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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert
Autoren: brisbin
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reicht Jahre zurück, Rurik. Du würdest es nicht verstehen. Thorfinn und ich wurden beide verdrängt, verdrängt von
    “ Magnus schwieg. Mit einem Mal wollte er seine Erklärung lieber für sich behalten.
    „Bastardsöhnen, die zurückkehren“, beendete Rurik den Satz an seiner Stelle.
    Am Ende lief immer alles auf die Rangordnung hinaus. Ein unehelich geborener Sohn, mochte er noch so tüchtig und tapfer sein, in den Augen der legitim Geborenen war er unwürdig.
    „Ich kann nichts tun, um sie zu schützen, Magnus. Ich bitte dich nur darum, mir zu sagen, wenn du den Verdacht hegst, ich könnte recht haben. Schick mir einfach eine Nachricht. Ich werde mich dann um Margriets Sicherheit kümmern.“
    Magnus willigte nicht ein, sondern wandte sich ab. Und mit einem stummen Blick auf das Bündel, das zwischen ihnen auf dem Boden lag, verließ er das Gemach. Rurik betete, dass es ihm gelungen war, zu dem Mann durchzudringen, den er für seinen Freund aus Kindertagen gehalten hatte.
    Die Tage vergingen, und Thorfinn machte klugerweise einen weiten Bogen um Rurik. Er erschien noch nicht einmal bei den Mahlzeiten oder den Versammlungen. Gunnar blieb an Erengisls Seite. Doch er zeigte keine große Begeisterung für die Arbeit, noch für Verhandlungen oder irgendeine der Aufgaben, die ihn für den Earl so wertvoll machten. Bis die Hochzeit stattfinden würde, würde die Schande wie eine dunkle Wolke über ihm hängen. Und diese Hochzeit würde noch lange nicht stattfinden.
    Erfolgreich hatte Thorfinn seinen entschiedensten Gegner mundtot gemacht. Und Rurik wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sein Bruder anfangen würde, seine neu gefundene Stärke zu seinen Gunsten zu nutzen. Einige von denen, die noch vor Kurzem um Ruriks Gunst wetteiferten, klopften jetzt mit ihren Angeboten und Geschenken an die Tür seines Bruders. Diese Männer waren keine Narren. Sie wussten sehr wohl, dass Ruriks Heirat ihn von der Insel fortführen würde. Sie wussten, wer nach Erengisl hier das Sagen haben würde.
    Drei Wochen nachdem Margriets Schande offenbar geworden war, kehrte Rurik eines Tages in seine Gemächer zurück und fand auf seinem Bett eine Nachricht vor, die nur aus einem einzigen Wort bestand.
    Jetzt.

21. KAPITEL
    Anders als so viele zuvor, war dieser Tag hell und klar angebrochen. Deswegen bat Margriet um Erlaubnis, einen Spaziergang an den Strand machen zu dürfen. Sie war zwar nicht gerade eine Gefangene, aber sie besaß auch nicht die Freiheit, gehen und kommen zu können, wie es ihr beliebte. Ihr zukünftiger Gatte hatte Anweisungen gegeben. Und er ließ die Männer und Frauen in ihrem Dienst nicht im Zweifel darüber, welchen Preis sie zu zahlen hätten, sollte Margriet irgendetwas zustoßen.
    Sie warf sich den Mantel über die Schultern und ging zu den Ruinen der alten Kirche am Rande des Landsitzes ihres Vaters. Es wehte ein starker, aber noch nicht zu kalter Wind, den sie sehr genoss. Als sie die Mauerreste erreichte, denn mehr war jetzt von der Rundkirche nicht mehr übrig, die vor fast zwei Jahrhunderten dem heiligen Nikolaus geweiht worden war, setzte sie sich hin und ließ sich von der Sonne bescheinen.
    Ihr Mädchen Brynja war durch eine ältere Frau ersetzt worden, die nicht gern spazieren ging. Kaum hatten sie das Haus verlassen, fing sie auch schon zu jammern an. Margriet ignorierte sie immer so lange wie möglich. Denn ihre Spaziergänge waren eines der wenigen Vergnügen, das ihr blieb, jetzt, wo ihr Leben zerbrochen war. Oh, sie wollte ihren Anteil an ihrem Vergehen gar nicht herunterspielen. Sie fragte sich, ob ihr jetziges Leben ihre Strafe war, oder ob die Strafe vielleicht noch gar nicht begonnen hatte. Wenn sie so über diese Frage nachdachte und über den wirklichen Thorfinn, wie er sich ihr erst jetzt präsentierte, dann glaubte Margriet, dass ihre Strafe noch nicht begonnen hatte.
    Als das andauernde Nörgeln der Frau den schönen Tag zunichtemachte, drehte Margriet sich um und ging zurück zum Haus. Einen Moment lang blieb sie stehen, um einigen Booten zuzusehen, wie sie dicht an der Küste entlangfuhren. Bei ihrem Anblick musste sie immer an Rurik denken.
    Nein, sie konnte ihm nicht die Schuld daran geben, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Er hatte ihr ehrlich von seinen Träumen erzählt und seiner Sehnsucht nach dem, was sein Vater ihm anbot. Und als ihm die Frage gestellt worden war und er besser daran getan hätte zu lügen, da hatte er die Wahrheit gesagt. In seinem ganzen Leben
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