »Helmbach«, hatte der automatisch erwidert und Fosslers zum
Gruß hingehaltene Hand ergriffen. »Freut mich, Jo. Können Sie darauf achten,
dass sich niemand an dem Fundort und der Leiche zu schaffen macht, während ich
schnell die Kolleg…, die Polizei verständige? Und auf meinen Hund passen Sie
doch bitte auch ein wenig auf.«
    Während Fossler zustimmend genickt hatte, hatte Helmbach
Hector einen ganz bestimmten Blick zugeworfen und ihm gleichzeitig einen kaum
erkennbaren Befehl in Form einer scheinbar zufälligen Handbewegung erteilt, der
genau das Gegenteil des vorhin Gesagten bedeutete.
    Nämlich: »Pass auf den Kerl auf, Hector! Und wenn er sich
davonmachen möchte oder auch nur einen Schritt weg von seinem derzeitigen
Standort geht, dann …«
    Auf jeden Fall hatte Hector genau gewusst, was in diesem Fall
von ihm erwartet wurde. Dennoch hatte er Jo weiter freundlich interessiert
angeblickt, ein leises Knurren, gepaart mit einem fast unmerklichen Fletschen
seiner eindrucksvollen Zähne, aber nicht ganz unterdrücken können.
    Dass Fossler während drei der sieben Minuten, die der Expolizist
Helmbach benötigt hatte, um wieder an den Fundort der Leiche zurückzukehren,
damit beschäftigt gewesen war, sich die Tote etwas näher anzusehen, hatte den
treuen Hund dagegen überhaupt nicht gestört.
    Davon war in Helmbachs Befehlen ja nichts vorgekommen.

1.
    Dienstag, 18. Februar, bis 18 Uhr

     
    Falls er die letzten beiden Wochen ohne
bleibende Schäden an Körper, Geist und Seele überstanden hatte, dann konnte ihm
auch in Zukunft wohl nichts mehr wirklich etwas anhaben, dachte Palinski.
Unvorstellbar, wie viel Stress er in den vergangenen Monaten, insbesondere aber
in den letzten 14 Tagen, hatte verkraften müssen.
    Und das Verrückteste war, dass er sich sauwohl und bärenstark
dabei fühlte. Ganz so, als ob er ein, ja, ein Schwungrad eingebaut hätte, das
umso mehr Energie produzierte, je mehr er selbst es in Schwung hielt. Das ihn
also ständig neu auflud.
    Ob er diese Zeit allerdings wirklich unbeschadet überstanden
hatte, würde erst die Zukunft zeigen. Doch der enorme Einsatz sollte sich
schließlich auszahlen. Mehr als nur bezahlt machen, hatte man ihm im Falle der
zufriedenstellenden Abwicklung der Veranstaltung in Aussicht gestellt, nämlich
internationale Anerkennung und reichen Lohn.
    Jetzt musste an den nächsten fünf Tagen nur noch alles
klappen wie am Schnürl, dann würde es geschafft, der Tag der Ernte da sein.
Endlich.
    Danach wollte er sich einige Tage Urlaub gönnen. Wieder
einmal richtig ausschlafen und den Erfolg in Ruhe genießen.
    Vielleicht würde er auch mit Wilma auf ein verlängertes
Wochenende nach Südtirol fahren, um den dort ansässigen Teil
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