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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erst kennengelernt!«, erwiderte Mario. »Vor weniger als fünf Minuten. Ist
er nicht noch ziemlich jung für einen Mann in dieser Position?«
    »Soviel ich weiß, ist er knapp 40, also jung …?« István
schüttelte den Kopf. »Wie vieles im Leben ist jung eben auch ein relativer
Begriff!«
    Komisch, dachte Palinski, er hätte dem Burschen vorhin keine
30 gegeben. Aber bitte, manche sahen mit 50 noch so glatt und rosig aus wie ein
Kinderpopo.
    »Er muss irgendwo in einem der hinteren Wagen sein!«, er deutete
in die Richtung, aus der er eben gekommen war.
    »Danke«, István salutierte scherzhaft ehe er weiterging. »Wir
sehen uns!«

     
    *

     
    Wilma Bachlers Schock über das, was sie eben von
ihrer Mutter erfahren hatte, war nicht gerade gering. Zwar gab es niemanden in
ihrer Verwandtschaft, den sie weniger mochte als Cousin Albert. Sie hielt ihn
für ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man sich seine Freunde aussuchen
konnte, die Verwandtschaft dagegen nicht.
    Aber Objekt einer Entführung und Lösegeldforderung zu sein,
das war gewiss eine Erfahrung, die zu machen sie nicht einmal ihren schlimmsten
Feinden wünschte.
    Klar, dass die Familie in so einer Situation zusammenrückte,
sich gegenseitig, vor allem aber den unmittelbar betroffenen Angehörigen half.
Oder dies zumindest versuchen musste.
    Langsam wurde sie zornig. Sie hatte jetzt mindestens fünf Mal
versucht, Mario zu erreichen, aber immer ohne Erfolg. Ständig dieser saudumme
Hinweis auf die Mailbox. Was für einen Sinn hatte ein mobiles Telefon, das der
potenzielle Gesprächspartner immer bei sich haben konnte, ein entscheidender
Vorteil zum Festnetzangebot, wenn dieser Popsch von Palinski das Gespräch nie
annahm?
    Vielleicht sollte sie versuchen, Florian zu erreichen. Soviel
sie wusste, war Marios Mitarbeiter bereits am Semmering.
    Sie konzentrierte sich auf seine Handynummer, irgendwie
schaffte sie es immer wieder, gedanklich einen Zahlensturz zu vollziehen und so
regelmäßig eine Fehlverbindung zu produzieren.
    Obwohl sie das wusste und sich darauf konzentrierte, den Fehler
heute zu vermeiden, war sie schon wieder falsch verbunden. Sie verstand nicht,
dass sie nicht imstande sein sollte, den Assistenten Marios bereits mit dem
ersten Versuch zu erreichen.
    Nun, es gab eben Dinge, die zu verstehen man gar nicht erst
versuchen sollte. Ganz einfach, weil sie eben völlig unverständlich waren.
    Wilma tippte die Nummer ein zweites Mal ein. Diesmal eine 434
statt einer 344. Und siehe da, kurz darauf hatte sie Florian Nowotny
tatsächlich am Apparat.
    »344 statt 434«, memorierte sie, und nochmals »344 statt
434«.
    Das war doch wirklich nicht so schwer zu merken. Sie sollte
sich unbedingt eine deppensichere Eselsbrücke ausdenken oder die Nummer endlich
abspeichern, ging es ihr noch durch den Kopf, während sie den jungen Polizisten
bat, dafür zu sorgen, dass sich Palinski so rasch wie möglich mit ihr in
Verbindung setzte.

     
    *

     
    Adrian Eberheim war das, was man landläufig als
feschen Kerl in den besten Jahren bezeichnen konnte. Der schlanke Mittfünfziger
mit flottem Oberlippenbart war glücklich verheiratet und Vater zweier Kinder.
Und er war heilfroh, dass der Nachwuchs die Schule endlich hinter sich gebracht
hatte. Natürlich mit großem Erfolg, aber auch mit erheblichen Problemen
organisatorischer Natur. Oder konkret: Zorres mit den Schulferien.
    Denn Tochter Anna war im niederösterreichischen
Gloggnitz zur Schule gegangen, und Sohn Herbert hatte eine solche im
steirischen Mürzzuschlag besucht.
    Das hatte die Konsequenz, dass für Anna andere Ferientermine
galten als für Herbert. Das wieder hatte erheblichen zusätzlichen Stress für
die Eltern zur Folge, die beide berufstätig waren. Eltern schulpflichtiger
Kinder mit etwas Fantasie konnten sich gewiss vorstellen, worauf dies immer
wieder hinausgelaufen war.
    Barbara Eberheim arbeitete in leitender Position im größten
Haus am Platz, Adrian war Generaldirektor des ›Semmering Grand‹ und damit ihr
Chef.
    Der Boss hatte heute aber ganz andere Sorgen als die, die
sich seinerzeit aus unterschiedlichen Ferienterminen und freien, sogenannten
›schulautonomen Tagen‹ ergeben hatten.
    Als ihn Mario Palinski, den Eberheim seit vielen
Jahren kannte und auch öfters schon als Gast im Hause gehabt hatte, vor fast
acht Monaten mit der Ankündigung überrascht hatte, die nächste und noch dazu
50. Jahresversammlung der FECI im
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