Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
nickte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Und umziehen kostet Geld, mit dem Sie ihn versorgt haben. Geld, falsche Papiere, Autos, Häuser … sie haben ihm alles beschafft. Die ganzen Drogen, die Sie an sich genommen haben, die ganzen Schmiergelder, die Sie sich haben zahlen lassen, die ganzen Leben, die Sie zerstört haben, auch das meines Vaters … alles nur, um sicherzustellen, dass Ihr verdammter Bruder im Land herumziehen und Menschen quälen und umbringen konnte, ohne erwischt zu werden.«
    »Es waren Huren.«
    »Was?«
    »Er hat nur Huren umgebracht. Die meisten von ihnen wären wahrscheinlich sowieso in einem Jahr oder so tot gewesen.«
    Ich schüttelte den Kopf, mehr aus Ärger über mich selbst als aus irgendeinem anderen Grund. Ich konnte nicht glauben, dass ich mich tatsächlich mit diesem Mann unterhielt , ihn wie ein menschliches Wesen behandelte und vor wenigen Minuten sogar fast noch versucht gewesen war, Mitleid mit ihm zu haben.
    »Sie sind nicht besser als Ihr Bruder«, sagte ich. »Der einzige Unterschied ist, dass er wenigstens einen Funken mehr Ehrlichkeit besitzt.«
    Bishop zuckte die Schultern. »Ja, mag schon sein … aber niemand kann sich aussuchen, wer er ist. Oder was er tut. Sie sollten das doch besser als jeder andere wissen, John.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Er lächelte. »Anton Viner …?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Viner ist –«
    »Tot … ja, ich weiß. Ich habe eine Weile gebraucht, um das herauszufinden, doch als ich anfing, genauer darüber nachzudenken … nun ja, es war das einzig Logische.«
    »Ich versteh nicht –«
    Er lachte. »Schon gut, John. Sie müssen mir nichts mehr vorspielen. Ich weiß, dass Sie ihn umgebracht haben. Ich hab keine Ahnung, wie , aber dass Sie es getan haben, weiß ich genau.«
    »Das ist lächerlich.«
    »John … John«, sagte er leise, fast vertraulich. »Ist schon in Ordnung … ich hab kein Problem damit. Er hat Ihre Frau getötet, Sie haben ihn getötet. Wenn ich an Ihrer Stelle gewesen wäre, hätte ich genau dasselbe getan. Das Einzige, was mich ärgert, ist: Ich wusste erst, dass Sie ihn getötet hatten, nachdem es mir gelungen war, Viners DNA an Anna Gerrishs Leiche zu schmuggeln.«
    »Das heißt, Sie wussten , dass Ihr Bruder sie getötet hatte?«
    Er seufzte und warf einen Blick auf Ray. »Ich hatte ihm gesagt, er sollte nicht zurückkommen. Scheiße verdammt, ich hab es ihm gesagt … aber er ist trotzdem …«
    »Was?«
    Mick sah mich an. »Er wollte mich nur besuchen, sonst nichts. Wir hatten uns schon seit Jahren nicht mehr gesehen … er sagte, er wäre einsam. Ich war mir sicher, dass er nichts anstellen würde, solange er hier ist.«
    »Hat er aber.«
    Mick nickte. »Ich hab es von dem Moment an vermutet, als ich herausfand, dass Anna auf den Strich ging. Er hatte es immer auf Huren abgesehen.« Er schüttelte den Kopf. »Sie machen es einem so verdammt leicht . Ich meine, man muss nur …« Er seufzte und schüttelte wieder den Kopf. »Wie auch immer, ich fuhr zu Ray und er hat erst alles abgestritten. Aber ich wusste, er log. Und er hielt das Leugnen nicht lange durch, nicht bei mir. Das konnte er noch nie. Also habe ich alles von ihm erfahren – wo er sie aufgelesen hatte, was er mit der Leiche gemacht hatte – und ich dachte , alles würde gut gehen. Ich dachte, ich hätte Zeit genug, ihn aus Hey fortzubringen und das Ganze zu regeln, bevor die Leiche gefunden würde …« Er sah mich an. »Aber dann kamen Sie ins Spiel. Anfangs habe ich mir keine Sorgen gemacht, denn ich dachte nicht, dass Sie an der Sache dranbleiben würden. Aber als mir klar wurde, dass Sie nicht bereit waren aufzugeben, wusste ich, dass ich etwas tun musste. Es war zu gefährlich, die Leiche wegzubringen, deshalb hatte ich nur eine Chance – in dem Fall, dass sie gefunden würde, müsste ich dafür sorgen, dass sie nicht mit Ray in Verbindung gebracht würde.«
    »Und wieso haben Sie Viners DNA genommen?«, fragte ich. »Was war der Grund?«
    »Erinnern Sie sich an den Tag, als Sie zum ersten Mal in mein Büro kamen und ich Ihnen sagte, ich sei noch mal die Akte über den Tod Ihrer Frau durchgegangen? Das war nicht gelogen. Ich habe sie mir tatsächlich angeschaut.«
    »Wieso?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich weiß immer gern so viel wie möglich über meine Gesprächspartner, bevor ich sie treffe. Deshalb ließ ich mir die ganzen Unterlagen über den Mord an Ihrer Frau bringen. Alles Schriftliche, Fotos, Beweismittel … ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher