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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aussah, keiner hatte sie gesehen. Es gab keine Spuren, und die
Chancen, doch noch auf eine zu stoßen und damit die junge Frau selbst zu
finden, wurden von Tag zu Tag geringer.
    Und obwohl er sich ganz schrecklich dabei gefühlt hatte,
hatte sich Generaldirektor Eberheim schließlich nach Weihnachten gezwungen
gesehen, die Position seiner Assistentin zumindest provisorisch neu zu
besetzen. Das Arbeitsvolumen hatte ihm trotz großen Unbehagens keine andere
Wahl gelassen.
    Dabei hatte er noch Glück im Unglück gehabt, denn
Ingrids Nachfolge hatte sich mehr oder weniger von selbst ergeben. Die junge
Wirtschaftsakademikerin Elke Horwenz war am 17. Dezember im ›Grand‹ angekommen,
um sich einige Tage des Ausspannens zu gönnen. Rein zufällig hatte sie
mitbekommen, was sich abgespielt hatte. Am 20. Dezember hatte Frau Horwenz
Eberheim um ein Gespräch gebeten. Sie habe ihre bisherige Arbeit im Ausland
aufgegeben und sei nach Österreich zurückgekehrt. Und das alles wegen einer
unglücklichen Affäre mit einem verheirateten Mann. Sie habe vom Verschwinden
der Assistentin gehört und wolle ihre Dienste anbieten. Natürlich nur
inoffiziell und ohne Bezahlung. Nun gut, gegen Kost und Quartier war nichts
einzuwenden gewesen.
    Der Generaldirektor hatte nicht lange überlegt und Ja zu dem
Deal gesagt. Und seine spontane Entscheidung bisher nicht bereut. Ganz im
Gegenteil.
    Es war daher nur logisch gewesen, Elke Horwenz ein Angebot zu
machen, nachdem er sich definitiv entschieden hatte, den Posten neu zu
besetzen. Ein Offert, das diese erfreut, aber mit der Einschränkung angenommen
hatte, das Feld räumen zu wollen, sollte ihre Vorgängerin wieder auftauchen.
    Eberheim war mehr als beeindruckt von dieser Geste gewesen
und durchaus zufrieden mit seiner Wahl. Obwohl Elke Ingrid natürlich nicht
ersetzen konnte. Noch nicht zumindest.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass noch knapp
zwei Stunden bis zur massiven Ankunft der Gäste blieben. Gut, dass er Palinskis
Idee aufgegriffen und drei Mitarbeiterinnen losgeschickt hatte, die den Crime
Express in Wiener Neustadt besteigen und die Gäste noch im Zug einchecken
sollten. Damit würde die Ankunft im Hause nahezu frei von den üblichen
administrativen Notwendigkeiten ablaufen, relativ rasch und unproblematisch
über die Bühne gehen. Aber mehr als 400 Gäste und ihr Gepäck innerhalb
kürzester Zeit auf die Zimmer zu bringen, und zwar auf die richtigen, war immer
noch Herausforderung genug.
    Hoffentlich würden die großen Pferdeschlitten, die bis zu 24
Personen fassen konnten, rechtzeitig am Bahnhof eintreffen. Er hatte sie mühsam
in einem Umkreis von 60 Kilometern auftreiben müssen, um den gewünschten
stilvollen Transfer bieten zu können. Schnee dafür war ja noch genug vorhanden.
Auch wenn es seit mehr als einer Woche keine Auffrischung mehr gegeben hatte.
    Also, falls es jetzt auch noch schneite …
    Ob die 300 Flaschen Champagner für heute Abend reichen
würden? Vielleicht sollte er vorsorglich noch 100 zusätzlich auf Eis legen
lassen.
    Hoffentlich klappte das morgen mit dem Ersatz für Luigi
Marander, den Chefpâtissier. Denn er war der einzige Pâtissier, den er in der
Küchenbrigade hatte. Gehabt hatte, um korrekt zu sein. Denn dieser Unglücksrabe
hatte sich gestern das Bein gebrochen. Da verbot man den wichtigen Leuten in
der Saison das Skifahren, um so etwas zu verhindern, und dann rutschen sie auf
einer Eisplatte aus.
    Also der Gedanke, die nächsten Tage ohne seinen Spezialisten
fürs Süße auskommen zu müssen, bereitete ihm echt Kopfweh.
    Verdammt, der sonst so ruhige Eberheim war diesmal richtig
nervös. Er musste unbedingt erneut alles durchchecken, durfte nichts dem Zufall
überlassen.
    In den nächsten Tagen durfte nichts, aber auch wirklich
nichts schiefgehen.

     
    *

     
    Die Weinverkostung im Bahnhof Baden während des
rund 20-minütigen Stopps in der Kurstadt war ein großer Erfolg gewesen.
Palinski war richtig stolz auf seine Idee, die er gegen den rhetorischen
Widerstand seines alten Freundes und Mitorganisators Ministerialrat Miki
Schneckenburger durchgesetzt hatte.
    Mehr als 50 Weinbauern der Thermenregion hatten kleine Stände
aufgebaut und reichten den überraschten, erfreuten und teilweise sukzessive
leicht beschickerten Gästen kleine Kostproben durch die geöffneten Fenster.
    Zahlreiche Fahrgäste waren ausgestiegen, um sich etwas die
Beine zu vertreten und bei dieser Gelegenheit
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