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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord
Autoren: Gisbert Haefs
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sagte Hermine: »Doch; kann ich irgendwie verstehen. Und was ist aus ihnen geworden?«
    »Keine Ahnung.« Baltasar breitete die Arme aus. »Seit damals habe ich nichts mehr gehört. Bis heute. Albin ist tot; und wenn Melanie nicht gestorben ist, lebt sie vielleicht glücklich und in Freuden. Oder wie das Märchen sonst enden mag.«
    Komarek räusperte sich. »Ich wüßte ja doch gern mehr über Ihr Labyrinth ...«
    »In diesem Fall war es, uh, ein Psycho-Labyratorium.«
    Hermine stöhnte.
    »Ihre Wortklauberei beiseite – wie hat es ausgesehen?«
    »Kein Kommentar.«
    »Auch nicht, wenn ich Ihnen erzähle, was er nach der Rückkehr aus Francos Nimmerland getrieben hat?«
    Matzbach spitzte die Lippen. »Mal sehen. Lassen Sie hören.« Er zündete seine Zigarre an und lehnte sich zurück.
    »Ah, vorher noch was andreas. Die Erben ...«
    »Ja?«
    »Er hat seinen diversen Ex-Damen fast alles vermacht, üppige Pflichtteile gewissermaßen. Den Ladys ist es furchtbar egal, wie er umgekommen ist. Ein paar Freunde dagegen, die er mit Kürteilen bedacht hat, sind bereit, davon ein wenig springen zu lassen.«
    »Na gut. Dann lassen Sie springen, Koma.«
    * Vgl. Kein Freibier für Matzbach

2. Kapitel
    Die Trübsal ob seiner frühen Ankunft war allerdings heiter, verglichen mit dem Ungemach ob seines späten Scheidens.
    J AKOB J ANSEN
    Komarek wollte nicht zum Abendessen bleiben; er sagte, er sei »zu diesem Behuf und möglichen Weiterungen« mit einer charmanten Kollegin verabredet. Er drohte für den nächsten Vormittag mit einem Anruf.
    Matzbach schlenderte in die Küche, entkorkte eine Flasche Cidre und schmierte Brote. Zwischendurch, wie von einem jähen Einfall getrieben, ging er in den Flur, der zur Haustür am Innenhof führte, blieb vor der getäfelten Wand stehen, an der eine antike Streitaxt hing, fuhr mit der Fingerspitze über eine der beiden Schneiden und sagte leise: »Ach ja, die Schärfe des Daseins.«
    Hermine hatte sich ins Atelier verzogen; Baltasar kredenzte ihr einen Humpen Cidre und drei Brote auf einem silbernen Tablett. Sie murmelte etwas, starrte auf das an einer Staffelei hängende Foto und riffelte mit der Messerspitze Späne von dem Mahagoni, das Büste werden sollte.
    »Schneidest du alles weg, was nicht Nase sein kann?«
    Sie schob die Unterlippe vor. »Irgendwie ist mir ein bißchen die Lust vergangen. Wenn der Typ hier tatsächlich was mit diesem Todesfall zu tun hat ...« Dann lächelte sie schwach. »Aber Job ist Job, nicht wahr?«
    »Was haben dir seine Freunde geboten?«
    »Fünfzehn. Plus Mehrwertsteuer.«
    Matzbach nickte ernsthaft. »Die fünfzehntausend könntest du verschmerzen, aber die Mehrwertsteuer bringt’s.«
    »Blöde Socke.«
    »Ich werde jetzt auf der Veranda ein wenig brüten. Notizen machen, derlei.« Mit dem Zeigefinger berührte er Hermines Nase. »Übrigens habe ich mir nur halb soviel Brote gemacht. Die Beweglichkeit, weißt du, ist dann nicht so lange gehemmt.«
    »Bei der Hitze?« Sie lächelte. »Bißchen stickig heute, aber wenn das ein Antrag sein sollte – angenommen.«
    »Von wegen Weiterungen – pfeifen genügt. Du kannst doch pfeifen, oder?« sagte er; dann ging er zurück zur Veranda.
    Viel hatte er nicht zu notieren. Komareks Auskünfte über Albin Czerny waren einerseits ausführlich gewesen, andererseits würde nicht viel davon sachdienlich sein. Czerny hatte offenbar ein paar Jahre knapp nördlich der portugiesischen Grenze verbracht, in Bayona, und sich Verdienste um Bett und Hummerkörbe einer jungen Fischerwitwe erworben. Irgendwann waren ihm die Hummer zu groß geworden, das Bett zu klein oder die Witwe zu sehr auf Statusänderung erpicht; 1973 kehrte er nach Wien zurück, schlug sich als Kellner durch und begann zu schreiben, arbeitete bald frei für mehrere Zeitungen und Zeitschriften, dann auch für den Funk. Heirat 1978, Scheidung (kinderlos) 1981, zweite Ehe 1984, wieder kinderlos, zweite Scheidung 1988. Komarek hatte angemerkt, Czerny sei der einzige ihm bekannte Fall von zweimal verheiratet und fünfmal geschieden; die Trennung von der Witwe in Bayona müsse herb gewesen sein, und nach der zweiten Ehe habe es noch zwei längerfristige Partnerschaften gegeben, die beide mit Krach und Finanzgebalge endeten: Scheidungen
comme il faut
ohne vorherige Ehe. (Hermine hatte dazu gesagt, Czerny habe wohl an exzessiver Vergnügungssucht gelitten; Komarek meinte, »gelitten« sei das falsche Wort.)
    Es gab größere Mengen Arbeitsproben: Artikel,
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