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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
Autoren: Evelyn Holmy
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Ricksdale
    Es ist doch noch ein sonniger Tag geworden. So, wie man sich einen sonnigen Herbsttag am nördlichen Polarkreis eben vorstellt. Die borealen Wälder im Osten Zentralalaskas leuchten in verschwenderischer Farbenpracht. Auch hier, in Ricksdale. Einem Möchtegernstädtchen mit immerhin neunhundert Einwohnern. Für alaskanische Verhältnisse allerdings ist es bereits eine Großstadt.
    Lucy kann sich nur schwer aufrappeln. Aber es ist schon spät. Sie faltet die Isomatte zusammen, auf der sie sich noch bis eben faul in der immer schwächer werdenden Sonne räkelte. Bevor sie jedoch in ihren Geländewagen steigt, lässt sie den Blick noch einmal bewundernd und abschätzend zugleich über die bewaldeten Hügel um Ricksdale schweifen. Die im Untergehen begriffene Sonne taucht die Landschaft in zartes Orange. Es wird kalt. Doch Lucy ist das gleich. Sie kramt noch einmal ihre Kameraausrüstung hervor und setzt sich in Gedanken eine Grenze. Nur fünf Fotos. Sie fotografiert direkt in den Sonnenuntergang hinein. Doch auch die sonnenabgewandte Seite hat ihre Reize. Alles erstrahlt in Rosatönen. Gepaart mit dem herbstlichen Gelb bis Rotorange der Papierbirken und Balsampappeln eröffnet sich ein überwältigender Anblick. Dieses leuchtende Farbgemisch steht in Kontrast zum eigentlichen, dunklen Erscheinungsbild der Taiga. Farbtupfer in einem Meer dunkelgrüner Schimmel- und Schwarzfichten. Und vor einem drohend dunkellila verfärbten Himmel!
    „Du meine Güte, was kommt da schon wieder für ein Wetter“, raunt Lucy vor sich hin. Sie unterhält sich oft mit sich selbst. Dann, wenn sie wieder einmal allein in der Wildnis unterwegs ist. Ihrem geliebten Arbeitsplatz. Sie verstaut nun endgültig alles im Jeep. Wind kommt auf und zerzaust ihre schwarzen, langen Locken. Sie steigt ins Auto und überzeugt sich mit einem prüfenden Blick in den Rückspiegel, dass ihr keine Gräser oder Blätter im Haar hängengeblieben sind. Erste Regentropfen fallen auf die Windschutzscheibe vor ihr. Eigentlich hatte man ihr gesagt, sie habe mit ihrer Anreise das gute Wetter mitgebracht und die Regentage vertrieben. Doch es scheint, letztere nisten sich schon wieder ein. Dabei ist sie doch auf gutes Licht und Trockenheit angewiesen! Seufzend wischt sie noch ein paar Schlammspritzer von ihrer Stupsnase. Nicht, dass sie es stören würde. Doch sie hat noch einen Termin. Sie blickt sich in die smaragdgrünen Augen und seufzt erneut. „Dann können wir wohl den Flug morgen vergessen“, meint sie besorgt und fährt los.
    „Oh Mrs. Denalo! Wir haben Sie schon erwartet.” Jonathan Tucker, der untersetzte und leicht ergraute Besitzer des RICKSDALE AIRPORT, untermalt seinen Ausruf wild gestikulierend. Er wirkt etwas gehetzt, eine rosa Papierschlange windet sich um seinen kurzen Hals. Lucy zieht verwundert die schwarzen, fein geschwungenen Augenbrauen hoch und kann ihm gerade noch die Hand zur Begrüßung reichen, als Tucker ihr höflich, aber bestimmt den Vortritt weist.
    „Bitte hier entlang“, meint er, während er eine schwere Tür zum Hangar öffnet. Laute Musik von einer illustren Band und Stimmgewirr schlagen ihnen daraufhin von einer bunten Menschenmenge entgegen. Die Halle ist mit Girlanden ausgeschmückt, das eigentliche Inventar an Flugmaschinen wurde ganz offensichtlich ausquartiert.
    „Sie müssen den Trubel hier entschuldigen“, ruft er und schlängelt sich an ihr vorbei durch eine fröhlich tanzende und schnatternde Traube Vergnügungslustiger. „Aber wir feiern heute unser 25-jähriges Bestehen“, schreit er ihr nunmehr zu, wobei er sich immer wieder zu ihr umwendet. „Die Party - ...oh entschuldige“, sagt er zu jemandem im Blaumann gewandt, dem er wohl gerade auf den Fuß getreten war, und klopft dessen Schulter. „Weißt du, wo Luc steckt?“ Der im Blaumann mustert Lucy und pfeift anzüglich. Dann streckt er den Arm doch noch in die entsprechende Richtung aus. Tucker nickt mit einem peinlich berührten Seitenblick auf Lucy und setzt sich wieder an sie gewandt in Bewegung. „Sie müssen meine Männer entschuldigen, sind `ne wilde Horde!“
    Lucy winkt nur gleichgültig ab. Sie ist es gewöhnt, aufzufallen. Es gehört zu ihrem Job.
    Tucker hebt ständig grüßend die Hand. „Die Party dauert schon den ganzen Tag. Ihr Chef, Mr. Cart- ... äh Carter?”
    “Cartwright”, hilft ihm Lucy aus und beeilt sich, um zu ihm aufzuschließen. Sie lacht in sich hinein. Denn der Name CARTWRIGHT, des weltbekannten Verlags-Magnaten
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