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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert
Autoren: brisbin
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war es auch jetzt. Erschöpft, aber mit klarem Kopf, erkannte er endlich, wer unter seinen Männern gegen ihn arbeitete. Wer Thorfinn die Informationen gegeben hatte, die als Köder gedient und die Falle hatten zuschnappen lassen. Als ein Diener die Nachricht brachte, man habe in den Müllgruben außerhalb der Burg eine Leiche gefunden, wusste Rurik, wie er Thorfinns Ränke beweisen und so hoffentlich einen Weg finden konnte, eine Heirat zwischen Thorfinn und Margriet zu verhindern.
    Kurze Zeit darauf betraten die Männer Ruriks Gemächer. Keiner sagte ein Wort. Die meisten wussten, was gestern Abend geschehen war. Fast jeder Bewohner der Burg und der Stadt wusste Bescheid. Denn wenn einer der Ranghöchsten in Ungnade fiel, dann freuten sich einige hämisch, einige feierten und einige klagten, aber alle wussten davon. Gunnar hatte lange in der Gunst seines Herrn gestanden. Und wegen seiner Ratschläge und Empfehlungen, die er gab, oder der Meinung, die er vertrat, hatte er sich über die Jahre hinweg auch Feinde gemacht. Thorfinn war nicht der Einzige, der wünschte, dass Schande über ihn kommen möge.
    Rurik stand vor ihnen und sah von einem zum anderen, während er sprach.
    „Ihr wisst, was gestern Abend geschehen ist. Und ich bin hier, um den Namen des Mannes herauszufinden, der Thorfinn half, diesen Angriff auf Gunnars Ehre auszuführen.“
    „Was meinst du damit, Rurik? Glaubst du, dass einer von uns für ihn spioniert?“, fragte Sven.
    Rurik konnte spüren, wie bei seinen Worten Entrüstung in den Männern aufstieg. Trotzdem nickte er. „Aye. Einer von euch hat Thorfinn von Anfang an geholfen. Die Verspätungen, mit denen ich die Briefe meines Vaters erhielt. Thorfinns zufälliges Zusammentreffen mit Margriet nahe dem Kloster. Das verdorbene Fleisch, das uns krank machte. Jemand ist mir sogar von Thurso gefolgt und hat weitergegeben, was zwischen mir und Margriet vorgefallen ist.“
    Ein zorniges Gemurmel hob an, aber keiner gab irgendetwas zu. Rurik näherte sich dem in Segeltuch gewickelten Bündel auf dem Boden und löste die Schnüre. Während er es so vorsichtig wie möglich entrollte, suchte er in den Gesichtern der Männer nach irgendeinem Anzeichen des Wiedererkennens oder der Schuld.
    „Die Wachen fanden ihren Körper heute Morgen in den Abfallgruben.“
    Alle verzogen sie entsetzt die Gesichter bei dem Anblick, der sich ihnen bot. Rurik schaute von einem zum anderen, während er erklärte: „Es ist die Tat meines Bruders oder seines Helfers Sigurd. Er hat das Mädchen zu mir geschickt, damit es mir zu Willen ist. Ich aber habe abgelehnt. Ich vergnüge mich nicht mit Kindern. Als sie mich bat, sie eher zu töten, als sie seinem Unmut auszusetzen, brachte ich sie zu Gunnar in Sicherheit. Thorfinn muss sie dort entdeckt haben, als er über den Heiratsvertrag sprechen wollte.“
    Rurik kniete nieder und zog das Segeltuch wieder über ihren grün und blau geschlagenen Körper und entzog sie so dem Blick der Männer. Eigentlich war es unnötig. Er wusste, dass die Erinnerung daran, wie das Mädchen gestorben war, die Männer für immer begleiten würde. Und ihn besonders, denn das Mädchen war jetzt tot, weil es ihm nicht gelungen war, sie zu beschützen.
    „Das hier“, sagte er, während er sich erhob und auf das Bündel zeigte, „ist das Schicksal, das Margriet Gunnarsdottir bestimmt ist.“
    „Nein!“, schrie der Mann, der Ruriks Vertrauen missbraucht hatte. „Er hat dieses Mädchen nicht getötet.“
    „Glaub seinen Lügen nicht, Magnus. Du hast sie gesehen. Du hast die Spuren seiner Peitsche auf ihrem Rücken und ihren Beinen gesehen. Und damit ich weiß, dass er es war, hat er ihr sein Siegel aufgebrannt.“
    „Rurik“, begann, Magnus, aber Rurik unterbrach ihn und entließ die anderen, bevor er fortfuhr.
    „Es macht mir nichts aus, dass du meinen Bruder mir vorziehst. Aber ich werde nicht dastehen und zusehen, wie er Margriet noch mehr verletzt, Magnus.“
    „Das wird er nicht, Rurik. Es freut ihn, sagt er, dass er eine so riesige Mitgift erhalten wird. Denn was immer Gunnar ihm geben wird, dein Vater legt noch etwas obendrauf, damit es sich für Thorfinn lohnt.“
    Das hatte Rurik noch nicht gewusst. Wenn er mehr Geld erhielt, hatte Thorfinn erst recht Grund, dafür zu sorgen, dass die Ehe nicht lange dauerte. Das bedeutete, dass Margriet in noch größerer Gefahr schwebte, als er zunächst geglaubt hatte.
    „Und selbst um ihretwillen willst du dich nicht gegen ihn stellen?“
    „Das, was uns verbindet,
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