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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert
Autoren: brisbin
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hatte er immer alles, was er begehrte, über die Liebe gestellt.
    Margriet strich sich die Haare aus dem Gesicht und sah zu, wie ein größeres Schiff am Kai vorbeisegelte und ein kleineres wendete, um dort anzulegen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass sie in ihr Vaterhaus zurückgekehrt war. Mitleid und Wahrheit hatte sie hier zu finden gehofft. Oh ja, die Wahrheit hatte sie gefunden, aber es war nicht die, welche sie sich erhofft hatte.
    Sie war nicht wichtig.
    Nicht für ihren Vater, der sie zehn Jahre lang verbannt und dann im Stich gelassen hatte, als sie seiner Ehre diesen Schlag versetzte.
    Nicht für ihren Verlobten, der nur die anstößig üppige Mitgift wollte, mit der Erengisl sie versorgte, um die Beleidigung seiner Ehre zu mildern.
    Und auch nicht für den Mann, in den sie sich törichterweise verliebt hatte.
    Das schmerzte am meisten, obwohl sie sich daran erinnerte, dass er sie sehr wohl vor der Wahl gewarnt hatte, die er treffen würde. Und obwohl sie wusste, dass sie mehrmals in der kurzen Zeit, in der sie beisammen waren, seinen Stolz verletzt und sein Vertrauen enttäuscht hatte.
    Margriet seufzte. Das war für Aslief das Zeichen, erneut über Margriets Trödelei zu jammern. Margriet wandte sich um und ging zum Haus zurück. Sie wusste, dass ein langer Tag zum nächsten und dann wieder zum nächsten führen würde, und dass nichts ihre Lage ändern konnte.
    Dem einzigen Mann, der ihr etwas bedeutete, bedeutete sie nichts.
    Als Margriet das Haus betrat, stellte sie fest, dass Besucher gekommen waren. Thorfinn und seine Männer saßen an ihres Vaters Tisch, tranken Bier und warteten auf sie. Verwirrt, weil auch Magnus bei ihnen war, wollte sie ihn gerade begrüßen, als alle aufstanden und gingen. Und sie nahmen alle Diener mit. Danach blieben nur noch sie und Thorfinn zurück, und Margriet fürchtete, dass ihre Strafe erst begonnen hatte.
    Rurik ritt, als sei der Teufel hinter ihm her. Aber der Teufel, den er suchte, war schon dort, wo er jetzt hinwollte. Die Botschaft war gekommen, während er fort war und sich um die Geschäfte seines Vaters kümmerte. Und jetzt hatten Thorfinn und seine Männer einen Vorsprung von zwei Stunden. Sven, Donald und Leathen galoppierten schweigend neben ihm. Alle erinnerten sie sich an die Leiche der Dienerin und dachten daran, wie Margriets Schicksal aussehen würde, wenn sie nicht rechtzeitig bei ihr ankamen.
    Keiner beklagte sich. Keiner ritt langsamer oder bat um eine Pause. Keiner sprach über die Angst, die sich in ihre Eingeweide fraß, während sie voranstürmten. Endlich, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand, erreichten sie die Hügel, hinter denen sich Gunnars Landsitz befand. Und Margriet.
    Auf ein Handzeichen Ruriks stiegen alle von den Pferden und folgten ihm zu Fuß. Die Tiere ließen sie angebunden auf dem Feld zurück. Die letzte Strecke krochen sie geduckt über den Boden, damit niemand sie sah. Das Haus war von mehr Wächtern umgeben, als sie erwartet hatten. Sie waren vollkommen in der Minderheit.
    Während sie eilig ihren Angriff planten, erklang ein Schrei
    ein Schrei, den jeder von ihnen wiedererkannte. Sie hatten ihn gehört, als Margriet während ihrer Reise in den Fluss gefallen war. Bei diesem entsetzlichen Angstschrei gaben sie jede Hoffnung auf, die Wächter zu überraschen.
    Mit gezücktem Schwert und Dolch stieß Rurik seinen Kriegsruf aus und führte die Männer zum Haus.
    „Ich werde nicht einfach hier stehen und zulassen, dass du mein Kind umbringst, Thorfinn.“
    Margriet wischte sich mit dem Handrücken das Blut fort, das über ihr Gesicht rann und stellte sich mit dem Rücken an die Wand. So konnte sie ihn wenigstens kommen sehen. Bis auf seinen Lakai Sigurd hatte er jeden fortgeschickt. Danach hatte er versucht, sie niederzuschlagen. Sie hatte sich gewehrt, wenn auch nicht erfolgreich genug, um ihn davon abzuhalten, ihr Nase und Mund blutig zu schlagen und mit einem kraftvollen Hieb ihren Rücken zu treffen. Er hätte sein Vorhaben viel schneller zu Ende bringen können. Aber er schien es zu genießen, mit seinen eigenen Händen jemandem Schmerzen zu bereiten
    und mit seinen Füßen. Sie wich zwei Tritten aus, die auf das Kind in ihrem Bauch zielten, und suchte dann hinter dem langen Tisch Schutz.
    „Ich habe dich auch nicht darum gebeten, Margriet. Ehrlich gesagt, macht es mir mehr Spaß, dich einfangen zu müssen, bevor ich dann das Kind aus dir herausprügele.“
    „Heilige Mutter Gottes!“, schrie sie und wollte
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