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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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Haare fuhr, zerrissen ihr das Herz. „Ich glaubte mich verliebt, Vater. Das ist eine traurige Entschuldigung, aber es ist meine einzige. Er versprach mir die Ehe, versprach mir seinen Namen, und ich glaubte ihm.“
    „Aber du warst doch im Kloster! Wie konnte er dir die Unschuld rauben, wenn du doch in einem Kloster warst?“
    Sie versuchte, es ihm zu erklären. Aber es fiel ihr schwer, die Worte zu finden und auszusprechen. Die Kehle war ihr eng und das Herz schwer. Eigentlich spielten jetzt auch alle Erklärungen keine Rolle mehr. Sie hatte ihn enttäuscht und durch ihren Fehler seine Ehre zerstört. Endlich konnte sie sprechen und erzählte ihrem Vater, wie sie Thorfinn kennengelernt hatte.
    „Ich war mit einigen Schwestern draußen im Wald nahe dem Kloster, um Kräuter zu sammeln. Da sah ich ihn vorbeireiten. Zehn Jahre lang lebte ich bei den Ehrwürdigen Schwestern und hatte außer Ian, unseren Schäfer, nie wirklich einen jungen Mann getroffen oder mit einem gesprochen. Ich wollte nur mit ihm reden und etwas über die Welt außerhalb des Klosters erfahren, Vater. Glaubt mir.“
    Sie nahm seine Hand und küsste sie. „Ich habe gefehlt, Vater. Das einzig Wertvolle, das ich besaß, gab ich fort und schadete Euch durch meine Verfehlung.“
    Auch seine Augen füllten sich mit Tränen. Dann nahm er sie in die Arme und hielt sie fest. „Ach, mein Mädchen! Wir werden einen Ausweg finden.“
    Sie musste noch heftiger weinen. Seine Worte bedeuteten ihr in diesem Augenblick mehr als irgendetwas auf der Welt. Sie befürchtete aber, dass er ihr nicht ganz so bereitwillig verzeihen würde, wenn er auch noch den Rest erfuhr. Eine Tochter, deren Ehre zerstört war wie die ihre, konnte in einem Kloster selbst noch in einer Ehe Zuflucht finden, wenn ein Mann sie als ein nicht makelloses Gut akzeptierte. Aber das Kind, das sie trug, änderte alles, änderte mehr, als sie sich im Augenblick vorstellen konnte.
    Und sie musste es ihrem Vater noch sagen. Gunnar gab sie frei und wollte aufstehen, als sie ihn festhielt. „Ich fürchte, da ist noch etwas Vater, wofür ein Ausweg nicht so leicht zu finden sein wird.“ Sie ließ ihn los, nahm aber seine Hand und legte sie auf ihren gewölbten Bauch. Sie sah, dass er verstand, denn sein Gesicht trug den gleichen Ausdruck des Entsetzens und des an ihm geübten Verrats, den sie auch bei Rurik gesehen hatte, als er die Wahrheit entdeckte.
    Dieser Entsetzensausdruck war jedoch nichts gegen die ungeheuere Enttäuschung in seinem Blick, als er sie endlich ansah. Er starrte sie an, als sei sie eine Verbrecherin und schuldig aller Art von Verfehlungen. So viele Jahre lang hatte sie sich nach der Liebe ihres Vaters gesehnt. Und jetzt hatte sie sie durch ihre Tat verwirkt.
    „Vater, ich bin
    “
    Bevor sie enden konnte, hatte er sich von ihr gelöst. Er öffnete den Vorhang und setzte sie den neugierigen Blicken aller Anwesenden in Erengisls Gemach aus.
    „Das Mädchen behauptet, dass sie Euer Kind trägt, Lord Thorfinn. Was sagt Ihr dazu?“

20. KAPITEL
    Die Stille, die im Gemach seines Vaters herrschte, wurde von Thorfinns glucksendem Lachen unterbrochen. Rurik verspürte das Bedürfnis, sich erneut auf ihn zu stürzen. Und das hätte er auch getan, hätten die Wächter bei Gunnars Auftauchen nicht wieder ihre Posten bezogen.
    Als er jetzt mit seiner Beschuldigung auf den Lippen auf Ruriks Bruder zuging, schien das Gesicht des Mannes wie aus Stein gemeißelt, hart und grau. Etwas jedoch, das kein anderer wahrzunehmen schien, entging Rurik nicht. Es war der Ausdruck auf Margriets Gesicht. Denn als Gunnar sie „Mädchen“ und nicht „Tochter“ nannte, brach sie zusammen.
    Rurik wandte sich ab und überlegte, was wohl Thorfinns Motive sein mochten, Gunnar und seine Tochter zu ruinieren. Er konnte sich keine vorstellen. Aber er zweifelte keinen Augenblick daran, dass Thorfinns Reise zu den Verwandten seines Vaters bewusst geplant worden war, um die Chance zu haben, Margriet zu „finden“. Und da Rurik sich gut daran erinnerte, wie Thorfinn schon als Kind zu täuschen gewusst hatte, wie sein Verhalten von bösartig zu gesittet wechselte, wenn sein Vater ihn beobachtete, dann zweifelte er nicht daran, dass Thorfinn Margriet mit süßen Worten und Versprechungen verführt hatte.
    Als sie es ihm hatte erzählen wollen, oder besser gesagt, als sie es versuchte, hatte er ihr nicht zugehört.
    Als Antwort auf Gunnars Frage zuckte Thorfinn nur mit den Schultern. „Es kann meins sein oder auch von irgendeinem

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